Junge Menschen und Frauen können mit ihrem Verhalten eine Ernährungsrevolution ins Rollen bringen, sagen Forscher. Und wenn’s mit einer vegetarischen Essensbestellung ist.

Mit Ihrer nächsten Bestellung könnten sie als Frau zur Rettung des Klimas beitragen. ©Panthermedia

Ja, wir sollten weniger rotes Fleisch essen. Und ja, das würde sich nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf das Klima positiv auswirken. Der aktuell sehr hohe Fleischkonsum,vor allem in den Industriestaaten, fördert nämlich Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und manche Krebsformen. Außerdem verursacht die Fleischproduktion mehr Treibhausgase als alle Autos, Lastwägen und Flugzeuge auf der ganzen Welt zusammen. Das haben zig-Studien festgestellt. Und es gibt auch nette Berechnungen dazu, dass eine bevölkerungsweite Umstellung in der Ernährung der Umwelt massiv nutzen würde. Essen alle zum Beispiel nur einmal in der Woche “rotes Fleisch” wie Rinds- oder Schweinefleisch und höchstens jeden zweiten Tag “weißes Fleisch” wie Geflügel, würden die Treibhausgasausstöße aus der Landwirtschaft schlagartig um die Hälfte sinken. Wie man die Leute dazu bringen könnte, war aber bisher unklar. Was die Forscher in all  ihren Arbeiten nämlich nicht berücksichtigt haben: Den Aspekt des menschlichen Verhaltens. Doch genau Informationen darüber braucht es, um zu verstehen, wie eine solche globale Veränderung erreicht werden kann. IIASA-Forscherin Sibel Eker hat sich damit beschäftigt und berechnete mit einem Folgenabschätzungs-Modell, welche Faktoren die Menschen zu einer nachhaltigeren Ernährungsweise bewegen könnten.

Ungeschriebene Verhaltensregeln sind die Bringer

Was raus kam, ist nicht uninteressant. Die Hauptgründe für eine Umstellung in Richtung klimafreundliche Ernährung sind nämlich nicht die Wahrnehmung des eigenen Gesundheitsrisikos oder des Klimawandels, sondern soziale Normen. Ist es üblich, oft Fleisch zu essen, werden es die meisten tun. Ist es verpönt, tun es die wenigsten. Ein weiterer Schlüsselfaktor ist das “Selbstbewusstsein”. Steht man demonstrativ zum Vegetariertum, kann man möglicherweise andere “bekehren”. Das Klima- und Umweltrisiko ist dagegen offenbar zu abstrakt. Legt man die Sache auf’s reale Leben um, heißt das beispielsweise: Ob man im Gasthaus ein Fleischgericht oder vegetarisch bestellt, beeinflusst auch die Entscheidungen der anderen. Und weil nach den sozialen Normen das Selbstbewusstsein folgt, sollte man dann bitte auch noch couragiert als Erster vegetarisch ordern. Die Treiber bei der guten Sache sind junge Menschen und Frauen. Denn einerseits geht es darum, wie schnell sich soziale Normen in der jungen Bevölkerung ausbreiten. Andererseits geht es darum, wie effektiv sich Frauen verhalten.Von wem wird diese Umstellung nicht getragen? Von den alten Männern. Letzteres ist aber jetzt keine wirklich neue Erkenntnis.

http://www.iiasa.ac.at/web/home/about/news/190722-sustainable-diets.html