Maximal 40 Kilogramm Pute pro Quadratmeter lautet das Gesetz in Österreich. Bei Bio-Puten sind es sogar nur 21 Kilo Besatzdichte. Das ist gut, aber …

Jeder Bioputen steht per Gesetz rund ein Quadratmeter zu. ©Unsplash

In anderen Ländern (nur die Schweiz und Schweden haben eine ähnlich strenge Regelung) drängt sich das Geflügel jedoch eng an eng. Bis zu 80 Kilogramm pro Quadratmeter bedeutet: Die Puten haben definitiv keinen Platz. Schließlich bringt ein schlachtreifes männliches Tier rund 20 kg auf die Wage.

Konventionelle Putenställe sehen weltweit also ähnlich aus. In einer Halle stehen tausende Tiere auf Einstreu. Unser 40-Kilo-Limit sorgt für mehr Tierwohl in Österreich, schafft aber gleichzeitig einen Wettbewerbsnachteil. Im Außer-Haus-Konsum hat die österreichische Putenbranche den Wettbewerb sogar verloren. „Mehr als die Hälfte des insgesamt in Österreich verzehrten Putenfleisches kommt nicht aus dem Inland und muss somit nicht heimischen Tierschutzstandards entsprechen,“ berichtet der Verein Land schafft Leben.

Wer bezahlt die Rechnung

“Während sich der Lebensmitteleinzelhandel im Großen und Ganzen zu österreichischer Pute „bekennt“, fehlt dieses Bekenntnis im ganz großen Maßstab in der Gastronomie bzw. im Großhandel, der jene beliefert – übrigens auch in den Großküchen des Landes (Krankenhäuser, Mensen etc.). Weil der Gastwirt nicht kennzeichnen muss und es dem Gast offenbar nicht wichtig genug scheint, zu wissen, wie es der Putenbrust zu Lebzeiten erging, findet sich zu allermeist das wesentlich billigere Putenfleisch ausländischer Herkunft auf dem Teller,” so Hannes Royer vom Verein Land schafft Leben.

Die inländische Putenproduktion ist demnach scheinbar paradoxerweise aufgrund ihrer qualitativen Ausnahmestellung international unter ganz besonderem ökonomischen Druck. Wie Branchenvertreter bestätigen, ging der Selbstversorgungsgrad in den vergangenen Jahren zurück und lag 2019 bei einem Wert von 42 Prozent. Die produzierte Menge fiel von knapp 31.000 Tonnen im Jahr 2004 auf ca. 16.500 Tonnen 2019, die Nachfrage sank weit weniger stark.

Die heimische Geflügelbranche gehört deshalb zu den vehementesten Verfechtern einer verbindlichen  Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie, wie sie die Schweiz seit langem umgesetzt hat.

Glücksputen am Biohof Krautgartner

Wie geht es den Puten am Biohof, fragen wir Patrik und Theresa Krautgartner.

Theresa und Patrick Krautgartner. ©Biohof Krautgartner

“Derzeit tummeln sich auf dem Hof rund 600 Puten. Truthahn ist übrigens dasselbe. Ab dem Kükenalter dürfen sie gemeinsam mit ihren Artgenossen ab in Freie. Auf unberührten 8000 m² Wiesengrün können sie ganzjährig nach Herzenslust gackern, scharren, picken oder das tun, was Ihnen gerade in den Sinn kommt. Auch im Stall haben unsere Bio-Puten viel Platz zum Flattern. Ein paar Zahlen im Vergleich: Bei uns kommen auf 1 m² nur 21 kg. Das ist fast doppelt so viel Platz als bei konventioneller Haltung (40 kg/m²) bzw. nahezu viermal so viel als der EU-weite Durchschnitt (80 kg/m²). Eine überdachte Schlechtwetterzone bringt auch bei Wind & Wetter Abwechslung und oststeirische Frischluft in den Tieralltag. Darüber hin aus haben sie jederzeit Zugang zu frischem Quellwasser. Gefüttert werden unsere Puten ausschließlich mit Bio-Getreide und Bio-Pflanzeneiweiß, das wir selbst anbauen oder aus verlässlichen Bio-Quellen zukaufen.”