„Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen,“ sagt der Volksmund. Mit diesem Wissen wirken Kräuterexperten sowie Praktiker der TEH (Traditionelle Europäische Heilkunde).

Frauenmantelblätter gebunden auf Holzboden

Frauenmantel wirkt adstringierend (zusammenziehend), entzündungshemmend und antibakteriell, antioxidativ sowie krampflösend.©Pixabay

Wir sitzen inmitten einer grünen Apotheke, die bei zahlreichen Erkrankungen, aber auch bei seelischen Belastungen kleine und große Wunder bewirken kann. Zugegeben: Es ist schwer, aus der Natur zu schöpfen, wenn man nichts über sie weiss. Auf den Pflanzen hängen auch keine Beipackzettel. Was unsere Großmütter noch mit Kamille, Lindenblüte, Ringelblume … geheilt haben, ist heute somit fast ausschließlich ein Fall für den Arzt. Dabei könnten wir vor allem auch um gesund zu bleiben, das überlieferte Wissen über die Heilkraft der Pflanzen nutzen. So wie Petra Knoll (Petras Garten) das macht. Auf etwa 700 Meter über dem Meer wachsen Zitronenmelisse, Johanniskraut und Minzen in vielerlei Sorten. Auch Frauenmantel, Ringelblumen, Arnika oder Salbei haben ihren Platz gefunden und genießen die herrliche Umgebung. Zum richtigen Zeitpunkt gepflückt und sorgsam möglichst rasch getrocknet, warten die Blätter und Blüten in Papiersäcken abgefüllt, bis sie von ihr verarbeitet werden. Zusammengestellt zu verschiedensten Teemischungen  und händisch in Teebeutel abgefüllt, erfüllen die Pflanzen ihre Bestimmung. Als TEH Praktikerin und seit Jahren von der Natur und Mentoren lernend, fertigt sie zudem einige Spezialitäten wie beispielsweise ein Darmfit-Pulver oder Kräuter-Salzmischungen zum Brotbacken.

Auf die innere Einstellung kommt es an

Es geht hier aber auch darum, unsere Einstellung zu unserem Körper zu überdenken, ihm gegenüber achtsamer zu sein, um unsere Gesundheit zu erhalten. Nein, unser Körper ist keine Maschine und ein Arzt ist auch kein Mechaniker. Die Aufgabe des Arztes sehen wir ja darin, uns bei Problemen und Leiden wieder funktionsfähig zu machen. Und das bitte so schnell als möglich. Das ist aber keine Heilung. „Das „Heil werden“ ist ein Weg, auf dem man  seinen eigenen „Inneren Heilmeister“ (den haben wir alle!) aktivieren muss, und dabei können uns Pflanzen auf ganz natürliche Weise helfen,“ ist Hans-Peter Rausch, API-Therapeut und Heilkräuterexperte überzeugt.

Komplexität der Inhaltsstoffe

Pflanzen sind hochkomplexe Wesen. Sie bestehen nicht nur aus einem einzigen Wirkstoff. In ihnen stecken ätherischen Öle, Harze, Alkaloide, Bitter-, Gerb- und Schleimstoffe, organische Säuren, Enzyme, pflanzliche Hormone, Mineralstoffe und Vitamine. Das ist auch ein bisschen die Schwierigkeit im Bezug auf Heilpflanzen. Oftmals weiß man zwar, dass die Pflanzen wirksam sind, aber man kann nicht genau bestimmen, welcher der zig Inhaltsstoffe für die Heilung verantwortlich zeichnet. Ziel der Forscher ist es, diesen Code zu knacken, die Heilwirkung der Pflanzen zu rationalisieren und neue und wirksamere pflanzliche Medikamente zu entwickeln. Heute enthalten viele unserer Medikamente wieder natürliche Inhaltsstoffe statt chemisch produzierter Substanzen. Bei der Vielfalt der noch unerforschten Arzneipflanzen bleibt die Pflanzenheilkunde aber ein spannendes Forschungsfeld. So forscht man beispielsweise gerade sehr eifrig am Rotwurzelsalbei. Es ist bewiesen, dass er bei der Wundheilung hilft. Welcher seiner über 50 Inhaltsstoffe ist aber dafür verantwortlich? Damit eine Wunde heilt, müssen neue Hautzellen wachsen? Fördert der Rotwurzelsalbei die Zellerneuerung? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Forscher gerade. Bei anderen Pflanzen ist man schon weiter. 

Heilpflanzen auf Bauernladen

In der Produktpalette auf Bauernladen birgt sich ganz viel uraltes Heilwissen. Es gibt Kräuterwein aus Löwenzahnwurzel, der Petersilienwein der auf Hildegard von Bingen zurückgeht, man findet Essenzen aus Salbei, allerlei Cremen aus Ringelblume,  Lavendel etc.. Sogar zum Nachlesen zu diesem Thema wird man auf Bauernladen fündig. Das Buch “Alte Hausmittel. Was Oma noch wusste” ist ein kleiner Denkanstoß, um sich wieder mehr auf die natürliche und schonende Gesundheitserhaltung zu konzentrieren, die Natur wieder intensiv zu erleben und auf Altbewährtes zu setzen. Schon Paracelsus sagte:

„Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken. 

Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) ist eines der klassischen Naturheilverfahren. Sie beruht auf der Annahme, dass bestimmte Pflanzen bei der Heilung helfen. “Bei schwereren Erkrankungen müssen die Ursachen von Arzt abgeklärt werden. Eine Selbstmedikation mit Heilpflanzen ohne Überwachung eines Mediziners kann lebensgefährlich sein. Man sollte also mit Heilkräutern auch immer vorsichtig sein,” sind sich Heilkräuterexperten einig.