Jochen Lobenwein hat den elterlichen Bauernhof übernommen, diesen auf Bio umgestellt und sich in die gefährdeten Krainer Steinschafe verliebt.

Jochen mit einem Krainer Steinschaf

Jochen Lobenwein schätzt das besonders zutrauliche Wesen seiner Krainer Steinschafe. ©Andrea Knura

Zwei Herzen schlagen in seiner Brust. Als Doktor der Psychologie arbeitet Dr. Lobenwein in der Verhaltenstherapie. Und dann ist da der Land- und Forstwirtschaftliche Facharbeiter Jochen, der mit seiner Familie den elterlichen Hof übernommen hat, und neben den Krainer Steinschafen, auch Wachteln, Weidegänse, zwei Norica Stuten und einen Esel hält. Natürlich Bio. „Wir hatten das Glück, dass die vorherigen Pächter bereits in Umstellung waren. Somit konnten wir den Hof gleich mit Start 2017 als Biolandwirtschaft führen.“ Auf 900 Metern Seehöhe bewirtschaftet er nun im Nebenerwerb, mit Leidenschaft, den Biohof Hansale in der Norischen Region in Kärnten. 

Kein Mästen

Wenn Jochen bei seinen Krainer Steinschafen ist, strahlt er eine unglaubliche Ruhe aus. Seine kleine Herde zählt rund 30 Tiere, Mutterschafe, Lämmer und einen Widder. Sie sind schwarz-weiß, feingliedrig, mit kurzen spitzen Ohren, zutraulich und richtig neugierig. Das Krainer Steinschaf ist eine Ursprungsrasse und hat dadurch den Vorteil, dass es durch seine sehr gute Milchleistung hervorragende Milchlämmer groß zieht. „Weder unsere Muttertiere noch deren Lämmer erhalten Mastfutter. Dafür dürfen sie ganzjährig die zarten Wiesenkräuter sowie das Heu unserer Weiden genießen.“ Durch ihre Genetik sind diese Schafe für die intensive Mast nicht geeignet, vielmehr entwickeln sie ihre besondere Fleischqualität bei langsamem Wachstum in extensiver Weidehaltung. Das Fleisch der Lämmer ist würzig zart mit einem Hauch an Wildgeschmack.

Krainer Steinschafe leben das ganze Jahr über auf der Weide mit offenem Stallzugang. Das Kleine ist erst einen Tag alt. ©Andrea Knura

Es liegt in der Natur der Steinschafe

„Wir schlachten die Lämmer mit rund acht Monaten bei einem Gewicht von rund 15 Kilo.“ Derzeit passiert das noch in einem nahen Schlachthof. „Allerdings wird gerade an einem hofeigenen Schlachtraum gebaut, damit wir auch diesen letzten, wichtigen Teil nicht aus der Hand geben müssen,“ erzählt Jochen. „Vieles wird am Hansalehof der Natur überlassen, und die kann auch grausam sein. So hat ein Wolf im vergangenen Jahr drei unserer Schafe gerissen.“ Dafür werden Lämmer bei den Steinschafen das ganze Jahr über geboren. Durch den asaisonalen Brunstzyklus und einem Widder, der glücklich mit der Herde lebt.

Übrigens wird am Biohof Hansale nicht nur das Fleisch der Krainer Steinschafe vermarktet, sondern auch die Wolle. So kann man kann sich eine Schurwollbettdecke maßgeschneidert anfertigen lassen.

Hochgefährdet

Es gibt mehrere Theorien woher das Steinschaf seinen Namen hat. Eine besagt, dass die Schafe ihre Nahrung an steinigen, kaum bewachsenen Hängen des Hochgebirges suchen müssen. Einer anderen zufolge bezieht sich die Bezeichnung “Steinschaf” auf das geographische Gebiet der “Steiner Alpen”, einem Gebirgszug im Grenzgebiet von Kärnten und Slowenien.

Um 1900 war das Steinschaf noch die bedeutendste Rasse des Alpenraumes. Das Krainer Steinschaf war einst im Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Friaul weit verbreitet, wo es als Milchschaf zur Milch- und Käsegewinnung gehalten wurde. Um die Milchleistung zu steigern wurde das Krainer Steinschaf in Slowenien ab den 1960er Jahren verstärkt mit dem Ostfriesischen Milchschaf gekreuzt. In einigen Gebieten ist es jedoch in seiner Reinform erhalten geblieben, wie etwa in den slowenischen Alpen im Gebiet des Triglav-Nationalparks. Dort wurden 1986 noch reinrassige Schafe gefunden, von denen einige nach Österreich importiert wurden. Seit 1995 ist das Krainer Steinschaf als “hochgefährdet” im Öpul Programm anerkannt und wird als “Seltene Nutztierrasse” gefördert.