USA und Europa drücken im gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel auf den „Reset“-Knopf – und die Firmen und die Superreichen machen auch mit.

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Seit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Joe Biden sind die USA und die EU wieder – mehr oder weniger – „auf einer Linie“. Der neue US-Klimabeauftragte John Kerry hat beim ersten Besuch in seiner Rolle in Brüssel die Bedeutung der erneuerten Klimaschutzallianz mit Europa unterstrichen. „Wir sind entschlossen, unsere starke Allianz im Kampf gegen die Klimakrise zu erneuern.“ Kerry bekräftigte auch den hohen Stellenwert der Klimapolitik für die neue US-Administration und die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit in diesem Bereich. „Wir haben dafür keine besseren Partner als unsere Freunde hier in Europa.“

Kerrys Besuch in Brüssel hat vor allem große symbolische Bedeutung und steht für die klimapolitische Kehrtwende der USA unter Joe Biden. Schon im Wahlkampf hatte Biden verstärkte internationale Zusammenarbeit und ambitionierte Klimaziele als wichtige Eckpfeiler seiner Politik angekündigt und sich damit scharf vom Kurs seines Vorgängers Donald Trump abgegrenzt.

(Wieder) Hinein ins Klimaschutzabkommen

Biden hat schon einige Schritte im Kampf gegen die Erderwärmung gesetzt. So hat der neue US-Präsident im Jänner einen vorübergehenden Bohrstopp in der Arktis verhängt und plant panthermedia_D19508260den internationalen Klimagipfel „Earth Day“ am 22. April. Und schließlich hat Biden auch den von Ex-US-Präsident Donald Trump beschlossenen Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen rückgängig gemacht.

Das 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris von 195 Staaten und der EU unterzeichnete Abkommen sieht eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau vor. John Kerry forderte bei seinem Besuch in Brüssel noch ehrgeizigere Ziele für die Bewältigung der Folgen des Klimawandels: „Paris allein reicht nicht, um diese Aufgabe zu schaffen!“

Klimaneutralität für 2050

Um das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu bewältigen, müssen vor allem die Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) gedeckelt werden. Die USA und Europa bekräftigten in ihrer gemeinsamen Erklärung das Ziel, bis spätestens 2050 unterm Strich keine Treibhausgase mehr auszustoßen. Die EU will Europa bis dahin klimaneutral machen, das heißt, es werden gleich viele CO2-Emissionen beseitigt wie produziert. Allein bis 2040 will die EU laut ihrem im Vorjahr nachgeschärften Ziel die Treibhausgase um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 senken. Zum Vergleich: 2019 lagen die Emissionen der EU laut einem EU-Bericht um gut 25 Prozent unter dem Niveau von 1990.

Kerry und EU-Vertreter forderten auch andere Länder auf, dem gemeinsamen Ziel der Klimaneutralität zu folgen um die globale Erwärmung zu begrenzen. Denn ohne die Hilfe anderer großer Treibhaus-Produzenten kann der Kampf gegen die Erderwärmung nicht gelingen. Gefordert sind hier die großen aufstrebenden Industrienationen. Vor allem Länder wie China oder Indien waren im 21. Jahrhundert für den weiter steigenden Welt-CO2-Ausstoß verantwortlich: So lag 2019 laut EU-Daten der Anteil von China an den Weltkohlendioxidemissionen bei 30,3 Prozent.

China selbst hat in dem Mitte März beschlossenen 14. Fünfjahresplan des Landes neben Wachstums- und anderen Vorgaben tatsächlich ein Klimaziel aufgenommen. Bis 2060 will das Land klimaneutral sein. Der Anteil nichtfossiler Energieträger am Energieverbrauch soll bis 2025 ein Fünftel und 2030 schon 30 Prozent betragen. Dafür sollen aber auch die Kapazitäten von Atomkraftwerken erhöht werden.

Auch Unternehmen und Superreiche auf Klimakurs

Die Konzerne stellen sich ebenfalls zunehmend auf die Klimaziele ein. Unter den Vorreitern finden sich hier große Automobilfirmen.  So will Volkswagen 2030 bereits 70 Prozent aller Fahrzeuge der Kernmarke VW in Europa mit elektrischem Antrieb verkaufen. Für China und die USA peilt der Autohersteller eine Elektroauto-Quote von mindestens 50 Prozent an. Mit dem E-Autoboom dürfte auch die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien massiv steigen. Bis 2025 will die EU imstande sein, jedes Jahr Batteriezellen für mindestens sieben Millionen Elektroautos zu produzieren.

Eine immer wichtigere Rolle im Kampf gegen die Erderwärmung spielen schließlich die Initiativen einer Super-Reichen. So will etwa der Amazon-Gründer Jeff Bezos im Lauf des Jahres von seinem Chefposten zurücktreten – u.a., um sich privaten Vorhaben wie etwa dem Kampf gegen den Klimawandel stärker widmen zu können. Zehn Milliarden Dollar möchte der zweitreichste Mensch des Planeten dafür spenden. In einer ersten Runde verteilt sein neu geschaffener Bezos Earth Fund 791 Mio. Dollar an Organisationen und Projekte, die sich für das Klima engagieren.