Die Klimabelastung von einem Liter Kuhmilch liegt bei etwa 1,3 kg Kohlendioxid in Europa. Doch sieht die CO2-Bilanz von Pflanzendrinks besser aus?

Pflanzendrinks: Können je nach Ursprungsland der Zutaten eine schlechte oder gute Ökobilanz aufweisen. ©Unsplash

Die gute alte Kuhmilch hat’s nicht leicht, wenn es um Umwelt und Klima geht. Sie wissen schon, Massentierhaltung, industrielle Landwirtschaft und Klimaschutz gehen nicht zusammen. Rechnet man die klimaschädlichen Emissionen, die im Verdauungsapparat entstehen und die der Futtermittelproduktion kommt man im globalen Durchschnitt bei einem Liter Kuhmilch auf eine Klimawirkung, die 2,4 Kilogramm Kohlendioxid entspricht. Bei der Verbrennung von einem Liter Benzin entsteht genauso viel. Gut, in Europa schaut das mit 1,3 Kilogramm Kohlendioxid ein bisserl besser aus. Bei beiden Rechnungen sind die Emissionen durch Transport, Verarbeitung und Lagerung nicht inkludiert. Da stellt dich die Frage: Können’s Pflanzendrinks besser? Zur beliebten Alternative sind sie jedenfalls inzwischen geworden. 2018 wurden damit 16,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt, 2010 waren es noch 7,4 Milliarden. Keine schlechte Entwicklung.

Soja aus Europa hat eine gute Ökobilanz

Sojadrinks und abgeholzte Regenwaldflächen. Kaum zwei Begriffe werden im Lebensmittelbereich so oft aneinandergereiht wie diese beiden. Und tatsächlich ist Soja aus Übersee problembehaftet. Und Europa importiert große Mengen davon, rund 35 Millionen Tonnen pro Jahr, hauptsächlich aus Brasilien. Und dort finden sich statt Regenwald wirklich immer häufiger riesige Monokulturen und werden Pestizide eingesetzt, die Böden und das Grundwasser schädigen. Sojadrinks werden daraus allerdings kaum.

©Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.

Vielmehr landet dieses Soja als Sojaschrot in den Trögen unserer Schweine – rund 97 Prozent werden nämlich zu Tierfutter. Dass das Soja für ihre Drinks anderswo herkommt, versichern alle namhaften Hersteller. Alpro setzt auf Kanada und Europa – konkret Frankreich, die Niederlanden, Belgien, Italien und Österreich, sein Bio-Label Provamel setzt wie auch Sojade komplett auf europäisches Soja. Aber wer gewinnt nun die ÖKO-Battle, Kuhmilch oder Sojadrink? Eine schwedische Studie hat die Antwort. Sojadrinks beanspruchen weniger Ressourcen: die Produktion erfordert rund 60 Prozent weniger Land und verursacht nur ein Viertel an Treibhausgasen. Der Energieverbrauch des Produktionsprozesses ist nur etwas geringer als bei Kuhmilch. Conculsio: So lange europäisches Soja verwendet wird, schaut die Ökobilanz gut aus. Am zweitliebsten nach Sojadrinks trinken Amerikaner und Europäer Mandeldrinks. Die kommen sehr häufig aus Kalifornien, genauer gesagt zu rund 80 Prozent. Angebaut werden auch sie auf riesigen Monokulturfeldern. Und sie brauchen eine Menge Wasser, das in Kalifornien knapp ist, sowie Bienen zu Bestäubung. Letztere setzt verteilt man zu Milliarden auf den Plantagen. Sie lieben in hohen Besatzdichten, werden oft weit transportiert und die Felder, in denen sie “arbeiten” sind pestizidbelastet. Viren und Parasiten sind Dauergäste bei solchen Anbaumethoden, die als Mitverursacher für das Bienensterben gelten. Schaut nicht gut aus? Stimmt, aber auch dazu gibt es eine Studie, diesmal eine kalifornische. Ein Liter Mandeldrink setzt nach dieser im Vergleich zu Kuhmilch zwar nur ein Zehntel an Treibhausgasen frei. Aber man braucht für die Produktion 17 Mal mehr Wasser. Einige europäische Hersteller beziehen ihre Mandeln aus mediterranen Gebieten. Doch auch da ist eines sicher: Der Wasserverbrauch für einen Liter Mandeldrink ist hoch.

Heimvorteil für den Hafer

Gar nichts Negatives zu sagen gibt es gegen Haferdrink. Seit jeher baut man in Europa Hafer an. Da gibt es gar keinen Bedarf, ihn aus Übersee zu importieren. In der Regel kommt er aus dem eigenen Land, wie beim  schwedischen Hersteller Oatly oder dem deutschen Unternehmen Berief. Und wie schaut die Ökobilanz von Haferdrinks aus? Bestens. Das weiß man, weil es auch dazu eine Untersuchung gibt, diesmal allerdings eine herstellereigene von Oatly. Da heißt es: Im Vergleich zu halbfetter Kuhmilch wirken sich Haferdrinks um rund 70 Prozent weniger auf das Klima aus, verbrauchen in der Herstellung nur knapp 40 Prozent der Energie, und auch die Landnutzung ist um fast 80 Prozent geringer. Auf Kuhmilch verzichten? Muss deswegen kein Mensch. Einen Blick darauf zu richten, wo sie herkommt, das wäre allerdings eine gute Idee.