Wer sich schon immer mal auf einem Bauernhof einbringen wollte, der kann das jetzt tun. Nach Tirol vermittelt der Verein “Freiwillig am Bauernhof” jetzt auch in der Steiermark.

Freiwillig am Bauernhof

600 freiwillige Helfer versuchten sich bereits im Vorjahr in Tirol an der Sense. ©Freiwillig am Bauernhof/Mario Webhofer

Sie denken gerade über eine Auszeit aus dem beruflichem Umfeld nach, eine Überbrückung von Leerzeiten oder haben einfach Interesse das Hofleben kennenzulernen? Das trifft sich gut. Denn auf vielen heimischen Bauernhöfen braucht man freiwillige Helfer wie einen Bissen Brot. Bäuerliche Familien, die häufig schon über Generationen einen wesentlichen Teil zur Landschafts- und Kulturpflege im Land beitragen,  stoßen bei den nötigen täglichen Arbeiten nämlich immer öfter an ihre Grenzen. Helfende Hände sind da jederzeit willkommen – oft geht es dabei nur um ein paar Tage unterstützenden Arbeitseinsatz und am Hof läuft es wieder. Der Verein “Freiwillig am Bauernhof  – Steiermark” nimmt sich jetzt der Herausforderung an, Höfe mit Bedarf und willige Helfer zusammenzubringen. Genauer gesagt werden Arbeitseinsätze in der Steiermark vermittelt. Hinter dem Verein steckt der Maschinenring Steiermark, der sich bereits im letzten Jahr an der Vermittlung von freiwilligen Helfern an Tiroler Bergbauernhöfe hervorgetan hat.

Einblicke gegen Unterstützung

Im Mittelpunkt steht eine faire Vermittlung von vorrangig manuellen, sprich händischen Tätigkeiten auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. Wobei die Bandbreite durch die regionalen und klimatischen Gegebenheiten in der Steiermark groß ist und von der Heuernte über die Stallarbeit und die Betreuung der Nutztiere bis hin zur Weidepflege reicht. Geld gibt es dafür allerdings nicht.

„Freiwillig am Bauernhof“

vermittelt landwirtschaftsfremde (und landwirtschaftsfreundliche) Personen für einige Wochen bzw. seit 2017 im Rahmen von spontanen Tageseinsätzen für einzelne Tage an einen Bergbauernhof in Tirol und seit heuer auch in die Steiermark. Während die Freiwilligen bei dieser „Schnupperlehre“ einen Einblick in das Leben und Arbeiten am Bauernhof erhalten, ist den Einsatzbetrieben in Zeiten von Arbeitsspitzen mit einer zusätzlichen Arbeitskraft geholfen. Die Helfer müssen mindestens 18 und dürfen höchstens 70 Jahre alt sein.

Das Konzept lautet vielmehr: Die Helfer arbeiten gegen Kost und Logis auf den Betrieben mit. Die Landwirte öffnen ihre Hoftür, geben Einblick in den Alltag und erhalten wertvolle Unterstützung in arbeitsintensiven Zeiten. Wie läuft das Ganze ab? Zuerst gibt es eine genaue Bedarfserhebung auf beiden Seiten, dann werden Bauern und Freiwillige zusammengebracht. Allein lässt man beide nicht. Vor, während und nach der Aufenthaltszeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb werden sie betreut. Und wenn etwas passiert? Dafür gibt es eine Absicherung. Der Verein kooperiert mit der Landwirtschaftskammer Steiermark und der ARGE Bergbauern und gewährleistet alle rechtlichen Rahmenbedingungen. Eine Unfallversicherung für die Freiwillige gehört dazu.  Neben der Hilfe gibt es in diesem Projekt freilich noch einen anderen Hintergedanken. Die gesammelten Eindrücke sollen zu einem besseren Verständnis für die vielen Herausforderungen der Landwirtschaft führen und die Bindung zur kleinstrukturierten österreichischen Landwirtschaft verstärken. Im besten Fall werden die Helfer in der Folge zu einem wichtigen Sprachrohr der heimischen Landwirtschaft.  Das funktioniert allerdings nur, wenn die Bauern ihre Arbeit mit landwirtschaftlichen Produkten wertschätzend vermitteln. Wohlwissend, dass sie damit zur Meinungsbildung beitragen und damit das Bild der Landwirtschaft zu einem Teil prägen werden.

Überraschender Andrang in Tirol 2018

Katharina Österreicher, Geschäftsführerin „Freiwillig am Bauernhof – Steiermark” skizziert ihre Vorstellung eines solchen Arbeitseinsatzes so  Arbeitstag am Bauernhof so: “Der Tag wird für die Freiwilligen oft müde, aber glücklich enden. Gemeinsam haben die Bauern und ihre freiwilligen Helfer etwas Greifbares und Sichtbares geschaffen – das bringt einzigartige Erlebnisse.” Wie gut die Sache funktionieren kann, hat sich, wie eingangs erwähnt, bereits im letzten Jahr gezeigt. Da hatte man aufgerufen, auf einem Tiroler Bergbauernhof mitarbeiten oder ganz einfach während des Urlaubs Bauernfamilien bei der Heuernte und im Stall zu unterstützen. Gleich einmal 600 Helfer meldeten sich 2018 für einen Einsatz auf einem Bergbauernhof in Nord- und Osttirol  und tauschten gewohnte Alltagsgegenstände gegen Bergschuhe, Sense und Heurechen. Damals war man von Seiten des Vereins überrascht. Heute glaubt man zu wissen, warum der Andrang so groß war: “Das Bedürfnis nach geerdeten Tätigkeiten nimmt mit dem steigenden Druck im Berufsleben und den computerlastigen Jobs offenbar vielfach zu.” In der Steiermark scheint sich das zu bestätigen. Denn auch hier gibt es schon eine Warteliste von freiwilligen Helfern und bäuerlichen Betrieben.