Besser, aber noch nicht genug!
Mit 1. Juli 2025 tritt ein Teil der zuletzt beschlossenen Tiertransportverordnung in Kraft, die für nicht entwöhnte Kälber Verbesserungen bringen soll.

Mit 1. Juli bringt die neue Tiertransportverordnung in Österreich zwar eine Verbesserungen für Kälber, die Forderung von VIER PFOTEN nach Komplettverbot für Kälbertransporte bleibt aber aufrecht©️Canva
19 Stunden ohne jede Fütterung. Das mussten Kälber, die eigentlich noch auf Muttermilch angewiesen sind, bisher beim Transport aushalten. Künftig müssen sie alle neun Stunden mit einem so genannten Milchaustauscher gefüttert werden, also einem Gemisch aus Milchpulver, pflanzlichen Fetten sowie zugesetzten Vitaminen und Mineralstoffen. Auch die Tränkevorrichtungen auf den Lkws, die oft völlig ungeeignet für die Kälber sind, müssen nun angepasst werden, damit die Tiere sie auch gut erreichen bzw. bedienen können. Für Vier Pfoten ist dies ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wenngleich nach wie vor Missstände beim Transport von Kälbern bestehen und vor allem noch fraglich ist, wie der Vollzug tatsächlich aussieht.
Im Jahr 2024 wurden aus Österreich rund 34.000 Kälber exportiert. Großteils gingen die Transporte nach Italien, des Weiteren vor allem nach Spanien, Polen und Kroatien. Nach der Mast in der EU werden die Tiere oft in EU-Drittstaaten transportiert, wo sie meistens unter furchtbaren Bedingungen geschlachtet werden.
Bisher mussten Kälber regelmäßig Hunger leiden: Sie bekamen während langer Transporte nur Wasser oder Elektrolytlösungen – und das auch nur, wenn sie die Tränkevorrichtungen bedienen konnten. Das heißt, dass sie viel zu wenig Proteine und Kohlenhydrate bekamen, obwohl sie in diesem Alter noch auf die nahrhafte Muttermilch angewiesen sind. Deshalb finden wir die Verordnung grundsätzlich positiv und als einen Schritt in die richtige Richtung, bleiben aber bei unserer Forderung nach einem generellen Verbot des Transports nicht entwöhnter Kälber
, sagt Vier Pfoten Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Allerdings kommt es nun auf Umsetzung und Kontrolle der Verordnung an. Weissenböck: „Wir wollen ganz konkret wissen: Wie findet die Fütterung statt? Wie wird die Milch bzw. der Milchaustauscher transportiert und gelagert? Welche Systeme kommen zum Einsatz? Wie viel Zeit wird für die Fütterung benötigt? Wer kontrolliert die Vorgaben? All das ist entscheidend, um das Wohl der Kälber letztendlich auf den Transporten tatsächlich zu verbessern.“
Schon in der Vergangenheit gab es unzählige Verstöße gegen die geltende EU-Verordnung. „Die ohnedies viel zu geringen Standards werden einfach nicht eingehalten, und die Sanktionen sind oft lächerlich. Es braucht also unbedingt adäquat ausgestattete Fahrzeuge, praxistaugliche Vorgaben, ausreichende Kontrollen und bei Verstößen strenge Strafen“, fordert Weissenböck.
Kälber viel zu jung für Transport
Doch selbst wenn die Verordnung konsequent vollzogen wird, bleiben weiterhin Tierschutzprobleme bestehen. Die Tiere sind für einen Transport viel zu jung. Denn das Immunsystem von Kälbern ist mit 21 Tagen noch lange nicht ausgereift; sie werden sehr leicht krank, der enorme Stress durch den Transport in einem so geringen Alter schwächt sie zusätzlich. Seit Jahren wird ein Verbot des Transports nicht entwöhnter Kälber (unter zwölf Wochen) und eine maximale Transportzeit für ältere Jungtiere von acht Stunden gefordert. „Es ist wirklich völlig inakzeptabel, dass Babys auf Langstreckentransporten herumgekarrt werden. Wo es geht, müssen Transporte vermieden werden. Daher müssen unbedingt mehr lokale Mast- und Schlachtstrukturen mit höchsten Tierschutzstandards geschaffen werden“, so Weissenböck abschließend.