Von Adam und Eva bis zum Lypocin: Anlässlich des Tages der Tomaten liefern wir ihnen fünf besondere Fakten über das heimische Lieblingsfruchtgemüse.

Der Hunger auf Paradeiser ist in Österreich groß: 29 Kilo isst jeder von uns im Schnitt im Jahr. ©Panthermedia

Paradiesapfel: Von diesem Wort leitet sich der österreichische Begriff Paradeiser ab. Klingt doch gleich viel schöner als Tomate oder? Bleiben wir also bei den Paradeisern. Und damit bei Adam und Eva. Der Apfel, den Eva ihrem Liebsten im Paradies reichte, war? Richtig, der Paradies- oder Paradeisapfel. Paradeis war das alte Wort für Paradies. Weil das so gut klang, hat man lange sehr rote Äpfel so bezeichnet. Eine den Äpfeln ähnelnde, auffallend rote Frucht, die Kolumbus mit nach Europa brachte, auch so zu bezeichnen, das liegt nahe. Irgendwann wurde aus dem Paradeisapfel dann unser heutiger Paradeiser. Die Geschichte des Paradeisers beginnt aber in Mexiko als Xitomatl. Und zwar sehr früh. Schon 700 vor Christus bauten einige Völker ihn dort an, unter ihnen die Maya. Xitomatl stammt vom aztekischen Wort Nahuatl ab. Das bedeutet Nabel des dicken Wassers. Kurz sagten die Maya auch  “Tomatl” dazu, also dickes Wasser. Und auch diese beiden Namen machten irgendwie Sinn: Der Wasseranteil von Tomaten übersteigt nämlich 90 Prozent.

Lieblingsgemüse der Nation

Und nun der große Sprung. Heute einverleibt sich jeder Österreicher ganze 29 Kilo Paradeiser im Jahr. Beim Fruchtgemüse sind Tomaten die heimische Nummer eins. Entwickelt hat sich die Liebe im Laufe der Jahrzehnte. Vor 20 Jahren standen wir noch bei 16 Kilo pro Österreicher und Jahr. Rund 33.000 Tonnen Paradeiser wurden  jährlich zuletzt im Lebensmitteleinzelhandel gekauft. Davon waren rund 3.000 Tonnen Bio-Tomaten. Und wie viel der hierzulande verkauften Tomaten – einschließlich der verarbeiteten, ohne die selbst angebauten, stammen überhaupt aus Österreich? Halten Sie sich an, nur ein Fünftel. Allerdings täuscht die Zahl auch, weil  kaum Paradeiser aus heimischem Anbau zu Ketch Up oder Tomatenmark verarbeitet werden. Und zwei Drittel des Konsums entfallen auf solche Produkte. Darin finden sich hauptsächlich italienische und chinesische Tomaten. Wobei man das oft nicht so genau weiß. Denn China ist der größte Lieferant von Agrarprodukten für Italien. Und bei einer Verarbeitung in Europa muss keine Herkunftskennzeichnung erfolgen. Deshalb steht auch mitunter Italien drauf, wo China drin ist. Eine Alternative ist das heimische Steirer-Ketchup der “jungen wilden Gemüsebauern”, die nicht für den Verkauf passende Paradeiser zu hochwertigem Ketchup verarbeiten*.  Der Inlandsverbrauch von Paradeisern lag übrigens zuletzt laut Statistik Austria innerhalb eines Jahres bei 275 Millionen Kilogramm. Erzeugt wurden zuletzt 54 Millionen Kilogramm. Exportiert wurden 45 Millionen Kilo, importiert 266 Millionen Kilo.

Brutus, Glühbirne oder Johannisbeere

Etwa 5.000 verschiedene Paradeisersorten mit klingenden Namen gibt es weltweit. Die Schwergewichte unter ihnen sind die Fleischtomaten, etwa Brutus. Seinem Namen gerecht werdend bringt diese Sorte gern mal eineinhalb Kilo auf die Waage. Aber auch die in unseren Breiten bekanntere Ochsenherz-Paradeiser bringen es auf eine respektable Größe. Wer in Weinlaune ist, der greift zur Sorte ‚Brandywine‘ mit leichten Weinaroma und die „Weisse Schönheit“, die eine fast vollständig weiße Färbung aufweist, macht sich auf Hochzeiten gut.

Wie groß schon Ochsenherz-Paradeiser werden können, zeigt dieses Vergleichsbild. ©Wikimedia Commons

Lypocin besser in Dosen

Dann ist da noch der sagenumwobene sekundäre Pflanzenstoff Lypocin, dem die Paradeiser ihre rote Farbe verdanken. Er soll das Krebsrisiko zu senken und die Körperzellen stärkten. Dafür heißt es aber zu Dosentomaten greifen. Denn einerseits wird durch das Erhitzen der Früchte bei der Verarbeitung das Lypocin besser für den menschlichen Körper verwertbar, da die Fruchtzellen aufgeschlossen werden. Und andererseits fand man in Untersuchungen heraus, dass Dosentomaten die bis zu dreifache Menge an Lypocin gegenüber frischen Tomaten beinhalten. Schlicht, weil sie reif geerntet werden. Doch was kann Lypocin wirklich? Das wollte auch die EU wissen. 5,2 Millionen Euro machte sie für das Projekt Lycocard locker, um eine etwaige Schutzfunktion von Lycopin vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erforschen. Im Bericht zur Schlusskonferenz des Vorhabens mussten die Wissenschaftler dann aber festhalten,  keine positiven Auswirkungen gefunden zu haben. Doch sie sagten auch: Das hätte daran gelegen, dass Herzerkrankungen über Jahrzehnte entstehen. Die Forscher hatten jedoch nur fünf Jahre Zeit. So ganz trennen von der Sage müssen wir uns also nicht.

Die China-Connection

Fast jeder dritte Paradeiser kommt übrigens aus China. Mit rund 60 Millionen Tonnen im Jahr ist das Reich der Mitte die absolute Nummer eins als Produzent. Es folgt, nein nicht Österreich, sondern Indien mit 11 Prozent. Und welchen globalen Marktanteil der weltweit 171 Milliarden Kilo produzierten Paradeiser haben wir nun? 0,3 Prozent. Der größte Anteil wird im Osten Österreichs angebaut. Einer tut sich dabei besonders hervor, ist quasi der Bio-Paradeiser-Kaiser: Erich Stekovics. Und mit ihm schließt sich auch wieder der Kreis zum erwähnten China. Dorthin will Stekovics nämlich jetzt. Und das, obwohl er weiß, dass die Tomaten in China keinen großen Stellenwert haben: „Die Paradeiser zählen in China als Obst und werden hauptsächlich als Nachspeise gereicht“, sagt er. Warum er dennoch auf China gekommen ist? Weil Bio da forciert wird und kaum einer mehr darüber weiß, als Stecovics. Daher wird er auf der einen Seite die Mongolen in diesem Feld beraten. Auf der anderen Seite kümmert er sich um einen Schaugarten, der in der Nähe von Shanghai entstehen soll. Womit auch die angesprochene China-Connection noch erklärt wäre.