Für die Mehrheit „unserer“ 58 Fischarten sieht die Zukunft negativ aus, ergab eine Studie der Uni für Bodenkultur (BOKU) Wien im Auftrag des WWF.

Forelle Sprung

Der natürliche Lebensraum der Fische wird knapp. ©Pixabay

Die Wasserversorgung der Menschen wird global zunehmend schwieriger, ist jedoch zumindest hierzulande bis auf Weiteres gut gesichert. Anders sieht das für den Lebensraum der österreichischen Fische aus, denn laut WWF sind derzeit nur noch weniger als 15 Prozent in einem sehr guten ökologischen Zustand. „Jahrelange Fehlentwicklungen“ seien die Ursache für einen Anteil von nur noch 17 Prozent des gesamten Gewässernetzes, das ohne Hindernisse frei fließen könne.

Für Regulierungen und Verbauungen verantwortlich sind mehr als 5.200 Wasserkraftanlagen in Österreich, und Hunderte weitere sind geplant – und zwar auch in ökologisch sensiblen Gebieten, warnt WWF-Gewässerexpertin Bettina Urbanek. Daher müsse von der Politik ein „konkreter Rettungsplan“ für die letzten intakten Flüsse kommen. Die Analyse der BOKU zur „Ausweisung wertvoller Gewässerstrecken in Österreich und deren Schutzstatus“ umfasste 32.267 Flusskilometer, mit rund 11.500 km wurde ein Drittel „als besonders schutzwürdig“ eingestuft. In der Realität waren jedoch die Rückzugsräume für die gefährdeten Arten nur mangelhaft oder gar nicht vor weiterer Verbauung geschützt. Lediglich ein Prozent wird von ökologisch bedeutenden, intakten Auen begleitet.

34 von 58 Fischarten gefährdet

Beim Drittelanteil der besonders schutzwürdigen Flussstrecken waren nur 24 Prozent streng nach Naturschutz oder Wasserrecht effektiv vor weiterer Wasserkraftverbauung geschützt, präzisiert Projektleiterin Sigrid Scheikl von der BOKU. „Von den 58 heimischen Fischarten, die heute noch in Fließgewässern anzutreffen sind, sind 34 entweder gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.“

Für die Äsche beispielsweise gibt es nur noch 330 km, wo die Bestände in gutem Zustand sind, davon sind 50 km vor weiterer Verbauung streng geschützt. Urbanek mahnt, dass die Verbauung im Rahmen der Energiewende naturverträglich sein muss: Bisher verfehlen aber acht von zehn Anlagen die ökologischen Mindeststandards. Negativ werden etwa Kraftwerkspläne an der oberen Mur bewertet, die eines der letzten Vorkommen des Huchens bedrohen. Erwähnt werden vom WWF auch gleich sieben Kraftwerke im Einzugsgebiet der durch Natura 2000 geschützten Isel in Osttirol, welche die letzten ursprünglichen Bestände der streng geschützten Deutschen Tamariske bedrohen, sowie das Kraftwerk Tumpen-Habichen, dessen Bau das Ökosystem der vom Land Tirol als einzigartig eingestuften freifließenden Ötztaler Ache bedroht.

Ein Lichtblick für Saiblinge

Zumindest für eine Fischart gibt es auch positive Neuigkeiten: Wenn Seesaiblinge viel Quecksilber im Körper haben, kann das ein Zeichen für Klimaerwärmung sein, denn der Quecksilbergehalt steigt, weil z.B. die Permafrostböden tauen und dabei Schwermetalle ins Wasser gelangen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten misst der Biologe Günter Köck vom Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Projektleiter von High Arctic mit seinem internationalen Team die Quecksilberwerte von Seesaiblingen in österreichischen Gebirgsseen und in Nordamerika.

Bisher waren diese Messungen mühsam, teuer und grausam. Rund 150 Seesaiblinge wurden jährlich getötet, Organe wie Hirn, Leber und Muskeln entnommen und gekühlt in Labors transportiert. Nun wurde eine neue Methode entwickelt und in „Advanced Science“ veröffentlicht, die laut Köck sowohl günstiger als auch tierfreundlicher ist: Ein Tropfen Fischblut wird auf eine Karte aus Filterpapier, ähnlich dem altbekannten „Löschpapier“ gegeben. Die Proben werden eingefroren und platzsparend transportiert. „Wir konnten zeigen, dass die Quecksilberbelastung, die wir in den Proben auf dem Filterpapier gemessen haben, sehr gut die Quecksilberbelastung in den einzelnen Organen widerspiegeln.“ Und die Seesaibling dürfen nach der Blutabnahme wieder zurück ins Wasser!