Elf steirische Biobauern rund um Alois Kiegerl schlachten stressfrei – trotz Weideschlacht-Verbot. Für ihre geniale Lösung gab es jetzt den Vifzack”-Preis.

Wer so eng mit seinen Tieren lebt, wie die Kiegerls, der wünscht sich auch ein ruhiges Ende für sie. ©www.stressfrei.st

Es ist sich nicht ganz ausgegangen für den obersten Stockerlplatz beim Vifzack. Aber sie sind die Sieger der Herzen. Die elf steirischen Biobauern, die sich nicht von ihrer Idee der stressfreien Schlachtung abbringen haben lassen und sie jetzt auch durchziehen können. Gut, eigentlich dürfen sie es schon seit Mai dieses Jahres. Was genau? Mit ihrem selbst entwickelten Schlachtanhänger stressfrei am Hof schlachten. Dahinter steckt ein besonderer steirischer Sturschädel: Alois Kiegerl aus Trahütten. Als Obmann des Vereins “Stressfrei schlachten” vertraten er und seine Truppe das Tierwohl-Anliegen mit so viel Beharrlichkeit und Überzeugungskraft, dass es tatsächlich in einem Pilotprojekt mündete – wenngleich vorerst befristet. Davon profitieren auch die Kunden. “Vor allem ihnen können wir mit gutem Gewissen vermitteln, dass die Tiere gut leben und möglichst stress- und vor allem schmerzfrei geschlachtet werden”, sagt Mitinitiator Hannes Kienzer, dessen Schlachtraum auf seinem Bauernhof eine tragende Rolle in der guten Sache spielt. „Im Prinzip ist der Anhänger nämlich ein mobiler Teil davon”, wie Kiegerl sagt. Und genau deshalb wurde diese Lösung auch genehmigt. Mit der Weideschlachtung wie sie in Deutschland und der Schweiz bereits erlaubt ist, hat sie aber nichts zu tun. Denn die ist hierzulande nach wie vor verboten. Und war auch nie die Intention, so Kiegerl:

„Die Weideschlachtung war nie unser Ziel, sondern wir wollten vor allem eine stress-freie Schlachtmöglichkeit.”

Tatsächlich ist die stressfreie Hofschlachtung im gewohnten Lebensumfeld in Österreich nicht definiert, da das Rind lebendig in den Schlachtraum gebracht werden muss. Ausnahmegenehmigungen bekommt man nur für Notschlachtungen.

Warum überhaupt? Und wie geht stressfreie Schlachtung?

Für Tiere, die die meiste Zeit ihres Lebens auf der Weide oder der Koralm sind – wo sich die Bergbauernhöfe der elf befinden – ist das Anbinden ungewohnt. Wenn die Schlachtung ansteht, geht es aber nicht mehr ohne einfangen, anbinden und auf einen Anhänger verladen. Denn die Tiere müssen ja, wie erwähnt, lebendig zum Schlachthof transportiert werden. Dass diese ungewohnte Situation sie extrem stresst, liegt auf der Hand. Und das ist nicht im Sinne von Kiegerl & Co. “Wir bemühen uns, unseren Rindern ein angenehmes und artgerechtes Leben zu ermöglichen, daher wollen wir unsere Tiere auch bis zu deren Ende respektvoll begleiten und den Schlachtprozess würdig und stressfrei gestalten”, sagen die Biobauern. Und meinen das auch so.

Die Preisträger vor ihrem mobilen Schlachtanhänger, mit dem sie das Verbot der Weideschlachtug klug umgehen. ©Kienzer

Im Übrigen sei es ihnen als Direktvermarkter ein wichtiges Anliegen, alle Arbeitsschritte selbst und am eigenen Betrieb durchzuführen. Es bleibe dann die hohe Fleischqualität, die durch die Weidehaltung und biologische Fütterung entstanden ist, auch für die letzte Phase der Fleischreifung erhalten. Und wie geht das mit der “Stressfreien Schlachtung” jetzt genau? Das Tier wird in gewohntem Umfeld mittels Bolzenschuss betäubt. Anschließend wird es in einer mobilen Schlachtbox entblutet und innerhalb von 30 Minuten zum Schlachtraum befördert. Selbstverständlich ist bei all dem ein Tierarzt anwesend. “Durch die Betäubung im gewohnten Umfeld, erfährt das Tier keine Angstzustände”, sagen die Biobauern. Wird die Bewilligung nach der Befristung auf sechs Monate übrigens verlängert – was zu hoffen ist – dann steht vielen Landwirten ein völlig neuer Weg der stressfreien Schlachtung offen.

Sie interessieren sich für das Projekt?

Hier erfahren Sie mehr darüber: https://www.stressfrei.st