Die älteste und natürlichste Methode der Schaumweinherstellung feiert eine Renaissance. Und zwar gerne überschäumend mit dezenter Restsüße.

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Die ursprüngliche Entdeckung des Schaumweins vor rund 480 Jahren verdanken wir den Benediktinermönchen im südlichen Frankreich. In der Abtei Saint-Hillaire in Limoux wurden damals noch nicht ganz vergorene Weine  in Flaschen gefüllt, um darin ihre Gärung mehr oder weniger zu vollenden. Die vorhandene Kohlensäure verbleibt dabei im Wein und wird darin gelöst.

Jede Menge unterschiedliche Gemeinsamkeiten

Ein Pet-Nat-Wein hingegen wird – anders als bei der Méthode Traditionnelle, der klassischen Flaschengärung des Champagners – weder degogiert, sprich die verbleibenden Hefeklümpchen werden nicht entfernt – noch erhält  ein Pet-Nat-Wein eine Dosage:  Das ist eine Süßweinbeigabe mit stilprägendem Charakter, also eine Art „Duftmarke“, die bei Champagnern den Charakter, die Wiedererkennbarkeit und die Geschmacksrichtung von trocken bis süß bestimmt. Die Dosage ist deshalb ein wohlgehütetes Geheimnis jedes einzelnen Champagnerhauses. Zum Abschluss werden Pet-Nat-Weine mit einen Kronenkorken statt wie bei Champagner üblich mit einem Naturkorken verschlossen. Also jede Menge unterschiedliche Gemeinsamkeiten. Bleibt noch die Bedeutung der Abkürzung Pet-Nat zu enthüllen: Es steht für Pétillant Naturel – prickelnd natürlich und ist, ja richtig, eine Art der Schaumweinherstellung. Sie ist an keine Region gebunden und das Verfahren wird als Méthode Ancestrale oder Methode Rurale bezeichnet. 

Zurück zu den Ursprüngen

Diese Urform der Flaschengärung erlebt im Zeitalter der Naturweine eine Renaissance. Unter der Bezeichnung Pet-Nat erfreuen sich derzeit immer mehr Menschen generationsübergreifend an diesem Trend. Es eröffnen sich neue und spannende Geschmackserlebnisse, jede Flasche ist unique, weil spontan vergoren und schmeckt eben je nach Vergärung der Hefe unterschiedlich. Durch den Heferückstand, der als Schwebeteilchen sichtbar ist, entwickeln Pet-Nat-Weine eine leicht trübe Farbe.

Kapriziös, mit einem Hauch verruchter Gefahr

Die Herstellung ist relativ einfach, weil „ancestrale“: Der noch gärende Wein wird,  so wie er ist – also unbehandelt – in die Flasche abgefüllt und gärt dann oft monatelang ohne eingreifende Regulierung eines Kellermeisters unter Verschluss – Kronenkorken siehe oben – weiter. Da die Vergärung nicht „angeleitet“ ist, wird meist nicht aller im Wein enthaltener Zucker vergoren. Es bleibt ein „Restzucker“. Die wenigsten Pet-Nat-Weine sind daher richtig trocken. Meistens haben sie eine dezente „Restsüße“.

Durch den in der Flasche entstehenden Druck entwickelt sich Kohlensäure. Deshalb ist Vorsicht beim Öffnen geboten, den der Kohlensäuregehalt einer jeden Flasche ist unterschiedlich und öfter einmal sehr hoch. Heißt, der Wein kann beim Öffnen extrem überschäumen. Praktisch gesprochen: Flaschen am besten in der Nähe eines Waschbeckens öffnen und die Kühlangaben des Herstellers beherzigen. Schon dieser kleine Nervenkitzel macht jede Pet-Nat-Flasche zu einer Besonderheit und kürt sie zur Queen des Abends – oft in eine Robe brillanten, einzigartigen Trinkvergnügens gehüllt.