Die autochtone Rebsorte Roter Veltliner ist ein Sonderfall innerhalb der Veltliner Familie . Er kann besonders und dann auch ausgezeichnet werden.

Heimischer Winzer und der Rote Veltliner

Heimische Winzer wie das Weingut Mayr Minichhofen, Winzerhof Stöger oder Weingut Hagenbüchl schätzen den Roten Veltliner als besondere Rebe.

Ganz einfach ist die Rebsorte nicht. Der Rote Veltliner ist zwar sehr ertragreich, für gute Qualität ist aber eine Ertragsregulierung notwendig. Dann können sehr eigenständige, elegante und extraktreiche Weine mit feinwürzigem Aroma und enormem Entwicklungspotenzial vinifiziert werden. Heimische Winzer wie Reinhard Mayr vom Weingut Mayr Minichhofen ist das mit dem Roten Veltliner Manus 2021 gelungen. Auch der Frührote Veltliner Selektion 2023 vom Winzerhof Stöger in Dürnstein wurde im aktuellen Weinguide mit 5 Gläser ausgezeichnet.

Roter Veltliner ist als Rarität zu sehen. Er wird nur noch auf wenige Weinbaugebiete in Niederösterreich angebaut. Man findet die Rebsorte vor allem am Wagram, aber auch im Kamptal und Kremstal, vereinzelt noch im Weinviertel und in Wien.

Roter Veltliner schmeckt nach …

Geschmacklich bietet der Rote Veltliner eine breite Palette von Aromen. Er kann Noten von reifen gelben Früchten wie Pfirsich, Aprikose und Mango sowie von Zitrusfrüchten und Blüten aufweisen. Der Wein hat oft eine angenehme Säure und einen mittleren bis vollen Körper. Der Rote Veltliner ist bekannt für seine vielseitige Kombinierbarkeit mit Speisen. Er passt gut zu verschiedenen Gerichten wie Geflügel, Fisch, Meeresfrüchten und Gemüsegerichten. Dank seines charaktervollen Geschmacks kann er auch als eigenständiger Aperitif genossen werden.

Winzer Stöger Dürnstein

Winzerhof Familie Stöger:Die Vielfalt der Böden aus verwittertem Urgestein auf Bergterrassen bis hin zu Löß und lehmigen Sandböden entlang der Donau lassen im Charakter unterschiedliche Weine heranwachsen. @Winzerhof Stöger

Einklang zwischen Tradition und Innovation!

Die Weinrieden in der alten Kulturlandschaft des Winzerhof Stöger breiten sich entlang der Donau auf den Hängen und steilen Terrassen des Tales aus. Angestrebt werden ökologisch orientierte Weinbergpflege, nützlingsschonender Pflanzenschutz, Lesezeitpunkt nach Reifegrad, strenge Traubenselektion und behutsame Verarbeitung sowie viel Geduld im Keller.

Auch das besondere Mikroklima der Wachau trägt das seine dazu bei, dass eine große Sortenvielfalt auf sehr hohem Qualitätsniveau gekeltert werden kann. Die Vielfalt der Böden aus verwittertem Urgestein auf Bergterrassen bis hin zu Löß und lehmigen Sandböden entlang der Donau lassen im Charakter unterschiedliche Weine heranwachsen. Daher gedeihen auf unseren 4 ha Rebfläche ausgezeichnete Qualitäts- und Prädikatsweine. Das Spektrum der Stöger Weine erstreckt sich von Grüner Veltliner, Frühroter Veltliner über Neuburger und Muskateller bis hin zum Riesling. Selbstverständlich werden die Weine im Sinne von VINEA WACHAU Nobilis Districtus nach Wachauer Tradition trocken ausgebaut.

Ausgezeichnet: 92 Punkte, 5 Gläser: Goldgelb, mächtige Schlieren, kandierte Früchte, Orangenzesten, Schlehen; substanzreicher Schmelz, extraktsüß, pikante Säure, salzige Spannung, fruchtbetronte und saftig, Birnengelee, Kletzenbrot, Pomelos, druckvoll und lang. So die Beschreibung „Frühroter Veltliner Selektion“ vom Winzerhof Stöger im aktuellen Weinguide. 

94 Punkte im Weinguide

Das Expertenteam um Weinguide Herkausgeber Johannes Fiala zeigte sich begeistert vom Roten Veltliner Manus 2021, Weingut Mayr-Minichhofen: Gold, ölige Schlieren, Zuckermais, getrocknete Mangos, Kräutertee; delikate Extrakt- und Fruchtsüße, vitale Säurespannung, Limettengelee, Datteln, Bratäpfel, mollige Mundfülle, salzige Anklänge, substanzreich und druckvoll.

Der Familienbetrieb Weingut Mayr-Minichhofen ist Mitglied der Weinviertler Weinstraße und gehört zur Kleinregion Schmidatal. In den Rieden Hüttenthal und Hirtental gedeihen die vielen verschieden Rebsorten auf besonderen Böden. Hier prägen Meeressand aus dem Urmeer und Schotter der Ur-Donau den Charakter der Weine.

Weingut Mayr Minichhofen ist ein Familienbetrieb und Mitglied der Weinviertler Weinstraße. @Weingut Mayr Minichhofen

Der Urelefant für die Ursorte

Familie Hagenbüchl hat sich vor allem auf den sortentypischen Ausbau der verschiedenen Veltlinersorten – grün, rot und frührot – spezialisiert.  “Rund 12 Hektar Rebfläche um Hohenwarth und am Wagram bilden die Basis. Aber auch Rivaner, Chardonnay und Rotweinsorten, wie Blauburger und Zweigelt wachsen klimatisch und geologisch begünstigt,” erklärt Daniela. Und auf jedem Wein ist ein anderes Urzeittier. Beim Roten Veltliner ist es das Mastodon, also der Urelefant.  Warum? Weil Der Rote Veltliner die Ursorte der Veltliner ist und wird schon seit jeher in Hohenwarth gekeltert wurde. Hohenwarth ist zudem die Fundstätte eines Mastodonskeletts. Beim Frühroten Veltliner, einer alten autochthonen Sorte  die einer zufälligen Kreuzung der Sorten Roter Veltliner und Sylvaner entstammt, ist es allerdings das Eichhörnchen, ein Liebhaber der Nuss. „Weil sich unser Frühroter Veltliner durch sein erfrischendes fein-nussiges Fruchtbukett, elegante Struktur, gut eingebundenes und frisches Säurespiel auszeichnet.“

Familie Hagenbüchl hat sich vor allem auf den sortentypischen Ausbau der verschiedenen Veltlinersorten spezialisiert. @Weingut Hagenbüchl

Woher kommt der Rote Veltliner

Ob der Rote Veltliner aus Österreich oder Italien stammt, ist bislang ungeklärt. Die in Italien untersuchten ähnlich aussehenden Rebsorten (Valtelin) haben keinen genetischen Bezug zum Roten Veltliner in Österreich, sodass Österreich als Ursprungsland angenommen werden kann.

Die früher als „Roter Muscateller“ bezeichnete Rebsorte war eine der bedeutendsten in Mitteleuropa. Ihr Verbreitungsgebiet war im Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit wesentlich größer als heute: Im Raum Wien, in der Untersteiermark (heutiges Slowenien), entlang der Donau bis nach Württemberg, im Rheinland, in Sachsen, Schlesien und im schweizerischen Raum. Ob sie sogar die Alpen überschritt und auch im Veltlin (italienisch Valtellina) verbreitet war, kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Der Rote Veltliner gedeiht vor allem auf Löss Böden hervorragend; daher war und ist er auf diesen Böden gehäuft anzutreffen. Roter Veltliner war in Österreich und in Deutschland nicht nur eine wichtige Weinsorte, sondern auch eine der beliebtesten Tafeltrauben. Große Mengen wurden auf den Obstmärkten in den Großstädten verkauft. Dies dürfte ihm den Namen Muscateller eingebracht haben. Aufgrund seiner angenehmen fleischigen Textur und fleischähnlichen Beerenfarbe wurde der Rote Veltliner auch Fleischtraube genannt.

Ursprünglich wurde der Name Veltliner für die Tochterrebsorte Roter Zierfandler, die ihn häufig begleitete, verwendet. Erst im 19. Jahrhundert erhielt auch in Österreich der Rote Veltliner seinen Namen durch Johann Burger. Er nannte ihn Herera valtellina und hielt fest, dass der Name Muscateller nicht mehr passend sei, da er nicht zur eigentlichen Muscateller-Gruppe gehöre. Später übertrug sich der Name Veltliner auch auf den Grünen Veltliner.

Im Jahre 1916 entdeckte der Weinhauer Franz Hietl (1898–1980) in Engabrunn, dass trotz des schlechten Blühwetters ein Rebstock – entgegen allen anderen der verschiedensten Veltliner-Varianten – einen Traubenbehang hatte. Er begann daraufhin die langwierige Arbeit der Rebselektion, suchte Kontakt mit der österreichischen Rebenzüchtung in Klosterneuburg und konnte so mit wissenschaftlicher Unterstützung die Klonenzüchtung beginnen. Die Sorte Roter Veltliner wurde daher auch als „Hietl-Roter“ verbreitet.