Naturbelassen, ausgezeichnet
Mit JO-1 und JO Natura begründet Winzer Johannes Neustifter, Bio-Weingut Tor zur Sonne in Falkenstein, eine gehobene Weinlinie, die der Natur Raum lässt.

Johannes Neustifter, Bio-Weingut Tor zur Sonne, mit seinem Premium Cuvee JO-1. Foto: Andrea Knura
„Natürlich war es nicht nur Zufall, dass der JO-1 so gelungen ist, aber er hat halt geholfen,“ erzählt Johannes die Geschichte des ersten Lagen-Reserveweines, der auf seinen Namen bezogen ist. Das Bio-Weingut Tor zur Sonne wird seit 1993 biologisch bewirtschaftet und zählt zu den Vorreitern im Bioweinbau. Johannes hat den Betrieb 2023 übernommen. Wie kam es also zum JO-1? „Der Wein hat sich tatsächlich spontan ergeben. Vom Sauvignon Blanc hatten wir zu wenig, um den Tank vollzubekommen und haben deshalb Welschriesling von derselben Riede dazugegeben.“ Und das war ein Glück. Dieser Reservewein hat richtig Potenzial, so spielt Johannes schon mit der Idee ihn mal im Barriquefass auszuprobieren. „Da bin ich noch am überlegen, weil die Holznote zu dominant werden kann.“ Stolz ist Johannes vor allem aber auch auf seinen ersten Natural Wine, den JO Natura, der unbehandelt, ungeschwefelt, unfiltriert und bereits ausgezeichnet ist. Bei der jährlichen Weinprämierung an der Boku in Tulln wurde er kürzlich zum besten Natural Wine gekürt. „Nur zur Erklärung, auch wenn ich hier keinen Schwefel zusetze, ist dennoch Schwefel im Wein. Schwefel entsteht nämlich auf ganz natürlichem Wege beim Fermentieren des Weins. Es gibt keinen Wein, der gar keinen Schwefel enthält.“

Johannes mit seinem Vater Reinhard Neustifter im Weingarten. Reinhard ist ein Pionier im Bioweinbau. ©Andrea Knura

Johannes, JO-1 und die Burg Falkenstein im Hintergrund. ©Andrea Knura
Von Klassikern und neuen Sorten
Das Bio-Weingut Tor zur Sonne liegt idyllisch im Weinviertel mit Blick auf Burg Falkenstein. Die kalkreichen, lehmigen Böden mit Sandsteinbeimengungen und das besondere Kleinklima (Kessellage, heiße Tage, kühle Nächte) bringen speziell beim Grünen Veltliner, Welschriesling, Sauvignon Blanc, Weißburgunder, Riesling und Muskateller markant duftig, fruchtige Weine mit feiner harmonischer Säure hervor. Bei den Rotweinen werden neben dem beliebten Zweigelt auch der St. Laurent und Cabernet Sauvignon meistens auch als Rose angeboten. Auch hier, im hohen Weinviertel, verändert sich die Natur, und stellt Winzer vor Herausforderungen. „Winzer müssen sich umstellen, das Klima verändert sich schließlich deutlich,“ so Johannes. Er setzt daher auch auf neue Piwi, also pilzresistente Sorten wie den Donauveltliner. Gelesen wird, wie in vielen Weinbauregionen, immer früher. Also nicht im Oktober, sondern im September und sogar schon im August. „Das ist aber schwierig, weil die Trauben die kühlen Nächte brauchen, damit sich das Aroma bilden kann,“ erklärt Johannes die Problematik. Vom Schnitt im Weingarten bis zur Flaschenabfüllung achtet er auf den Einfluss der Gestirne. Zudem werden die Weingärten mit ätherischen Ölen unterstützt. Ziel ist es die Weinpflanze als Ganzes in Wurzel, Blüte, Blatt und Frucht zu stärken.
„Ich möchte so wenig wie möglich in den Wein eingreifen, so wie man es auch früher gemacht hat. Ich möchte der Natur des Weines wieder Raum geben.“
Typisch für die Gegend ist der Welschriesling, ein leichter Sommerwein, früher etwas unter seinem Wert gehandelt, ist er eine Sorte, die wunderbar die Säure hält. Bei vielen Sorten werde, erklärt Johannes, durch den Klimawandel die Säure immer weniger, gleichzeitig werden die Weine kräftiger. Auch dem Riesling gelinge es gut die Säure zu halten, beim Grünen Veltlinger werde das schon schwierigen, weil er großbeeriger ist und viel Wasser braucht. So verändert sich dann auch die Typizität des Veltliners, das typische „Pfefferl“ geht verloren.

Johannes Neustifter: “Mit der Übernahme des Betriebes durch Johannes gibt es jetzt auch neue Etiketten.”©Andrea Knura
Langlebiger Wein
“Österreich ist bekannt für Jungweine, weniger für seine Reserveweine. Ich mag das nicht. Wenn ich einen Wein nach 10 Jahren aufmache, sollte der noch immer schmecken. Natürlich verändert er sich, dennoch sollte die Trinkanimation noch gegeben sein,“ so das Weincredo von Johannes. Es gibt einen Weißburgunder im Tor zur Sonne Sortiment, der durch die kalkhaltigen Böden sehr langlebig ist. Sogar ein 95iger Wein der kürzlich von der Familie Neustifter verkostet wurde, hat alle durch seine Qualität überrascht. “Der Wein war 30 Jahre alt und hat immer noch gut geschmeckt. So soll mein Wein sein!”