Die Regionalität in der Krise stärken, den Wirtschaftsstandort absichern, Fördermittel an Transparenz koppeln – und Kennzeichnung umsetzen.

Wir wollen auch im Wirtshaus wissen, wo die Zutaten herkommen. © Niederösterreich Werbung/ Rita Newman

Es hatte und hat erkennbar nichts mit Parteipolitik zu tun: Bundeskanzler Sebastian Kurz appellierte an die österreichische Bevölkerung, in der Krise die Regionalität zu stärken. Seine Wortmeldung im Wortlaut: „Meine große Bitte: Kaufen Sie regionale Produkte und konsumieren Sie regionale Produkte in den österreichischen Wirtshäusern.“ Insbesondere in den ab 15. Mai öffnenden Gastronomiebetrieben solle auf heimische Lebensmittel gesetzt werden, um die Landwirtschaft und den Wirtschaftsstandort insgesamt zu stärken.

Allerdings ist dieser so begrüßens- und unterstützenswerte Ansatz allzu oft zu wenig oder gar nicht in die Realität umzusetzen. Denn viel zu häufig landen Kälber aus den Niederlanden, Puten aus Polen und Eier aus der Ukraine „unerkannt“ auf den heimischen Tellern. „Dabei zeigt die Schweiz, dass es auch anders ginge“, regt Sebastian Bohrn Mena, Inititiator des Tierschutzvolksbegehrens, die Kennzeichnung von Lebensmitteln im Sinne der Konsumenten, der Landwirtschaft, der Gesundheit und des gesamten Wirtschaftsstandorts an. Wir wollen wissen, wo es herkommt!

Wir wollen es wissen!

Denn bis zu 90 Prozent des Kalb- und Putenfleisches (in der Außer-Haus-Verpflegung) stammt nicht aus Österreich. Auch bei Geflügel insgesamt ist der Auslandsanteil erschreckend hoch. Mehr als 600 Millionen Eier aus Käfighaltung werden jährlich in Österreich konsumiert. Durch die Importe werden die ausgezeichneten heimischen Tierwohl- und Umweltstandards ausgehebelt und die kleinbäuerliche Landwirtschaft geht im Konkurrenzkampf mit der Billigware unter.

Die verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln nach Herkunft und Tierwohl in Gastronomie, Handel und öffentlichen Küchen ist daher (auch) zentraler Baustein des Tierschutzvolksbegehrens. „Wann, wenn nicht jetzt, ist die Chance gegeben, endlich für rückverfolgbare Transparenz beim Essen zu sorgen?“, fragt Bohrn Mena. Und er hat auch gleich den so einfachen Lösungsvorschlag parat:

„Wenn die Regierung jetzt mit Millionen Euro an Steuergeld die Gastronomie stützt, dann bitte auch gleich die verpflichtende Deklaration von Lebensmitteln wie in der Schweiz einführen!“

Das ist gut für die Landwirte, gut für die Konsumenten, letztlich auch gut für die Gastronomen. Bohrn Mena: „Österreich wird nicht als Land der Billig-Nahrung geschätzt, sondern als Produzent von herausragenden Lebensmitteln. Zeigen wir also, worauf wir zurecht stolz sein können!“

Das passt zusammen!

Nicht zu vergessen: Das Tierschutzvolksbegehren appelliert weiters an den Lebensmittelhandel, in der Krise auf Rabattschlachten insbesondere bei Fleisch und tierischen Produkten zu verzichten, um Lebensmittel und bäuerliche Arbeit nicht noch weiter zu entwerten. Unmengen an genussfähigen Lebensmitteln, hergestellt mit großem Ressourceneinsatz, landen jährlich in der Mülltonne, während die Einkünfte der Bauern weiter sinken. Die Coronakrise verschärft diesen Negativtrend, umso wichtiger sind daher Gegenmaßnahmen aller Akteure.

Der Lebensmittelhandel sollte seine Vorreiterrolle weiter ausbauen und das Umdenken fördern. „Damit würde man nicht nur die heimischen Landwirte, sondern auch das Tierwohl und die Natur stärken“, bringt es Sebastian Bohrn Mena auf den Punkt. Apropos: Der Einleitungsantrag für das Tierschutzvolksbegehren soll Anfang Juli beim Innenministerium eingebracht werden, eine Eintragungswoche findet dann voraussichtlich im Winter 2020 statt.

Das Tierschutzvolksbegehren kann man noch bis Juni ganz einfach online mit Handy-Signatur unterschreiben. Und zwar jederzeit, in ganz Österreich.
Hier kann gelangt man direkt zur Unterschriftsmöglichkeit