Grüner Veltliner ohne Pfefferl?
Der Klimawandel bedroht unseren Grünen Veltliner. Heimische Winzer wie Markus Pfeiffer sehen das nicht so dramatisch. Und das Burgenland ist nochmal anders.
Dem Grünen Veltliner wird es bei uns langsam zu heiß, sagen die einen. „Winzer zu sein, mit Reben zu arbeiten ist ein stetiger Prozess und Anpassung,“ sagt Markus Pfeiffer, Schlossallee Weingut Pfeiffer aus Kleinwetzdorf in Niederösterreich. Er sieht die Problematik um dem Grüner Veltliner nicht so schlimm, räumt aber ein, dass es Veränderungen gibt, aber auch schon immer gegeben habe. Winzer gehen heute auf andere Lagen, verlassen jene, die beispielsweise für den Grünen Veltiner zu heiß oder zu trocken geworden sind. „Auf Nordlagen, die früher mal negative bewertet wurden, wird heute schon Veltliner angebaut,“ so Pfeiffer. „Vielleicht kommt die Zeit, wo wir alles ausgenützt haben werden. Soweit sind wir aber noch nicht. Momentan haben wir einen Wandel in der Lagenstruktur. Bisher wertvolle Lagen werden wohl zukünftig an Qualität verlieren.“ Dort, wo es machbar ist, wird auch schon auf höhere Lagen ausgewichen.
Grüner Veltliner und die “Erziehungsform”
Deutlich zu sehen sei für den Winzer ein Wandel in der „Erziehungsform“. Vor 70 Jahren habe jeder Winzer gewusst: Ein Weingarten ist eine Stockkultur, dann kam die Hochkultur, vor 30 Jahren waren die mittelhohen Kulturen im Trend. Bei Weißwein gehe man derzeit wieder weg vom Boden um sich gegen Spätfrost zu schützen. Was das Richtige ist weiß man tatsächlich noch nicht, es wird noch viel experimentiert. Da geht es einerseits z. B. um eine verstärkte Beschattung der Trauben durch das Belassen der Blätter in der Traubenzone. Auch durch entsprechende Auswahl der Hangexposition sowie der Zeilenausrichtung versucht man, Sonneneinstrahlung und Temperatur zu reduzieren. Man dürfe aber nicht vergessen, dass eine Anlage rund 40 Jahre steht und heute schon anderes gesetzt werde. Ein träges System. Veränderung brauchen also auch Zeit.
Und wie ist das mit der Bewässerung?
„Bewässerung haben wir keine, das ist für mich der falsche Zugang. Es gibt auch andere Möglichkeiten den Weinstock mit Wasser zu versorgen.“ Was für Pfeiffer allerdings ein klares Zukunftsszenario ist: Die Lesezeit. Auf eine Hauptlese Anfang September, oder auch früher, müssen sich die Winzer, die auf Qualität schauen, auch in Zukunft einstellen. „Ich hatte letzte Woche die Haupternte Grüner Veltliner und musste, aus Temperaturgründen, alles in der Nacht lesen.“ Kühle Temperaturen bedeuten, dass die Trauben vor einer unkontrolliert einsetzenden Gärung geschützt sind. Auf den Beerenschalen befinden sich nämlich wilde Hefen, die bei Wärme zu arbeiten beginnen und sogar eine unerwünschte Gärung auslösen können. Es muss also kühl sein oder gekühlt werden. Wer, so Pfeiffer, in die Zukunft investiert, hat eine Photovoltaik-Anlage, um die durch die Kühlung zusätzlich entstehenden Kosten ökologisch decken zu können.
Grüner Veltliner im Burgenland
„Bei uns schmeckt der Grüne Veltliner schon immer anders und ist die heißen, trockene Sommer gewöhnt,“ erklärt Brigitte Conrad, Weingut Conrad in Rust. „Er wird sich bei uns auch weniger verändern als in Regionen wie dem Weinviertel, wo der Veltliner vor allem für sein Pfefferl bekannt ist. Es ist ein anderer Stil.“ Geringe Jahresniederschlagsmengen von 480 – 650 mm kennen die Pflanzen im Raum Rust ihr ganzes Leben lang. „Es hat sich ein bischen verändert, aber sicher weniger dramatisch als beispielsweise im Weinviertel. Da haben die Pflanzen sicher mehr Stress.“ Zudem hatte man im Raum Rust das Glück des Regens mit Frühling, da zehren die Reben lange davon. Was die Winzerin zum Thema Trockenheit sehr kritisch sieht, ist die extensive Bewässerung um Rekordmengen zu ernten.
„Wein, auch der Grüne Veltliner, ist schließlich immer noch ein Genuss- und kein Lebensmittel.“