Ehre, wem Ehre gebührt
Wir freuen uns für den Acker-Schwarzkümmel. Er wurde zur Blume des Jahres 2024 gewählt, was den Samen hoffentlich wieder mehr Bekanntheit verschafft.
Seit mindestens 3500 Jahren wird Schwarzkümmel im Orient als pfefferartiges Gewürz und als Medizin verwendet. In der Naturheilkunde ist reines Schwarzkümmelöl als Hilfe bei Allergien, Neurodermitis, Schuppenfleche, zur Regulierung des Immunsystems, gegen Asthma, in Begleitung von Chemotherapien zur Milderung der Nebenwirkungen, bei Verdauungsproblemen und Bluthochdruck im Einsatz, in der Tiermedizin unter anderem auch, um Zecken abzuschrecken. In der indischen Heilkunde ist es bevorzugtes Mittel zur Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden. Und 2010 versuchte der Konzern Nestlé ein Patent auf die Verwendung von Nigella sativa als natürliches Behandlungsmittel gegen Lebensmittelallergien anzumelden. Keine Frage also, Schwarzkümmel wirkt. Es wurde also Zeit, dem Acker-Schwarzkümmel mit der Ernennung zur Blume des Jahres die Ehre zu erweisen, die ihm gebührt. Er ist nämlich mehr also nur einer Ackerbegleitpflanze. “Dass landwirtschaftliche Flächen – wie Getreideäcker – seltene und gefährdete Pflanzenarten beherbergen können, ist für viele Menschen überraschend. Eine der seltensten Arten der heimischen Segetalflora (Ackerbegleitpflanzen) ist der Acker-Schwarzkümmel mit seinen kompliziert aufgebauten Blüten und seiner ausgefeilten Blütenbiologie. Die Pflanze ist eine unserer attraktivsten Ackerwildkräuter, ihre blaublühende Verwandte Nigella damascena (Jungfer im Grünen bzw. Gretl in der Stauden) ist eine beliebte Zierpflanze,” schreibt dazu Stefan Lefnaer vom Naturschutzbund Österreich.Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Die Heimat des Schwarzkümmels liegt im östlichen Mediterranraum, wo es rund 20 Arten aus dieser Gattung gibt. Als in der Jungsteinzeit die Ackerbauern aus dem Vorderen Orient nach Mitteleuropa einwanderten, rodeten sie Wälder, legten regelmäßig umgepflügte Äcker an und schufen so Habitate, die davor nicht vorhanden waren. Auf diesen offenen Bodenstellen konnten sich einjährige spezialisierte Arten ansiedeln. Zu dieser Zeit trug der Mensch durch die Umgestaltung und kleinteilige Gliederung der Landschaft dazu bei, die Artenvielfalt zu erhöhen. Der Acker-Schwarzkümmel, ein Hahnenfußgewächs, begleitet den Menschen in Mitteleuropa seit ungefähr 4.500 Jahren. Als für die Landwirtschaft harmloses 15–45 cm hohes Beikraut lebt es in Getreideäckern über kalk- und skelettreichen Böden. Mit Hilfe seines über 80 cm in den Boden reichenden Wurzelsystems kann die Pflanze auch an trockenen Standorten gut gedeihen.
Schwarzkümmel, ein Opfer des Herbizideinsatzes
Ab Beginn der Industrialisierung ging die Biodiversität in Mitteleuropa wieder kontinuierlich zurück. Die Bestände des Acker-Schwarzkümmels brachen seit den 1960er Jahren aufgrund des landwirtschaftlichen Herbizideinsatzes drastisch ein. Einst war die Pflanze in ganz Österreich verbreitet. Heute ist sie nur noch im Osten Österreichs anzutreffen, v.a. im Wiener Becken und im Nordburgenland, wo sie laut Roter Liste als „stark gefährdet“ eingestuft ist. Die Art ist aber kaum mehr in Äckern zu finden, da diese heutzutage zur Ertragssteigerung viel dichter mit Getreide bestockt werden als in früherer Zeit, was der lichtbedürftigen Pflanze den Lebensraum entzieht. Rückzugsorte des Schwarzkümmels sind nun Ackerränder, Böschungen, Brachen und Kulturbrachen wie aufgelassene Schottergruben.
Der Acker-Schwarzkümmel wurde ausgezeichnet vom Naturschutzbund gemeinsam mit dem Verein zur Erforschung der Flora Österreichs http://www.flora-austria.at/