In der Schweiz wurden in der Nähe von Ackerflächen an Spatzenfedern Neonicotinoide nachgewiesen, die als eine Ursache des Insektensterbens gelten.

Die ortstreuen Spatzen, die in der Nähe von Bauernhöfen leben, trifft es besonders hart. ©Mani Shankar/Unsplash

Nutzpflanzen und Schadinsekten, das ist eine ungute Kombination aus Bauernsicht. Deshalb wird auch immer noch zu einer Gruppe von hochwirksamen Insektiziden gegriffen, der Gruppe der Neonicotinoide. Artenschützer sehen das freilich nicht gerne, weil diese Gruppe auch nützliche Insekten angreift, ja mehr noch, für das Bienensterben zumindestens mitverantwortlich sein soll. Das ist deshalb so, weil sich diese Insekten-Nervengifte in der gesamten Pflanze ausbreiten, einschliesslich Pollen und Nektar. Dass sie sich so auch in der Umwelt verbreiten können, liegt auf der Hand. Forscher der Schweizer Universität Neuenburg haben die Insektizide jetzt auch auf Spatzenfedern nachgewiesen. Genauer gesagt hat das Ségolène Humann-Guilleminot unter Leitung von Fabrice Helfenstein getan. Sie hat im Rahmen ihres Masterstudiums untersucht, ob Vögel, die sich von Samen oder Insekten ernähren, einer Kontamination mit Neonicotinoiden ausgesetzt sind.

Das Dilemma der ortstreuen Spatzen

Ausgesucht hat sie dafür Spatzen, weil die besonders ortstreu sind, sich nie weit von ihrem Brutplatz entfernen und auch ihre Nahrung dort suchen. Konzentriert hat sich die Forscherin auf Spatzen in der Nähe von 47 landwirtschaftlichen Betrieben im Schweizer Mittelland und dort Spatzenfedern untersucht. Unter den Betrieben waren sowohl konventionelle als auch Biobetriebe, sowie solche mit integrierter Produktion (IP-Suisse). Die schlechte Nachricht: in allen der rund 600 Proben fand sich mindestens ein Neonicotinoid. Wobei die Werte zwischen 1,7 bis 9,2 Nanogramm Neonicotinoid pro Gramm Federn schwankte. Die niedrigsten Werte fanden sich bei Biobetrieben, die höchsten bei konventionell bewirtschafteten. “In einigen Proben haben wir hohe Konzentrationen gemessen”, so Helfenstein. Hohe Konzentrationen, das heißt im Klartext bis zu 140 Nanogramm Neonicotinoid pro Gramm Federn. Gesundheitlich ist das sehr bedenklich für die Vögel.

Schwerwiegende neurologische Störungen

Neu ist das alles leider nicht. Schon frühere Studien zeigten, dass Vögel, die Neonicotinoide zu sich nehmen, schwere neurologische Störungen entwickeln. Auf diese Weise könnten Neonicotinoide die Vogelwelt noch zusätzlich beeinträchtigen, sagen die Forscher, nachdem viele Arten durch das Insektensterben bereits mit reduziertem Nahrungsangebot konfrontiert sind. Selbst in Biobetrieben tauchte bei 99 Prozent der untersuchten Proben ein bestimmtes Neonicotinoid namens Thiacloprid auf, das allerdings für Bienen weniger toxisch gilt, als andere Vertreter. Deshalb ist es in der Schweiz auch erlaubt, während Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid als Reaktion auf den Rückgang der Bienenpopulationen in der Schweiz verboten ist. Das ist allerdings auch der Grund, warum Thiacloprid nun häufiger verwendet wird. “Darüber hinaus wird Thiacloprid auf Pflanzen gesprüht, was das Risiko einer Kontamination der Umgebung erhöht und die Anwesenheit dieser Substanz in allen Federproben erklären könnte”, so Helfenstein. In der EU sind Neonicotinoide bereits seit April 2018 verboten. Allerdings gibt es Notfallregelungen. So dürfen etwa die heimischen Rübenbauern aufgrund der letzjährigen Ernteausfälle bedingt durch den Rübenrüsselkäfer für die kommende Saison eine Notfallszulassung, unter anderem für Imidacloprid erwirkt.

Mehr darüber können Sie im folgenden Beitrag lesen:

https://bauernladen.at/artikel/rubenbauern-durfen-2019-ein-insektizid-anwenden-das-bienen-gefahrdet/

https://www.unine.ch/