Es muss einen guten Grund gehabt haben, dass im Donautal zwischen Spitz und Krems schon vor über tausend Jahren Weinreben gepflanzt wurden.

Wachau Wein

Weinbau ist in der Wachau alles andere als unproblematisch. © Pixabay

Unsere Serie Weinwissen führt uns in die Wachau. Den steilen Hängen wurden hier durch Terrassierung und die Anlage von Steinmauern Anbauflächen abgetrotzt, auf denen seit Jahrtausenden Weinbau betrieben wird. Die Wurzeln der Rebstöcke suchen auf dem kargen Boden Halt und krallen sich in Gneis und Granit. Über die Jahrhunderte wurden immer mehr Terrassen und Mauern errichtet – eine einzigartige Kulturlandschaft, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. 

Erfahrung und Langlebigkeit

Die Weinbaupioniere haben die Wachauer Hänge sicher nicht auserkoren, weil der Weinbau dort einfach und unproblematisch ist, sondern sie haben früh erkannt, dass das ganz spezielle Klima und die Bodenstruktur tiefgründige, mineralische und langlebige Weine hervorbringen. Die Geschichte der Wachau ist abenteuerlich und wechselhaft. 

Und die Uhren ticken hier immer noch anders. Die Wachauer scheuen Änderungen wie der Teufel das Weihwasser und sind damit, zumindest aus vinophiler Sicht, immer gut gefahren. Auf dem Urgesteinsboden gedeihen Weine, die stets zu den besten Österreichs gehören und eine jahrzehntelange Lebensdauer haben. Während in anderen Regionen jedem Trend hinterhergehechelt wird, vertraut man hier stoisch auf Erfahrungen. Andere entdecken nach Experimenten wieder ihre Wurzeln, die Wachauer haben sie nie verlassen. Bis heute werden die ausschließlich aus Natursteinen bestehenden Trockensteinmauern in mühevoller Handarbeit gepflegt, denn für die Arbeit auf den kleinen Terrassen können keine Maschinen eingesetzt werden.

Links und rechts entlang der Donau

Das Weinbaugebiet erstreckt sich über beide Ufer der Donau zwischen Spitz und Krems. Der Großteil der Weingärten befindet sich am Nordufer mit den terrassierten Weinbergen, die zum Teil am Fuß schroffer Felswände liegen. Der westlichste Außenposten ist die historische Weinbaugemeinde Spitz mit dem monolithischen Tausendeimerberg und der pittoresken Burgruine. Der Spitzer Graben gehört zu den kühlsten Regionen, in denen gerade noch Weinbau möglich ist. Durch die Klimaerwärmung werden die Weine von dort immer spannender, die Nachfrage nach Cool-Climate- Weinen steigt. Folgt man der Donau stromabwärts, erreicht man Weißenkirchen, ob der Anmutung und der romantischen Kirche eine beliebte Hochzeitsdestination. Nach Umrundung des Donauknies gelangt man nach Dürnstein mit seiner bei Touristen äußerst beliebten Altstadt. Am Donauufer steht die Barockkirche von Stift Dürnstein, über der Stadt thront die Burgruine, die einen atemberaubenden Ausblick bietet. Westlich wogt ein wahres Rebenmeer mit einer der größten ebenen Flächen der Wachau. Hat man es durchquert, erreicht man die beschauliche Gemeinde Loiben, die dasöstliche Ende der Wachau am Nordufer markiert. Über die Donaubrücke gelangt man nach Mautern am südlichen rechten Ufer. Die historische Gemeinde ist überregional vor allem durch den Feinschmeckertempel Landhaus Bacher bekannt. Die Winzer am südlichen Ufer werden immer wieder unterschätzt, konnten aber besonders in der letzten Zeit durch beachtliche Erfolge bei Weinbewertungen auf sich aufmerksam machen. Rührsdorf und Rossatz sind dank ihrer gepflegten Heurigenkultur sehr beliebt.

Eine Frage der Lage

Die Lagen der Wachau sind ein wahrer Fleckerlteppich an geologischen Formationen, die durch vielfältige Kleinstklimazonen noch bunter gestaltet werden. Hangausrichtung, Geländeformation sowie wärmespeichernde Mauern und Felsen bewirken, dass fast jede Parzelle einen individuellen Charakter aufweist. Während andere Weinbaugebiete noch Jahrzehnte über die Bestimmung ihrer Grand Crus streiten werden, sind die Lagen der Wachau seit Jahrhunderten im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt. Weine von Singerriedel, Honivogl, Achleiten, Kollmütz, Schütt oder anderen Lagen sind Kult und haben stets durch ihr gewaltiges Entwicklungspotenzial überzeugt.

Die Rebsortenfamilie vergrößert sich 

Wenn man von Wachauer Weinen spricht, dann meint man in der Regel Grünen Veltliner oder Riesling. Auf jahrhundertelanger Erfahrung aufbauend, wissen die Winzer genau, welche Lage sich für welche Rebsorte am besten eignet. Eine schon fast in Vergessenheit geratene Varietät ist der Neuburger, der von einer kleinen, aber einflussreichen Fangemeinde sehr geschätzt wird. Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller sind noch relativ junge Mitglieder in der Wachauer Rebsortenfamilie. Ob ihrer fast überbordenden Aromenintensität haben sie aber rasch an Popularität gewonnen. Rote Rebsorten spielen mit einem Anteil von knapp zehn Prozent derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Am gängigsten ist zwar der Zweigelt, aber der Pinot Noir reift dank der Leidenschaft feinfühliger Winzer zu erstaunlichen Gewächsen heran.

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