Schweineschnitzel zum Kilopreis von 4,99 Euro, ein Huhn um € 4,87 und ein Kilo Ribeye Steak um € 27,99. Wie geht sich das aus? Und was essen wir da?

Bio Schweine Schnitzel von Sonnberg Biofleisch aus Oberösterreich, perfekt für Schnitzel Wiener Art. Eine Packung, zwei Schnitzel, 300 g um € 8,95. @Sonnberg Biofleisch

Bei diesen Preisen können heimische Direktvermarkter nicht mithalten. Wollen sie auch nicht. Denn was Schleuderpreise für das Leben der Tiere und vielfach auch der Landwirte bedeuten, das wissen wir. Reden wir also mal nicht über Anbindehaltung, Vollspaltenböden, Tiertransporte, Klauenprobleme, abgebissene bzw. abgeschnittene Ringelschwänzchen oder Antibiotika, sondern über ehrlichen Genuss. Als Bürger suchen wir nämlich genau diesen. Als Verbraucher aber kaufen wir trotz allen anderen Geredes immer noch wenig regional, wenig saisonal, wenig Bio. Wir kaufen Dinge vor allem billig, schreibt Bauer Willi in seinem Buch „Satt und unzufrieden“ über das Dilemma der Essensmacher – also der Landwirte. Die Wertwelt ist zerrüttet. Geschafft haben das die großen Handelsorganisationen aber auch, und da gibt es nichts zu beschönigen, wir Verbraucher. 

Können wir uns „gutes“ Fleisch leisten?

Jeden Tag wohl nicht. Aber ein oder zwei mal pro Woche geht das schon. Und damit sind wir auch bei den Empfehlungen der Ernährungsexperten. Allerdings wird sich am derzeitigen Fleischverzehr grundsätzlich wohl nichts Dramatisches ändern, solange Fleisch als Massen-Aktionsprodukt der Handelsorganisationen so billig ist. Welches Fleisch auf den Teller kommt, das muss jeder für sich entscheiden. Sparen ist allerdings kein Argument das hält. Wenn wir beim Essen sparen wollen, gibt es andere und sogar sehr gesunde Möglichkeiten. Erdäpfel zum Beispiel. Ein Kilo Bio-Agria, das ist eine mehligkochende Sorte, perfekt geeignet für Pürree, Ofeneräpfel und Pommes, gibt es pro Kilo um € 1,50 bei Niedermayer Bio Kartoffeln in Asperndorf Niederösterreich. Wieviele Kilo Erdäpfel essen Sie pro Jahr? Österreich gehört – anders als die vielen landestypischen Gerichte vermuten lassen – nicht zu den EU-Ländern mit dem größten Hunger auf die Knolle. Seit den 90er-Jahren geht der Trend in Richtung verarbeiteter Kartoffeln und weniger Frischware. Der österreichische Pro-Kopf-Erdäpfelverbrauch lag 2020/21 laut Statistik Austria bei 55 Kilo. Bei Fleisch waren es 59 Kilo. Der Preis ist also wohl nicht das alleinig ausschlaggebende Kaufkriterium.

Karina Roßmann mit Wildkräuterhuhn. ©️Roßmann

Wildkräuterhuhn um € 13,80 pro Kilo

Hühner die mit Naturtees und Kräuterfutter verwöhnt werden, einen Obstgarten als “Spielwiese” haben und am Hof von Karina und Johannes Roßmann in Eggersdorf bei Graz ganz nach ihrer Art leben sind kostbar. „Unsere Kunden, die bewusst essen und zumeist sehr auf ihre eigene Gesundheit achten, sind begeistert von unseren Hendln“, sagt Karina Roßmann. Oft erhalte sie die Rückmeldung, dass das Fleisch dank der Wildkräuter viel verträglicher und geschmackvoller sei, als bisher gekanntes. Der wesentlichste Faktor für die Züchter selbst ist aber das absolute Bekenntnis zur Langsamkeit: “Die Hühner haben bei uns Zeit zu wachsen, dadurch ist das Fleisch kompakter und saftiger und einzigartiger im Geschmack”.

Mann, Frau und eine Herde Schweine

Artgerechte Tierhaltung bedeutet für Bettina und Franz Habel von Vulcano Schinkenmanufaktur Lebensqualität für die Schweine. ©Vulcano

Schweinerein – der kleine Luxus 

Ein Deluxe Dry Aged Mangalitza Hochrippe mit Knochen von Nemetz hat natürlich seinen Preis. € 46 pro Kilo das wäre bei einer 200 g Portion € 9,20. Aber: Die Tiere leben in Feilandhaltung und haben ausreichend Zeit den wohlschmeckenden Speck anzusetzen. Die Fütterung erfolgt ursprünglich und die Tiere leben im Familienverbund. Das Schweinefleisch Deluxe zeichnet sich aus, durch besonders intensiven Geschmack und einem weichen, fast schmelzenden Biss. Das ist natürlich Luxus, den man sich ab und zu gönnen kann. Ein Kilo Karree vom Schwein kostet bei Harold Fleisch & Wurst Spezialitäten € 20,50 pro Kilo. Das ist ein frisches Karte ohne Knochen vom gentechnikfrei gefütterten Tullnerfeldschwein aus der eigenen Landwirtschaft. Die Nuss kostet 19,90, Schopfbraten 18,50 und ein Kilo Rippeln € 20,90. Vom Biohof Hubicek gibt  es Bio Karree vom Schwäbisch Hällischen Landschwein um € 19,80. „Wir haben Rote Mangalitza und Schwäbisch Hällische Schweine, die drei Hektar Wiese, viele Unterstände, einen Wühlplatz, einen Badeplatz, eine automatische Tränke und eine Futterstation zur Verfügung haben. Sie werden ausschließlich biologisch gefüttert, das Futter kommt aus der eigenen Landwirtschaft. Unsere Schweine haben ein glückliches uns stressfreies Leben. Nur so kann die hervorragende Qualität unserer Fleisch- und Wurstwaren garantiert werden, so Karin Hubicek. Bei einem durchschnittlichen Kilopreis um die 25 Euro sind wir bei einer 200 g Portion, und das ist schon ein großes Stück, bei fünf Euro. 

Wir haben immer die Wahl

Ein mal pro Woche Fleischgenuss, mit viel Geschmack und gutem Gewissen, oder jeden Tag irgendein Billigfleisch? Preislich kommt es fast aufs gleiche raus. Dennoch stellt sich die Frage nicht. Denn für Billigfleisch zahlen wir, die Tiere und auch die Umwelt bekanntlich einen hohen Preis. Wenn wir als Bürger Tierwohl und hohe Tierschutzstandards verlangen, dann müssen wir als Verbraucher auch bereit sein, den höhere Kilo-Preis zu zahlen.

PS: Lesen Sie dazu: Gutes Leben, gutes Schnitzel – Ein gutes Schnitzel hatte ein gutes Leben. So einfach ist das. Man kauft es ab Hof oder online. Dann wird es per Paketdienst direkt ins Haus geliefert.