Wer kein Erdöl (Paraffin) oder Mikroplastik auf der Haut haben möchte, verwendet Naturkosmetik. Aber wie erkennt man diese? Von Margot Handler, Amyris  (Teil II)

Hände mit Creme

Ehrliche Naturkosmetik ist nicht immer ganz einfach zu erkennen. ©Unsplash

Auf vielen Kosmetikverpackungen findet man Hinweise wie „Bio“ oder „Aromatherapie“, „mit natürlichem Jojobaöl“ u.a.m.. Man muss aber schon ein Experte sein, um feststellen zu können, ob es sich tatsächlich um Naturkosmetik handelt. Macht man sich die Mühe, im Internet die so genannten INCI-Bezeichnungen (die auf jeder Kosmetik-Verpackung angeführt werden müssen) nachzusehen, wird man jedoch in den meisten Fällen herausfinden, dass in dem jeweiligen Produkt zwar einige natürliche Substanzen enthalten sind, der Rest aber aus chemischen Stoffen oder künstlich gewonnenen Auszugsstoffen (wie einzelne Vitamine) besteht.

Große Konzerne haben 2017 die „Naturkosmetiknorm ISO 16128“ ins Leben gerufen, deren Inhalt für den Verbraucher nicht öffentlich zugänglich ist und deren Kriterien dem strengen Begriff Natur- bzw. Biokosmetik  in keinster Weise entsprechen.

Aus Gründen der Abgrenzung wurden von HerstellerInnen „echter“ Naturkosmetik daher verschiedene kostenpflichtige Labels, wie zum Beispiel das „BDIH“-Zeichen (für kontrollierte Naturkosmetik) oder das „Natrue“-Label gegründet, was es einem jedoch nicht erspart, nachzulesen, wofür denn jedes dieser Labels wieder steht und welche Inhaltsstoffe unter dem jeweiligen Zeichen als akzeptabel gelten und welche nicht (Übersicht von Global 2000: https://www.global2000.at/sites/global/files/Naturkosmetiksiegel.pdf )

Die österreichische Regelung für „Naturkosmetik“ bzw. „Biokosmetik“ gehört zu den strengsten in Europa und Kosmetik darf mit diesen Bezeichnungen hier nur beworben werden, wenn sie entweder dem B33-Codex oder dem Codexkapitel A8 (seit 2018 Landwirtschaftliche Produkte aus biologischer Produktion und daraus hergestellte Folgeprodukte/Richtlinie “Biologische Produktion”) entspricht (https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/bio/biobeirat.html).

In zahlreichen anderen europäischen Ländern sind diese Begriffe gar nicht geregelt. Die unter der Bezeichnung „Naturkosmetik“ hergestellten und beworbenen Produkte dürfen jedoch nach Österreich importiert werden und sind am Markt häufig präsenter als einheimische Naturkosmetik.

In gängiger Kosmetik findet man nun großteils Paraffinöl (aus Erdöl) sowie eine Fülle synthetischer Inhaltsstoffe (u.a. auch das in letzter Zeit in den Fokus gerückte Mikroplastik als Füllstoff). Da der Großteil dieser Stoffe von der menschlichen Haut auf natürliche Weise nicht aufgenommen werden kann, müssen sie durch komplizierte und meist teure Verfahren durch die Hautschranke geschleust werden. Unverträglichkeiten können die Folge sein und immer noch werden weltweit Tierversuche eingesetzt, um Risiken besser einschätzen – jedoch häufig nicht ausschließen – zu können. (Man denke nur an die immer wieder – häufig erst Jahre nach der Markteinführung – festgestellte möglicherweise krebserregende Wirkung einzelner Inhaltsstoffe, z.B. die von Triclosan oder Aluminium in Deodorants). 

Millionen fließen in die Erforschung immer neuer „Wunderwirkstoffe“ und deren Bewerbung. (Natürlich können auch manche Naturstoffe bei empfindlichen Personen Unverträglichkeiten auslösen. Diese Stoffe werden jedoch möglichst nicht eingesetzt bzw. führen die HerstellerInnen gegebenenfalls von sich aus Warnhinweise auf den Verpackungen an)

Die Verpackungen in dieser Kosmetik sind meist sehr aufwändig und bestehen großteils aus Kunststoffen. Die Inhaltsstoffe sind in der Regel nur in den vorgeschriebenen INCI-Bezeichnungen angeführt, für deren Verständnis man zumindest Latein-, wenn schon nicht Kenntnisse als Chemiker braucht.

Haut als Organ und Spiegel der Seele

Zusammenfassend könnte man sagen, dass die gängige Kosmetik davon ausgeht, dass der Mensch herrscht und die Natur sich ihm unterzuordnen hat. Dahinter steht auch die Annahme, dass die Natur unvollkommen ist und durch das Eingreifen des Menschen verbessert werden muss. Von größter Bedeutung ist das schöne, oberflächliche Bild, das man nach außen hin abgibt.

Die Prämisse in der Naturkosmetik lautet dagegen:

„Die Natur herrscht, und der Mensch lebt in und mit ihr“.

Damit dies auch langfristig möglich ist, muss die Natur geachtet und es muss pfleglich mit ihr umgegangen werden. Die natürlichen Funktionen der menschlichen Haut können mit natürlichen Stoffen unterstützt, gegebenenfalls harmonisiert, und damit langfristig erhalten werden. Die Haut wird wahrgenommen als Teil des ganzen Menschen, als „Spiegel der Seele“ und des Gesundheitszustandes des Körpers.

Die Autorin: Margot Handler, Amyris Lust auf Duft.