Wir essen zu viel Fleisch, vor allem aus Massentierhaltung.  Das ist nicht gut für uns. Kühe erzeugen zu viel Methan. Das wiederum ist nicht gut für’s Klima.

Markus Salcher, Lesachtaler Fleisch. “Es muss sich etwas ändern”. ©Andrea Knura

Markus Salcher ist Fleischermeister und Landwirt im Lesachtal, einem Bergtal in Kärnten. Es muss sich etwas verändern, sagt er. Das sagt auch Martin Schlatzer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in einer aktuellen Studie. Er zitiert Dirk Messner, den Präsidenten des deutschen Bundesumweltamtes. “Wir müssen die Massentierhaltung reduzieren, damit die zu hohen Stickstoffeinträge sinken und Böden, Wasser, Biodiversität und menschliche Gesundheit weniger belastet werden. Dafür müssen wir uns ehrlich machen und über den zu hohen Fleischkonsum reden.“ Der Konsum von Fleisch in Österreich ist um zwei Drittel zu hoch, verglichen mit den Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE). Eine dementsprechende Abnahme des Fleischkonsums hätte neben sehr positiven gesundheitlichen sowie ökologischen Wirkungen auch positive Auswirkungen auf die Tiergerechtheit respektive Tierwohl in der Tierhaltung in Österreich.

Fleisch muss wieder zu einem wertvollen Produkt werden

„Ich habe 50 Stück Vieh. Jedes Tier hat einen Namen. Von der Geburt bis zum letzten Atemzug bin ich für die Tiere verantwortlich. Die Kühe vertrauen mir,“ erzählt Markus. Es ist also Aufgabe des Bauern darauf zu achten, dass es den Tieren gut geht. Sie brauchen Platz und sind gerne auf der Weide. Rinder sind bekanntlich Pflanzenfresser und benötigen am Tag zwischen 16 und 20 Kilogramm Futter. Auf der Weide fressen die Tier Gras und Kräuter, bei reiner Stallhaltung werden sie oft mit Futtermais, Stroh oder Kraftfutter einem besonders energie- und proteinreichen Futtermix aus Getreide versorgt. „Wenn die Kuh aber reichlich frisches Gras bekommt, braucht sie weniger Zusatzfutter,“ erläutert Salcher. 

Weidehaltung verringert den CO2 Fußabdruck

Dem Tier geht es am besten, wenn es auf der Weide sein kann. Der Bauern hat dann übrigens auch weniger Arbeit, weil Mist und Gülle ebenfalls auf der Weide bleiben. „Das sind dann schon wieder ganz schön viele Tranktorstunden und damit Energie, die der Bauern spart.“ So eine Kuh ist, so Salcher, übrigens ein rießiger Apparat und dennoch sehr sensibel. Da unterscheidet sie sich sehr vom Menschen. „Wenn ich eine Kuh nämlich einen Winter lang falsch füttere, hat sie im Frühling bereits Probleme.“ Der Mensch kann sich hingegen lange Zeit ungesund ernähren. Die Folgen treten erst später auf. Gutes Futter wirkt sich übrigens auch auf den Methanausstoß der Kuh aus.

„Früher haben die Bauern den Kühen Tannennadeln gegeben, was den Methanausstoß der Kühe nachweislich um 80 Prozent senkt“.

Die Wirkstoffgruppe der ätherischen Öle (Terpene) aber auch Tannine blockieren die anaerobe mikrobielle Pansenfermentation und mindert damit nicht nur die Ammoniak- sondern auch die Methanbildung. 

Braucht die Kuh tatsächlich Hörner

Der Weg muss weg von Masse hin zu einer vernünftigen Fleischernährung sein. „Das muss nicht zwangsläuftig bio bedeuten, denn auch die Biolandwirtschaft hat ihre Schwachstellen.“ Nehmen wir zum Beispiel die Hörner, erläutert Salcher. Die Werbung zeigt uns die ideale Landwirtschaft meist als idyllische Landschaft mit einer Pinzgauer Kuh, natürlich mit Hörnern. Da die Pinzgauer aber eine Mischrasse ist, also für Milch- als auch Fleisch genutzt wird, ist sie in der Landwirtschaft nicht sehr gefragt. Und das Enthornen ist in der Biolandwirtschaft erlaubt (außer bei Demeter Betrieben), obwohl man weiß, dass die Hörner wichtig sind für die Kuh . Warum man das macht? Zu Sicherheit der Bauern, der Kühe, … ? „Da man mit den Hörnern den Kühen aber auch ein Kommunikationsmittel nimmt, müssen sie sich anders ausdrücken, und da können sie ganz schön angriffslustig werden,“ weiß Salcher aus Erfahrung. So reichen einer Kuh oft kleine Bewegungen mit dem gehörnten Kopf um Distanz zu schaffen. Hornlose Kühe hingegen brauchen dazu oft den Kopfstoß, also direkten Körperkontakt. Hörner spielen auch bei der Verdauung ein Rolle.

Das Horn ist bei den Milchkühen innen hohl und hat eine Verbindung zum Stirnraum. Das heißt, wenn die Kuh atmet wird auch die Stirn mit durchgeatmet. Da die Kuh ein Wiederkäuer ist, atmet sie auch die Gase, die sie in ihrer Verdauung produziert, nämlich Methangase und Kohlendioxid, bis in die Hörner hinein. Die Hörner sind dann ganz stark durchblutet.

Man geht davon aus, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der Atmung bis in die Hörner hinein und der effektiveren Verdauung. Das ist jedoch bisher nicht wissenschaftlich belegt.

Es muss sich etwas ändern

Fleisch braucht faire und ordentlichen Preise für den Bauern, aber auch für den Konsumenten. “Es kann nicht sein, dass ein Kilo Schweinekotelette weniger kostet als ein Kilo Käferbohnen.” Zwei Drittel weniger Fleisch essen, das wäre ein guter Anfang, ist auch Salcher überzeugt. Er selbst hält sich übrigens daran, isst zwei bis dreimal Fleisch oder Wurst pro Woche, liebt Honigbrot und gutes Gemüse. Der Mensch braucht Fleisch vor allem als hochwertigen Eiweißlieferanten. Eiweiße können kaum gespeichert werden. Daher ist eine ständige Zufuhr über die Nahrung für den Aufbau und die Neubildung von Körpersubstanz notwendig. Vegetarier und Veganer weichen daher auf Hülsenfrüchte wie Soja, Kichererbsen oder Käferbohnen als Eiweißquelle aus „Warum sie das dann aber wieder industriell hochverarbeitet als Wurst verpackt oder als Schnitzel getarnt essen, das muss man nicht verstehen, oder?“

Fleisch am besten direkt beim Bauern oder Fleisch bestellen …