Seiterl mit Superkräften?
Bier senkt das Herzinfarkt-Risiko, stärkt das Immunsystem und macht sogar glücklich. Wir haben herausgefunden, ob an diesen Mythen wirklich was dran ist.
Frauen und Herzinfarktpatienten profitieren
Über ganze 32 Jahre lang begleiteten Göteborger Forscher 1.500 Frauen mittleren Alters medizinisch. Am Ende der “Kvinnostudien”, die zwischen 1968 und 2000 durchgeführt wurden, waren sie zwischen 70 und 92 Jahre alt. Eine aktuelle Analyse der so gewonnen Daten sollte jetzt zeigen, ob der Konsum von verschiedenen alkoholischen Getränken und das Auftreten von Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Krebs zusammenhängen. Und tatsächlich tun sie das. Moderate Biertrinkerinnen, die ein bis zwei Mal pro Woche ein Seiterl tranken, hatten ein 30 Prozent geringeres Risiko für einen Herzinfarkt – im Vergleich zu Frauen, die nie Bier tranken. Dem gegenüber steht allerdings ein erhöhtes Krebsrisiko bei diesem Konsum.
Frauen, die ein bis zwei Mal pro Woche Bier trinken, haben ein 30 Prozent geringeres Risiko für einen Herzinfarkt.
Einer Herzattacke entgegenwirken, ohne sein Krebsrisiko zu erhöhen? Auch das geht mit Bier. Dazu reicht es ein- bis zwei Mal im Monat Bier zu trinken, so die Wissenschaftler. Wer lieber Wein genießt, schaut in diesem Fall übrigens durch die Finger. Erstaunlicherweise konnten die schwedischen Forscher nämlich keinen positiven Effekt auf Herz-Kreislauferkrankungen durch Weinkonsum entdecken. Was aber, wenn das Unglück schon geschehen ist? Die gute Nachricht: Auch Herzinfarkt-Patienten können sich guten Gewissens ab und an ein Bier gönnen. Eine Harvard-Studie von Eric Rimm zeigte 2012, dass sich die Sterberate bei männlichen Patienten um ganze 42 Prozent senkte, wenn sie zwischen zehn und dreißig Gramm Alkohol am Tag konsumierten. Ein Krügerl Bier enthält etwa 20 Gramm reinen Alkohol.
Über das dicke, bierige Glück der Männer
Bleibt noch die Sache mit dem Glück. Auch da kommen die Männer zum Zug. Bei ihnen löst alleine schon der Geschmack von Bier Glücksgefühle aus. Ja richtig, es braucht keinen Alkohol dazu. Herausgefunden hat das der Neurologe David Kareken bei einem Experiment an der University of Indiana 2013. Er und sein Team ließen 49 Männern je eine kleine Menge an Bier und Limonade trinken und untersuchten die jeweils darauf folgende Dopamin-Ausschüttung im Gehirn. Und siehe da, der Level stieg, sobald Biergeschmack wahrgenommen wurde, obwohl manchen die Limonade eigentlich besser schmeckte. Der Alkohol? Konnte darauf keinen Einfluss haben, weil er zu gering war, um irgend etwas auszulösen. Die Probanden tranken jeweils nur 15 Milliliter Bier über 15 Minuten verteilt. Umgekehrt lässt das den Schluss zu, dass auch alkoholfreies Bier ein Glücklichmacher sein müsste. Glücksgefühle hin oder her, am Ende macht Bier doch dick und damit nimmt dann das Unglück seinen Lauf? Nicht unbedingt. Ein halber Liter Pils kommt auf etwa 210 Kalorien, die gleiche Menge Weizenbier auf etwa 225 Kalorien. Wer allerdings öfter ordentlich zulangt und am Morgen den Kater mit Fett und Kohlehydraten füttert, der trägt irgendwann tatsächlich einen Bierbauch vor sich her. Bei allen anderen heißt der nur so, kommt aber anderswo her.
http://www.readcube.com/articles/10.1159/000107679
https://academic.oup.com/eurheartj/article/33/13/1598/487324
https://medicine.iu.edu/news/2013/04/kareken-beer-taste-dopamine/