Der erste Dreissiger am 26. April gibt bereits einen Vorgeschmack auf den kommenden sommerlichen Hitzestress. Und unter dem leiden auch Schweine und Hühner zunehmend.

Jährlich werden in Österreich rund 5,5 Millionen Schweine geschlachtet. Fast alle davon leben in Ställen. ©Panthermedia

Erinnern Sie sich an die letzten Sommer und die manchmal schier unerträgliche Hitze, die es gab? Nicht nur die Menschen leiden unter diesen Auswirkungen des Klimawandels, sondern auch die Nutztiere. Denn die Temperatur in den heimischen Ställen steigt und steigt. Im Schnitt liegt die zwei bis drei Grad über der Außentemperatur, wie eine gerade publizierte Analyse der Jahre 1981 bis 2017 von österreichischen Forschern zeigt. Die Forscher der Vetmeduni Vienna, der Boku und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik haben jetzt in Zahlen gefasst, wie stark der Hitzestress die Tiere  gestiegen ist. Nämlich um etwa 13 Prozent pro Jahrzehnt seit 1981. Bezieht man die Luftfeuchtigkeit mit ein, erhöhte er sich sogar um 30 Prozent pro Dekade.Wie man so etwas herausfindet? In dem man die Wetterdaten in eine komplexe Simulation des Klimas in einem Stall einfließen lassen – inklusive der dortigen Luftqualität. Die Wärmeabgabe der Tiere, die thermischen Eigenschaften des Gebäudes und die Lüftungsanlagen wurden dabei mit einbezogen. Einen Namen hat das zugehörige Projekt der drei Forschungseinrichtungen auch: “PiPoCooL”

Die bedauerlichen Folgen des heissen Stallklimas

Insbesondere betroffen von der Hitze sind in Österreich Schweine und Geflügel, die das ganze Jahr in Ställen leben. Die erwähnten zwei bis drei Grad, die es dort mehr hat, ergeben sich einfach schon aus der Körperwärme der Tiere. Will heißen, hat es draußen über 35 Grad,  können das im Stall gut und gern 38 und mehr sein. Dass sich die Tiere da nicht mehr wohl fühlen, liegt auf der Hand. Die gesundheitlichen Probleme steigen, sie fressen weniger und die Sterberaten erhöhen sich. Doch der Hitzestress beginnt schon früher. Günther Schauberger von der Vetmeduni definiert eine Stalltemperatur über 25 Grad Celsius als Hitzestress oder “Sommerstunde”. Und die erhöhten sich im Untersuchungszeitraum um 13 Prozent pro Jahrzehnt. Dann gibt es noch den THI-Wert, das ist ein kombinierter Wert aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die kritische Grenze wurde hier pro Jahrzehnt um 30 Prozent öfter überschritten. Neben dem Tierleid bedeutet das für die Bauern auch wirtschaftliche Einbußen, halten die Wissenschafter in einem neuen Faktenblatt des Climate Change Centre Austria (CCCA) fest.

Gegensteuern ist unabdinglich

Weniger Tiere im Stall zu halten, das bringt kaum etwas. Mit vier bis acht Prozent beziffern die Forscher die Hitzestress-Reduktion, die man damit erreicht. Luftaufbereitungssysteme dagegen könnten eine probate Lösung in Sachen Hitzestress im Stall sein. Unterschiedliche Maßnahmen können zwischen 60 und 90 Prozent Erleichterung bringen. Doch auch einfachere Adaptionen können zum Erfolg führen. Wer sich einen leistungsstarken Ventilator zulegt, der entlastet die Tiere hitzemäßig schon um rund ein Drittel. Und die Aktivitätszeiten der Tiere in dieser Jahreszeit in die kühleren Nachtstunden zu verlegen, reduziert den Hitzestress  sogar um rund ein Viertel.

Hauptergebnisse des PiPoCool-Projekts Der Hitzestress der Tiere im Stall hat sich seit 1981 um etwa 13 Prozent für Temperaturstress und etwa 30 Prozent für den Temperatur-Feuchte-Index pro Dekade erhöht. Die Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung nahmen seit 1981 durch die globale Erwärmung in Österreich um etwa 1,6 Prozent pro Dekade zu. Durch energiesparende Luftaufbereitung zur Kühlung kann Hitzestress in zwangsbelüfteten Stallungen um etwa 60 Prozent bis 90 Prozent reduziert werden. Damit können die Belastungen für die Tiere vermindert werden. Adaptationsmaßnahmen im Bereich des täglichen Managements bewirken eine Reduktion des Hitzestress von 5 bis 35 Prozent. Für Stallneubauten sollten geeignete Anpassungsmaßnahmen bereits vorgesehen werden.

https://www.zamg.ac.at/cms/de/dokumente/umwelt/19_376_SK_Schweinehaltung_CCCAFactSheet26.pdf