Manuel Kollers Herz schlägt für den Schilcher. Die Leidenschaft für die Blaue Wildbacher Rebe und das Handwerk hat ihm sein Großvater Hans mitgegeben.

Hans und Manuel Koller, Weingut Koller, Schliche

Großvater Hans und Manuel Koller verbindet die Schilcher Leidenschaft. ©Weingut Koller

Man sagt, der Name Schilcher leitet sich von den Worten „schillern“ bzw. „schielen“ oder „schilchen“ ab. So wurde nämlich die oft eigentümliche Farbkomposition des Weines beschrieben. Tatsächlich sind beim Schilcher ja alle Farbtöne, von hellem rosa über gelbliche Zwiebeltöne bis zu einem recht kräftigen kirsch- oder rubinrot möglich. „Böse Zungen behaupten aber, dass mit schielen oder schilchen die Auswirkungen von übermäßigem Weinkonsum beschrieben werden. Über den Schilcher gibt es ja viele Geschichten,“ erzählt Manuel Koller. Sein Weingut befindet sich im Wildbachtal bei Deutschlandsberg, der Heimat des Schilchers. „Die Anfänge unseres Weingutes gehen über 300 Jahre zurück, die Großeltern Christl und Hans haben aus diesem jahrhundertealten Erbe ein Weingut mit Hingabe zum Wein und großen Pionierleistungen im Schilcherweinbau geformt.“

„Selbst gründliche Kenner aller europäischen Weinregionen schwärmen vom Schilcherland mit seiner Anbaufläche von nur 460 ha, als dem vielleicht schönsten Rebland unseres Kontinents, mit dem knackig-reschen, säuerlich-beerigen mineralischen Rosé, der an diesen Gneis- und Schieferhängen gedeiht.“

Der Schilcher, er ist wohl einer der bekanntesten Weststeirer, ist seit 1976 gesetzlich besonders geschützt.: Laut Verordnung ist die Bezeichnung „Schilcher“  nur für Wein erlaubt, der zu 100 Prozent aus in der Weinbauregion Steiermark gewonnenen Trauben der Rebsorte Blauer Wildbacher hergestellt wird. „Der Blaue Wildbacher wurde oft mit dem Hybridwein verwechselt, denn fast bei jedem Schilcherbauern wurden früher auch Direktträger gezogen. Der Direktträgerwein wurde dann vielfach im Haustrunk mit dem „echten Schilcher“ verschnitten,“ erläutert Koller. Der Winzer ist bei seinem Großvater, quasi zwischen den Reben, mit vielen Geschichten und auch Wissen um den Blauen Wildbacher aufgewachsen. „Mein Großvater war auch einer der Kämpfer für die Etablierung des Schilchers als Qualitätswein und der Schutzmarke „Weißes Pferd“ des Weinbauvereins Schilcherland.“ Die Aufgaben des Vereines liegen vor allem in der Qualitätsförderung, sowie im Schutz des Schilchers und in der Erhaltung der Anbauflächen in der Weststeiermark. Erst nach strengen Kontrollen und Verkostung darf ein Wein die Schutzmarke „Weißes Pferd“ tragen. Im traditionsbewußten Weingebiet Weststeiermark hat das weiße Pferd eine besondere Bedeutung, denn einerseits was das Pferd schon das Wappentier der Kelten und zum anderen werden im weststeirischen Gestüt Piber die Weißen Lipizzaner für die Spanische Hofreitschule gezüchtet.

Spannend

Ilse und Manuel Koller in ihrem “alten” Weinkeller. ©Weingut Koller

Der Schilcher ist schon in der Bewirtschaftung spannend. Der Wein erhält sein typisches fruchtig-spritziges
Bukett nur durch die Gneis- und Schieferböden der Weststeiermark und die einzigartige Dynamik von Tageswärme und der nächtlichen Abkühlung durch die Fallwinde der Koralm. Auf Steillagen mit bis zu 60 Prozent Neigung bewirtschaften die Kollers ihre Bergweingärten. Nachhaltig und händisch. „Unsere Rieden sind reine Südlagen, die steil über dem Wildbachtal liegen und die wunderschöne weststeirische Landschaft prägen.“ Aus der Schilchertraube keltert Koller neben verschiedenen roséfarbigen Schilchern auch viele weitere Spezialitäten,  etwa als Weißwein der Brillant und als Rotwein der Granat.

„Schilcherlegende“ von Reinhard P. Gruber, Kapitel „Von den weststeirischen Säften“

„Zwei Säfte sind es, die die Weststeiermark durchrauschen, die sie zur unvergleichlichen Weststeiermark machen: Schilcher und Kernöl pulsieren durch die Adern des Landes, der edle rote Saft der Wildbacher Rebe und der edle tiefgrüne Saft des Kürbisses. Noch kein anderes Land auf diesem Erdengrund ist mir bekannt, wo dieses Zweitaktgemisch im Herzen pocht.

Die großen Unterschiede in Farbe und Geschmack des Schlichers entstehen natürlich auch durch unterschiedliche Kellertechnik. Das heißt: Je länger der Wein auf der Maische vergärt, umso kräftiger wird seine Farbe und gleichzeitig nimmt er mehr den Charakter eines Rotweines an. Aber egal wie hell oder dunkel der Schilcher ist. Er muss jung getrunken werden, denn nur in den ersten ein bis zwei Jahren hat er sein typisches Fruchtbukett und seine lebendige Frische. Obwohl man Schilcher zu den Rotweinen rechnet, paßt ihm eine kühle Trinktemperatur von etwa 8 bis 10°C sehr gut. Schilcher ist bekannt für seinen hohen Säureanteil. Daher ist er auch ideal als Aperitif oder als Weinbegleitung zu einer deftigen Jause oder üppigem Essen. Dieses wird übrigens ebenfalls gerne mit dem “Schilchersalz” gewürzt. Geröstete Schilchertraubenkerne und mehr als 20 Gewürze verbinden sich in dieser rustikalen Gewürzmischung zu einem würzigen Genuss: Ein Must-Have für jede klassische Weinverkostung mit verschiedenen ausgesuchten Käsen und heimischem Gemüse – perfekt auch für die steirische Brettljausn mit Eiern, Speck, Trockenwürstl, hausgemachten Aufstrichen, Geselchtem und Schweinsbraten!