Wie das Aufeinanderprallen von Konsumenten, Wissenschaftlern und Bauern heuer so war und was er künftig vorhat, das erzählte uns Gastgeber Matthias Grün.

Matthias Grün: bringt gern Menschen mit unterschiedlichen Interessen zusammen. © Andreas Tischler/Esterhazy

Fünf Hektar, 280 Aussteller und 8.000 Besucher, die Bio-Landwirtschaft im wahrsten Wortsinn begreifen konnten: Es gibt ambitionierte Ideen, die aufgehen. Bei den deutschen Ökolandtagen, die 2017 Premiere hatten, war das so. Man brachte unterschiedlichste Gruppen mit Öko-Interesse zusammen und entgegen mancher Erwartungen blieb der große Knall aus. Vielmehr fühlten sich alle abgeholt und profitierten. Eine klassische Win-Win Situation. So ein Event braucht Österreich auch, dachte man sich beim FiBL (Forschungsinstitut für Biologische Landwirtschaft), dem Verband Bio Austria Burgenland, der heimischen Landwirtschaftskammer sowie Pannatura, einem Unternehmen der Esterhazy-Gruppe.

70 Hektar, 8.000 Besucher, 150 Aussteller

Also tat man sich zusammen und organisierte 2018 am Bio Landgut Esterhazy in Donnerskirchen ebenfalls eine Begegnung von Produzenten und Konsumenten, Wissenschaft und Praxis. In Zahlen brachte man es hierzulande auf satte 70 Hektar, 150 Aussteller und ebenfalls 8.000 Besucher. Geboten wurde einiges: etwa ganztägig stattfindende Maschinenvorführungen, Fachvorträge, verschiedenste Outdoor-Workshops und Natur-Exkursionen. „Von Landtechnik über Pflanz- und Saatguthersteller, bis hin zu wissenschaftlichen Instituten, Universitäten sowie NGOs und Start-Ups war bewusst alles vertreten“, so Gastgeber Matthias Grün.

Wenn es um die Zukunft der Bio-Landwirtschaft geht, ist ein reger Austausch nötig – auch wenn völlig unterschiedliche Sichtweisen aufeinanderprallen.

Vor dem Aufeinanderprallen verschiedener Gruppen mit denkbar unterschiedlichen Zugänge zu verschiedenen Thematiken – beispielsweise Wissenschaft und Naturschutz, hat er keine Scheu: „Da prallen natürlich oft völlig andere Sichtweisen aufeinander, aber gerade deswegen ist ein reger Austausch zwischen allen Gruppen notwendig, wenn es um die Zukunft der Bio-Landwirtschaft geht.“

Angstbefreit: Der Dialog macht´s

Wissenschaft und Konsumenten zusammenzubringen, das kann eine Herausforderung sein. Muss es aber nicht, sagt Grün. Man müsse nur den richtigen Rahmen und eine ansprechende Präsentation der Fakten dafür finden. Auf die Biofeldtage bezogen heißt das beispielsweise? „Nicht einfach nur die Saatgut-Züchtungen als passive Schauflächen anzubauen, sondern bewusst zur Veranschaulichung mit der Unterstützung von Experten und Wissenschaftlern die Besucher auf Fruchtfolgeparcours aktiv durch die Sortenschau zu führen. Bodenprofile auszuheben, deren Hintergründe von Mitarbeitern und Studenten der Boku in Outdoor-Seminaren erklärt werden. Oder Vorträge bunt zu mischen und für alle Besucher frei zugänglich zu machen, egal ob es sich um ,Phytomedizin in der Geflügelhaltung´ oder ,Verpackungsfreies Einkaufen´ handelt.“ Grün steht für den Dialog. Nur der könne einer Entfremdung entgegenwirken, die auf allen Seiten entstehen kann: „Als interessierter Bio-Konsument fehlt einfach meist die Möglichkeit zum direkten Austausch mit den Produzenten der Waren, die man kauft, die Bauern erhalten selten wichtiges Feedback.“

Die Universität für Bodenkultur ist an Bord

Dass die noch unreglementierte regionale Produktion mittlerweile gern als das „neue Bio“ propagiert wird, macht ihm keine Sorge: „Die Produkte haben ihren eigenen Wert am nachhaltigen Produktmarkt – Stichwort weniger Transport, CO2-Ausstoß und Belebung der regionalen Wirtschaft.“ Im Übrigen hätte man über das market Institut eine große Besucherumfrage durchgeführt: „Über 90% sehen die Bedeutung von Bio eindeutig weiter steigend.“ Bio für alle erlebbar machen und bewusst einen großen Fokus auf Privatpersonen legen“, das will Grün auch 2020 wieder: „Wir werden das Veranstaltungsgelände neu konzipieren – die Größe (70ha) wird sich nicht verändern, aber die Gestaltung soll kompakter werden und außerdem wollen wir die Routenführung unseres Bummelzuges weiter ausbauen.“ Dass man die Boku als weiteren Partner an Bord holen konnte und bereits Projekte wie z.B. ein mehrjähriges Düngeexperiment in Planung hat, ist da nur mehr die Draufgabe.

Die Projekt-Partner ©Pannatura, B. Machtinger

Die Biofeldtage: In Anlehnung internationale Formate fanden 2018 erstmals in Österreich Biofeldtage am Bio Landgut Esterhazy in Donnerskirchen statt. Dafür haben sich das FiBL (Forschungsinstitut für Biologische Landwirtschaft), der Verband Bio Austria, die heimische Landwirtschaftskammer sowie Pannatura zusammengetan, um Einblick in Praxis, Wissenschaft und Forschung  zu geben. 2020 geht das Event am 5.+6. Juni mit der Boku (Universität für Bodenkultur) als weiteren Partner in die zweite Runde https://www.biofeldtage.com/