Den Black-Friday und den Cyber-Monday haben wir ausgelassen. Doch anlässlich des Giving-Tuesdays könnten wir Bienen der Arche Noah glücklich machen.

Eigene Bienenhotels machen die sortenreine Vermehrung von Karotten wie “Purple Dragon” sehr viel leichter. ©Arche Noah

Purple Dragon, Künstlername “Lotte Karotte” ist eine Karotte des Vereins Arche Noah. Der setzt sich bekanntlich als gemeinnütziger Verein für den Erhalt, die Verbreitung und die Entwicklung vom Aussterben bedrohter Kulturpflanzensorten ein. Eine davon ist Lotte Karotte, die sich herrlich violett-purpurfarben außen und orange innen präsentiert. Allerdings braucht sie eigene Bienen. Warum das denn? ‚Purple Dragon‘ ist zwar selbst eine Neuzüchtung. Aber sie muss als samenfeste Sorte genauso wie ihre gefährdeten Kollegen ‚Marktgärtner‘ oder Winter Perfektion‘ für die sortenreine Vermehrung von anderen Karotten, auch den Wildkarotten, die in jeder Wiese vorkommen, isoliert werden. Lotte ist ein Fremdbefruchter. Das heißt, dass sie über männliche und weibliche Teile in einer Blüte verfügt. Aber die Pollen sind vor der Narbe bereit für die Befruchtung. Bienen bringen also Pollen von einer Blüte auf die Narbe einer anderen Blüte. Dabei ist wichtig, dass sie nur von Lotte-Blüte zu Lotte-Blüte fliegen. Das ist der Grund, warum sie eigene Bienen in einer eigenen Wohnung braucht. Die sind aber teuer und waren daher für den gemeinnützigen Verein noch nicht leistbar. Bis jetzt hat man sich mit kreativen Lösungen quasi über Wasser gehalten. Warum der Wunsch nach den Hotels dennoch immer weiter gewachsen ist, erklärt Arche Noah Schaugartenleiter Franco Baumeler so:

Was würde passieren, wenn es keine eigenen Bienenhotels gäbe? Dann könnten die die Blüten einer Purple Dragon wie gesagt mit der auf jeder Wiese vorkommenden Wildkarotte oder einer anderen Karottensorte bestäubt werden. Mit fatalen Folgen: die Purple Dragon Vertreter würden alle bald klein, weiß und runzelig aussehen und fasrig, fad schmecken. Und um welche Bienen geht es eigentlich? Um solche mit besonders feschen Namen. Hauptsächlich sind bei Karotten die Rote Mauerbiene, die Gehörnte Mauerbiene, die Mistbiene und Fliegen im Einsatz. Sie tun das aber nicht als Liebesdienst. Die Bestäubung ist eher ein Nebeneffekt der Nahrungssuche für ihren Nachwuchs.

So funktioniert die ganze Sache

Die Insekten werden als Larve in die Bienenwohnung übersiedelt. Sie schlüpfen direkt in ihrem neuen zu Hause. Dort steht ihnen auch über die ganze Saison Nahrung zur Verfügung. Und vor allem auch feuchte Erde. Die ist besonders wichtig: Denn zur Eiablage in die vorhandenen Bambusröhrchen brauchen die Bienen Material zum Abschließen ihrer Brutkammern. Die Larven schlüpfen nach wenigen Tagen und leben von den Pollenvorräten in den Nisthöhlen, bis sie sich im Sommer darin verpuppen. Im Herbst können die Puppen entnommen und bis zum nächsten Frühjahr im Kühlschrank aufbewahrt werden. Und dann geht alles wieder von vorne los. Wobei die Arche Noah Gärtner besonders auf gesunde, gut versorgte Bienen achten. Denn die besten Bestäuberinnen sind befruchtete Weibchen, die Pollen für ihren Nachwuchs sammeln.

Und wie schaut so eine Bienenwohnung überhaupt aus?

Optisch ähnelt die Bienenwohnung einem Folientunnel mit Netzbespannung. Die Wohnungen für Lotte und ihre Bienen sind ca. 5 mal 10 Meter groß. Sie werden von Februar bis Oktober bepflanzt und bewirtschaftet. Die ganze Saison über blüht etwas in jeder Bienenwohnung: Zuerst Kohl, dann Zwiebel und Karotten, später Gurken und Melonen. Insgesamt benötigt Arche Noah 10 „Bienenwohnungen” (= Isolations-Tunnel), wovon ein Stück 2.900 Euro kostet. Wer sich für die Bienen erwärmt, kann hier eine Spende – auch kleine sind gern gesehen – für ihre Hotels einbringen.Weil gerade Giving Tuesday ist, wenn Sie einen Grud brauchen: https://givingtuesday.sicher-helfen.org/archenoah/

Fragen über Fragen – Arche Noah beantwortet sie

Was ist sortenreine Vermehrung? Vermehrung bedeutet, dass man mithilfe gärtnerischer Techniken von einer Pflanze Saatgut nimmt. Sortenrein ist Saatgut dann, wenn in der Vermehrung darauf geachtet wird, dass es zu einer Bestäubung von Pflanzen nur einer Sorte gekommen ist.

Was sind samenfeste Sorten? Samenfeste Sorten werden solche Sorten genannt, die ihre spezifischen Eigenschaften an die nachfolgenden Generationen weitergeben und sich – im Gegensatz zu Hybridsorten – zum Nachbau eignen. Wird also das Saatgut einer solchen Gruppe von Pflanzen geerntet und wieder ausgesät, wachsen daraus fruchtbare Nachkommen, die in etwa den Elternpflanzen gleichen.

Warum samenfeste Sorten? An die 70 Prozent aller Karotten-Handelssorten sind Hybridsorten. „Moderne” Züchtung beschäftigt sich fast ausschließlich mit Hybridsorten. Diese können nicht von den LandwirtInnen nachgebaut werden und schaffen damit Abhängigkeit. Arche Noah erhält 40 samenfeste Sorten und Herkünfte in der Vermehrung und 20 weitere samenfeste Handelssorten als Sicherheitsbackup. Sie alle müssen regelmäßig in Bienenwohnungen vermehrt werden.