Dieser Sommer war für Bienen und Imker wieder eine Herausforderung. Auch Peter Jelinek (Imkerei am Anninger) hat trotz guter Lagen weniger Honig.

Imker vor den Bienenstöcken

Peter Jelinek hat seine Bienenstöcke in Nischen und windgeschützen Standorten rund um Gumpoldskirchen. ©Andrea Knura

Ein richtig kalter Mai und dann Extremhitze und Trockenheit im Sommer. Unter diesen erschwerten Bedingungen hatten es selbst die fleißigsten Bienen schwer, genügend Nektar und Blütenpollen zu sammeln. „Tatsächlich gibt es in diesem Jahr keinen Maihonig, da durch die späte Blüte kein erstes Schleudern im Frühling möglich war,“ erleutert Imkermeister Peter Jelinek. Wobei er seine Bienenstöcke rund um Gumpoldskirchen in geschützten Lagen, mit einer großen Pflanzen- und Blütenvielfalt, abseits der großen landwirtschaftlich genutzten Flächen stehen hat und damit die Pestizidbelastung für seine Tiere kaum ein Thema ist. „Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat (noch bis Ende 2022 in der EU erlaubt) sind für Bienen zwar nicht direkt tödlich, die Tiere verlieren aber ihren Orientierungssinn und das tötet sie dann,“ erklärt Jelinek die äußerst prekäre Situation. 

Der achtsame Imker

Imker bei den Bienenstöcken im Frühling

Peter Jelinek bei seine Bienen im April dieses Jahres. “Zu kalt, zu wenig Futter für die Bienen”. ©Andrea Knura

Jedes Jahr ist anders, weiß der Imkermeister aus langjähriger Erfahrung. Nachhaltige Lebensmittelproduktion
heißt für ihn, dass die Ressourcen nicht vermindert sondern im Gleichgewicht gehalten werden. Die Bienen werden nicht zu Tode ausgebeutet, es wird ihnen genug Honig für ein gutes Leben belassen bzw. nachgefüttert. Die Standorte werden sorgfältig ausgewählt, auf die Gesundheit der Tiere geachtet. Bienenhaltung dient ja nicht nur der Lebensmittelproduktion, sie liefert auch eine enorme Bestäubungsleistung und Förderung der Pflanzenvielfalt.

Pergaernte ist Handarbeit

Neben Honig und dem bekannten Wundermittel Propolis gibt es ein Bienenprodukt, dass nur die wenigsten Imker „ernten“. Perga oder Bienenbrot.  Pro Jahr verbraucht ein Bienenvolk um die 50 Kilogramm Pollen als Nahrungsgrundlage für Stockbienen und Bienenbrut. Was sie nicht unmittelbar verzehren, machen sie für die Aufbewahrung haltbar. Zur Konservierung vermischen die Arbeiterinnen den Pollen mit Honig und Speichel. Die gezielte Vermehrung von Mikroorganismen führt zur Milchsäuregärung: Ähnlich wie beim Sauerkraut produzieren Laktobazillen, Pseudomonaden und Hefen Milchsäure, die andere Bakterien und Pilze fernhält. Bienenbrot oder Perga drücken die Tiere in Waben zwischen Brut und Honigvorräten ein. So entstehen Wabenzellen in fast allen Farbtönen, die sich wie ein Kranz um die Brutzellen legen. Ein hauchdünner Überzug aus Propolis verbessert ihre Haltbarkeit. Perga ist eine reichhaltige Quelle an Proteinen, die für Wachstum und Entwicklung notwendig sind. Knapp 200 Milligramm Bienenbrot einer Wabenzelle reichen aus, um ein bis zwei Larven großzuziehen.

Jelinek erntet Perga händisch. „Viele meiner Imkerkollegen sind erstaunt, dass ich mir die Arbeit antue,“ lacht Jelinek. Der Imker trennt die Waben mit so wenig klebrigem Honig wie möglich heraus und kühlt sie. Er zerkleinert sie und trennt das in der Kälte spröde Wachs vom Bienenbrot. Übrig bleiben kleine, bräunliche Brocken mit charakteristischer sechskantiger Form, die in mehreren Schritten händisch gereinigt und zur Konservierung noch getrocknet werden müssen.

Auch bei Perga achtet Jelinek auf eine naturnahe Bienenhaltung, maßvolle Ernte und eine schonende Verarbeitung. Das garantiert beste Qualität und Lebensqualität für die Bienen.

TIPP: Am Sonntag 19.9. ist Tag der offenen Tür mit Vorträgen und Verkostungsmöglichkeit.

Übrigens: Perga nahmen bereits die Wikinger als Proviant und Heilmittel bei ihren Seefahrten mit.