Was einst ein bäuerlicher Alltagstermin war, ist heute ein Höhepunkt des Weinjahres. Gemeinden im ganzen Osten Österreichs laden zum Martiniloben.

Das Weidener Martinilobens (14. – 16. 11.); das Fest zu Ehren des Heiligen Martins, zählt auch in Weiden zu einer der beliebtesten und meistbesuchten Veranstaltungen. ©Weidener Martiniloben

Der Martinstag, benannt nach dem heiligen Martin von Tours, markierte in der bäuerlichen Welt einst das Ende des Arbeitsjahres. Für die Winzer war es jener Moment, an dem die harte Arbeit der Weinlese ihre erste sichtbare – oder besser: schmeckbare – Frucht trug. Bis Anfang November hatte der Most seine Gärung vollendet, der Wein „fand sich“, klärte sich langsam und wurde trinkfertig.

Das Martiniloben ist deshalb mehr als nur ein Anlass zum Feiern: Es ist eine alte Weinprobe mit zeremonieller Bedeutung. Die Winzer „loben“ den neuen Wein – sie verkosten ihn, prüfen seine Qualität und reichen ihn erstmals den Gästen. Noch jung, lebendig und manchmal ein wenig ungestüm, zeigt der Wein zu Martini schon, was in ihm steckt. Ein Versprechen auf den kommenden Jahrgang.

Ein Fest mit Geschichte und Geschmack

Der Ausdruck „Loben“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutete einst „beurteilen“ oder „anerkennen“. Genau das geschieht beim Martiniloben. In den Kellergassen, vor allem im Burgenland, in der Wachau oder im Weinviertel, zieht man von Weinkeller zu Weinkeller, verkostet, plaudert, und lässt sich vom Winzer die Geschichten des Jahrgangs erzählen.

Jeder Keller hat seinen eigenen Charakter – wie der Wein selbst. Da fließt der fruchtige Grüner Veltliner neben dem spritzigen Welschriesling, es duftet nach Sturm, Brot und manchmal nach Gänsebraten. Musik erklingt, Kerzenlicht tanzt auf alten Holzfässern, und überall ist das Gefühl zu spüren, dass Wein mehr ist als ein Getränk: Er ist gelebte Kultur.

Die Martinsgans und der Wein

Und wo Wein ist, da ist auch die Gans nicht weit. Die Martinsgans hat zwei Ursprünge – eine Legende und eine Lebenswirklichkeit. Der Legende nach versteckte sich der bescheidene Martin vor seiner Bischofsweihe in einem Gänsestall, doch das laute Geschnatter verriet ihn. Seitdem erinnert man sich an diesen Tag mit einem Festessen, bei dem die Gans im Mittelpunkt steht.

Aus praktischer Sicht war der 11. November aber auch der traditionelle Zahltag. Pachtverträge endeten, Dienstboten bekamen ihren Lohn – oft in Naturalien. Und da die Gänse im Herbst gut gemästet waren, kam das Tier gerade recht für ein festliches Mahl. In Kombination mit dem jungen, frischen Wein wurde daraus ein kulinarischer Jahresabschluss, der bis heute Bestand hat.

Vom Brauch zur Kulturveranstaltung

Was einst ein bäuerlicher Alltagstermin war, ist heute ein Höhepunkt des Weinjahres. Gemeinden im ganzen Osten Österreichs laden zum Martiniloben: Besucher wandern durch stimmungsvoll beleuchtete Kellergassen, probieren Weine direkt beim Erzeuger und erleben, wie viel Seele in einem Glas stecken kann.

Der junge Wein ist dabei nicht nur Getränk, sondern Bote – er erzählt von Wetter und Geduld, von Sonne und Regen, von Händen, die gelesen, gepresst, gepflegt haben. Seine Frische spiegelt den Herbst, sein Duft das Land, aus dem er stammt.

Und wenn sich am Abend die Gläser zum letzten Mal heben, während draußen der Nebel über die Felder zieht, dann ist klar: Der Wein hat gesprochen – und er wurde gelobt.

Martiniloben im Burgenland – Region Neusiedler See

Illmitzer Martiniloben

Martiniloben Apetlon

Weidener Martiniloben

Golser Martiniloben

Mörbischer Martiniloben

Tipp: Weingut Hareter beim Weidener Martiniloben

Vom 14. bis 16. November öffnet auch das Weingut Hareter seine Kellertüren (Keller Nr. 12).  Als Überraschung gibt es ein neues Kennenlernpaket.

Martiniloben am 8. & 9. November am Weingut Koch.

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