Von einem alten Schweinestall, der einem Duftlabor weicht. Von einem jungen “Alchimisten” und von der gebündelten Kraft der Natur in kleinen Flacons.

Stefan ist auf der Suche nach dem perfekten Duft aus der Natur. Den bringt er dann in Falcons und damit in Räume. ©Steppenduft

Stefan Zwickl ist süchtig. Er sucht den perfekten Duft. Und er möchte ihn einfangen. Da ist zum Beispiel Lavendel und Sommer. Diesen Duft, den Zauber und die Energie der Blütenfelder will er in Räume bringen. Dabei stieß er anfänglich, seitens der Familie, nicht sofort auf Verständnis. Der Papa hatte da so seine Bedenken. Was für eine Idee auch, dem alten, stillgelegten Schweinestall des Großvaters so ein ganz und gar fremdes Leben einzuhauchen. Den Einstieg in die Gewinnung von naturreinen ätherischen Ölen hat der junge pannonische Duftbauer geradezu generalstabsmäßig geplant: „Seit Jahren experimentiere ich mit verschiedensten Pflanzen. Unzählige Versuche habe ich im Jahr gemacht, um die optimalen Sorten, deren Trocknung und die Feinheiten der Wasserdampfdestillation zu erkunden.“ Er befragte Experten, Aromatherapeuten, Apotheker und Chemiker. Mit all dem gesammelten Wissen kehrte der Duft-Enthusiast nach Hause zurück und begann, die Landwirtschaft seiner Familie in einen in Österreich einmaligen Dufthof zu verwandeln. Er hat seine Idee einer pannonischen Duftmanufaktur in die Tat umgesetzt. Heute ist er stolzer Inhaber von “Steppenduft” und extrahiert ätherische Öle aus Heilpflanzen.

Bei Steppenduft kann man auch einen Workshop zum Thema Duft machen und diesen selbst einfangen. ©Steppenduft

Die Verwandlung

Dort, wo man früher einmal grunzende Geräusche vernahm und empfindliche Nasen sich gerümpft hätten, wird gut Duftendes hergestellt. Die in einem Schweinestall zu erwartenden Bewohner inklusive Mist & Gabel haben einer Destillationsanlage Platz gemacht, die an die Baupläne von Leonardo da Vinci angelehnt ist. Alte Stalltüren, das Gewölbe und der Dachboden wurden aufwendig renoviert. Bestandteile eines abgerissenen Stadels wurden stilvoll in die Ausstattung integriert. Somit wurde den Düften ein adäquates Ambiente geschaffen. Ein Atelier bietet Platz zum (Schau-)Destillieren und Verkaufen. Und auf den Feldern mitten im Thermen- und Wallfahrtsort Frauenkirchen wachsen jetzt außergewöhnlichen Heil-und Duftpflanzen.

Mit einem Bauernladen Gut-Schein können sich Mütter ihren Steppenduft selbst wählen, oder eine Schnupperstunde erleben. ©Steppenduft

Dufterlebnisse mal klassisch mal exotisch

Seit der Eröffnung im Mai 2019 werden über 40 verschiedene Pflanzen extrahiert. Darunter Klassiker wie
Lavendel, Minze, Majoran, Thymian oder Rosmarin. Stefan versucht aber auch besondere Pflanzen zu kultivieren und deren Duft in naturreine Form zu bringen. So experimentiert er mit Exoten wie Marzipansalbei, Zimtbasilikum, Zitronenthymian oder Grapefruitminze. Er probiert viel aus. Testet. Forscht. Nach neuen Düften, aber auch nach neuen Möglichkeiten, die Duftherstellung zu optimieren. Oftmals ist die Suche nach einem Duft auch die Suche nach Erinnerung. Wohl auch deshalb hat Stefan die Eukalyptuspflanze erfolgreich flacon- und salonfähig gemacht. Der destillierte Duft erinnert ihn an die mütterliche Fürsorge, wenn er als kleiner Bub eine Erkältung hatte. 

In gut riechenden Pflanzen stecken aber nicht immer gut riechende ätherische Öle. Diese werden aus den unterschiedlichsten Pflanzenteilen gewonnen. Das können Blüten, Blätter, aber auch Rinden, Wurzeln oder Harze sein. Die Duftstoffe wirken unmittelbar auf das Gehirn. Dadurch können sowohl physische, als auch psychische Prozesse im Körper positiv beeinflusset werden. Die „Düfte der Steppe“ werden zu Ölen, Raumdüften, Raumsprays und Duftkristallen weiterverarbeitet. Im „Traumfänger“ von Steppenduft hängt beispielsweise das Aroma von frischem, blumigen Lavendel. Aroma-Therapeuten empfehlen diese fein nuancierte Komposition bei Schlafstörungen, psychischen Beschwerden und innerer Unruhe und Ängsten. Der Spray kann ganz einfach im Schlafzimmer oder aufs Kissen oder auf dem Pyjama versprüht werden. Die erfrischende Pfefferminze von “Doublemint” schafft hingegen eine kühlende Atmosphäre, die Körper und Geist anregt. Durch seine antibakteriellen Eigenschaften wirkt das ätherische Pfefferminzöl auch wohltuend bei Erkältung und Grippe. 

Ein Hauch von Weihrauch

Der Duftfanatiker steckt voller Ideen. Auf der Suche nach neuen naturreinen Duftkompositionen hat er sich zuletzt in das Franziskanerkloster in Frauenkirchen begeben. “Duftenden Beistand” gaben ihm Pater Thomas und die Schwestern des Klosters. Aus dieser Zusammenarbeit ist ein Raumduft entstanden, der in die Welt des Barocks und der Wallfahrtskirche entführt, ein Duft der an einen Klostergarten erinnert. Das Fläschchen mit dem sehr spirituellen Inhalt soll seelische Entspannung bringen und die Gedanken klar machen.

Dem Duft auf der Spur

Der junge Handwerker gibt sein Wissen und seine Leidenschaft aber auch gerne weiter. Er bietet Workshops für all jene an, die neugierig sind, die selber einmal einen Duft destillieren möchten. „Sie suchen sich aus der Vielfalt von Pflanzen ihren Favoriten aus und entdecken die Geheimnisse der Duftölgewinnung“. Oder sie gehen mit Stefan auf eine Duftsafari und erl(i)egen Pflanzendüfte(n), die sie noch nie in ihrer Nase hatten.