Über 211 Millionen Hennen, 53 Prozent aller Hühner, leben in der EU in Käfigen. In Österreich sind es nur noch ein Prozent. An Käfigeiern kommt man aber nicht vorbei.

Über die Häfte der Legehennen in der EU, verbringen ihr Dasein noch immer in Käfigen.  ©Tierschutzbüro

Vorweg die gute Nachricht: Von den rund sechs Millionen heimischen Hennen, die jährlich 1,9 Milliarden Eier legen, leben nur mehr ein Prozent in so genannten “ausgestalteten” Käfigen. Und das auch nur mehr bis Ende des Jahres. Dann sind sie in Österreich nämlich verboten. Ihr Leben darf man sich so vorstellen: Ein Hendl hat 600 Quadratzentimeter Platz in einem 2.000 Quadratzentimeter großen Käfig, der Sitzstangen und Bereiche zum Scharren enthalten muss. Klingt nicht nach einem besonders guten Leben? Ist es auch nicht. Das Platzangebot für ein Tier liegt unter dem berühmten DIN-A4-Blatt, das 623,7 Quadratzentimeter misst. Aber es geht noch schlechter. Im “alten” Legebatterie-System, das die EU 2012 verboten hat, in dem aber der Großteil der Hühner weltweit ihr Leben verbringt, hat eine Legehenne nur um die 550 Quadratzentimeter Platz und teilt sich den Käfig mit mehreren anderen. Was das mit Ihnen als Konsument zu tun hat? Sie greifen doch nur zu mit Null gekennzeichneten Eiern, denen aus Biohaltung? Ziemlich viel, denn jetzt kommt die schlechte Nachricht: Österreich kann nur 86% der Nachfrage mit heimischen Eiern decken. Mal ganz abgesehen von Produkten aus dem Supermarkt-Regal, die Ei enthalten. Deswegen landen Eier aus Käfighaltung auch nach wie vor  auf unseren Tellern. “Jedes zweite hierzulande konsumierte Ei stammt aus verarbeiteten Produkten wie Nudeln, Keksen und Saucen – und hier wissen wir in der Regel nicht, woher und aus welcher Haltung es stammt. In Märkten außerhalb von Wien können wir sogar noch importierte Schaleneier aus Käfighaltung kaufen”, sagt Vier Pfoten-Gründer Heli Dungl. Und an diesen Käfighaltungs-Eiern mangelt es in der EU nicht. 211.282.574 Hennen, das sind 53 Prozent aller Hühner, sorgen für ständigen Nachschub.

Wo es besonders schlimm ist? Beispielsweise in Littauen. Da leben 96 Prozent bzw. jährlich 2.670.443 Hennen in Käfigen. Nicht viel besser präsentiert sich Spanien mit 88 Prozent bzw. 41.046.685 Hennen. Und wer nicht so weit reisen will, der fährt nach Polen oder grade mal über die Grenze nach Tschechien.  Doch zurück zu den Käfigeiern auf unseren Tellern. Woher kommen die 14 Prozent der Eier, die wir nicht aus der eigenen Produktion decken können? Immerhin sind das jährlich 21.617 Tonnen Schaleneier und 4.744 Tonnen Eigelb oder Eiprodukte. Die meisten importiert Österreich aus Deutschland. Dort leben sieben Prozent der Legehennen in Käfigen. Halb so schlimm? Kommt darauf an, wie man es sieht. In Deutschland stehen schon 38 Prozent der Legehennen in Ställen mit über 100.000 Tieren. Auf Platz zwei folgt Polen. Dort leben 87 Prozent der Legehennen in Käfigen. Und auch bei den Eiprodukten liegt Polen unter den Importländern weit vorn, auf Platz drei.  Der zweite Platz geht hier an die Niederlande, wo jährlich 6.234.000 bzw. 18 Prozent der Hennen in Käfigen leben. Auch nicht gerade berühmt also, die Haltungsbedingungen dort.

Bürgerinitiative “End the Cage Age”

Die europäische Bürgerinitiative “End the Cage Age” will sich des Missstands der Käfighaltung generell annehmen. Vier Pfoten hat sich wie weitere 140 Tier- und Umweltschutzorganisationen gerade angeschlossen und beschäftigt sich auf den hauseigenen Social Media Kanälen diese Woche damit. Zur Unterstützung hat man Promis wie den EU-Abgeordneten Thomas Waitz, Maggie Entenfellner, und die heimische Nachhaltigkeitbloggerin und Podcasterin Madeleine Alizadeh (dariadaria) an Bord geholt. Letztere hat alleine auf Instagram 197.000 Follower. Gemeinsam rufen sie dazu auf, die Initiative zu unterschreiben. Speziell für die Legehennen setzt sich Politiker Waitz ein, der selbst übrigens Bergbauer, Forstwirt und Imker ist. Das Zeitalter nach der Käfighaltung darf man sich übrigens auch nicht allzu idyllisch vorstellen. In Bodenhaltung – so werden augenblicklich hierzulande über 60 Prozent der Legehennen gehalten, verbringen die Tiere ihr ganzes Leben unter künstlichem Licht. In der Freilandhaltung haben sie immerhin jeden Tag Zugang zu Auslauf ins Freie. Auf eine Henne kommen acht Quadratmeter. Manche Tiere trauen sich aber aufgrund sozialer Strukturen oder ihrer Angst vor Raubvögeln gar nicht ins Freie. In der Biohaltung gibt es zehn Quadratmeter Fläche pro Tier und  ab der 12. Lebenswoche ständigen Zugang ins Freie, egal bei welcher Witterung. Die gute Nachricht am Ende stammt auch aus dier Haltungsform: Jedes österreichische männliche Bio-Eintagsküken bleibt mittelerweile am Leben und wird nicht mehr getötet. Schreddern ist hierzulande demnach passé. Und das ist bisher einzigartig in der EU.

Legehennenhaltung in Österreich Ein Großteil der österreichischen Legehennen werden derzeit in Bodenhaltung (64%) gehalten, gefolgt von Freilandhaltung (23%), Bio-Haltung (12%) und ausgestalteten Käfigen (1%). In Österreich gab es 2017 noch weniger als zehn Betriebe mit insgesamt 61.622 Hennen im Käfighaltunssystem, das ab 2020 verboten ist. Heimische Legehennenhalter müssen aber auch noch andere Kriterien erfüllen. Dazu zählt unter anderem die gentechnikfreie Fütterung, die Verwendung von Donau Soja, keine Schnabelbehandlungen bei Legehennen, die Dokumentation der Tiergesundheit über die Poultry Health Data und die Kennzeichnung der Eier am Erzeugerbetrieb, sowie die Dokumentation der Warenflüsse und die Absicherung über die Österreichische Eierdatenbank. Konsumenten können Bioeier an der aufgedruckten 0 erkennen, Bodenhaltungseier an der 1 und Käfigeier an der 3.

Hier können Sie die Bürgerinitiative “End the Cage Age” unterzeichnen

https://ciwf-int.endthecageage.eu/de-AT/live

Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Beitrag “Happy Hendl”

https://bauernladen.at/artikel/tierhaltung/happy-hendl/