Der Bio-Bauernhof der Familie Harbich wurde gerade ausgezeichnet. Wir haben recherchiert, wie Tier und Mensch dort miteinander leben.

Die Famlie Harbich jun. – Vinzenz und Julia samt Kindern – inmitten ihrer Rinderherde ©Biohof Harbich

Es ist ja nicht so, dass die Harbichs nicht verwöhnt wären, was Preise angeht. Erst im November wurde beim Wettbewerb “Bio-Produkt des Jahres 2018” auf der Bio-Messe in Wieselburg ihr neu entwickelter   Rindfleischsnack Weidebeef-Biltong prämiert. Gestern wurde bekanntgegeben, wer heuer den Bundestierschutzpreis erhält, und siehe da, auch der ging an die Harbichs. Doch was machen die Bauern aus dem Marchfeld so offensichtlich richtig, dass sie so viel positive Aufmerksamkeit erhalten?

57 Hektar Kreislaufwirtschaft

Die Harbichs bewirtschaften in zwei Generationen einen Ackerbaubetrieb mit 57 Hektar in Aderklaa, bauen Getreidefrüchte, Feldgemüse und Futterpflanzen für die eigene Rinderherde an. Man arbeitet nach der biologischen Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet? “Unser Acker bietet Futter für unsere Kühe, während diese wiederum den Acker mit Nährstoffen versorgen. Ein sehr wichtiges Instrument ist für uns auch die Fruchtfolge, d.h. es wechseln die Kulturen auf einem Feldstück um voneinander zu profitieren und um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten”, sagt die Familie. Selbstversorgung ist das höchste Gut: “Es bedeutet für uns Lebensqualität, wenn wir vorwiegend das essen, was wir selbst erzeugt haben.” Seit 2011 ist die Mutterkuh-Haltung am prämierten Hof ein Schwerpunkt, 2012 kamen Schweine dazu, die seit 2013 das ganze Jahr draußen verbringen und aufgrund ihrer bevorzugten Tätigkeit liebevoll “Wühlschweine” genannt werden. Schlachtung, Reifung, Zerlegung und der Verkauf von Rind- und Schweinefleisch: Das alles hat man dank der frühen Investition in eigene Schlachträumlichkeiten in der eigenen Hand.

Piemontesische Natursprünge . . .

“Der Wunsch, Fleisch selbst zu erzeugen, war sozusagen der Beginn von Harbich’s Weidebeef”, blickt die Familie zurück an den Anfang. Mittlerweile besteht ihre Herde aus 230 Rindern, davon sind 85 Mutterkühe. Waren es beginnend nur welche der Rasse Tiroler Grauvieh, so haben sich inzwischen auch Vertreterinnen der Rassen Aubrac, Angus und Murbodner dazu gesellt. Diese Rassen unterscheiden sich nicht nur durch ihre Farbe, sondern auch durch ihre Ansprüche an das (Weide)Futter. Ganz nach dem Motto: “Eine fette Kuh für die magere Weide und eine magere Kuh für die fette Weide” können wir jetzt zielgerichteter beweiden”, sagt Julia Harbich. Alle Kühe sind natürlich Hornträger. Star der Herde sind allerdings drei Stiere – einer der französischen Fleischrasse Aubrac und zwei Piemonteser, das ist die einzige europäische Rasse, in der asiatisches Zeburind-Blut zu finden ist. Deshalb sind die Italiener auch wenig Hitze- und Sonnenempfindlich. Und:  Sie alle beherrschen den Natursprung – what else? Die so entstehende Kreuzungen liefern eine sehr hochwertige Fleischqualität.

Mit Pietro hat alles begonnen: Er war ein hitzeresistenter Piemonteser, der guten Nachwuchs zeugte. ©Biohof Harbich

Den Winter verbringt die Herde im offenen Laufstall mit Stroheinstreu. Dort haben sie um 50 Prozent mehr Platz als in den Biorichtlinien vorgeschrieben, weil Hornträger nun mal mehr Platz brauchen. Aber ist es den Kühen und Kälbern nicht zu kalt im offenen Stall? Nein, sagen die Harbichs und erklären warum: “Erstens produzieren die Tiere durch ihren hohen Körperumsatz viel Eigenwärme – es werden bis zu 18 kg Trockenmasse pro Tag verbrannt, und zweitens beschäftigen wir uns so viel mit den Tieren, dass wir ein Unwohlsein sofort erkennen würden.” Ab Mitte April geht es wieder ins Grüne. Wobei die Weide mehrere Koppeln beherbergt. Das abgegraste Grün soll schließlich wieder ungestört nachwachsen können.

Schweinisches Wühlvergnügen

Zu den Rindern gesellen sich 60 Schweine – und by the way 18 Ziegen. Die Schweine – eine Kreuzung der Rassen Schwäbisch-Hällisch und Duroc – entstammen einem Bio-Partnerbetrieb im Leithagebirge und kommen mit etwa drei Monaten auf den Harbich-Hof. Dort wühlen und suhlen sie sich dann durchs Leben, so sie nicht gerade über die Weide galoppieren. Eine isolierte Hütte bietet ihnen Schutz und Wärme.

Sobald die Tiere genug von draußen haben, kuscheln Sie sich in Ihrer isolierten Hütte zusammen. ©Biohof Harbich

Der Hofladen

Verkauft wird freitags im Hofladen und online, beispielsweise Weidebeef von 1,5 bis 2jährigen Ochsen und Kalbinnen aus der eigenen Herde. Die Schlachtung erfolgt im eigenen zertifizierten Hofschlachtraum. Die Reifung des Weidebeefs dauert 21 Tage in einer speziellen Klimakammer. Durch dieses spezielle Trockenreifeverfahren – auch „Dry Aging“ genannt – verliert das Fleisch um die 10% Wasser, der Geschmack konzentriert sich aber, was wiederum neuartige Aromen zum Vorschein bringt.

Vier Stunden jeden Freitag ist der Hofladen geöffnet, der Jänner bleibt in der Regel zu. ©Biohof Harbich

Zukunftspläne gibt es auch: Zum Beispiel eine Schattenallee für das Vieh. Und: Eine Conclusio: “Wir sehen unsere Wirtschaftsweise als Antithese zur gängigen Fleischproduktion mit immer größeren Betrieben und Schlachthöfen, zu immer knapper kalkulierten Preisen.”

http://www.weidebeef.at