Der Einsatz von Palmöl wird sehr emotional diskutiert. Da liegt es nahe, nach heimischen Alternativen zu suchen. Doch was sagt die Wissenschaft dazu?

Früchte einer Ölpalme

So sehen sie aus: die Früchte einer Ölpalme, aus denen später Öl gewonnen wird. ©Creative Commons/Cayambe

Palmöl ist nicht grundlos seit einiger Zeit der Gegenstand heftiger Debatten. Gabriele Manoli von der ETH Zürich kennt das Problem: “Die massive Expansion der Ölpalme in den Tropen trägt zweifelsohne dazu bei, die Armut zu lindern – die Palmölproduktion steht aber auch für Abholzung, CO2-Emissionen und einen wesentlichen Rückgang der Artenvielfalt.” Die selben Fragen, die sich Konsumenten aufdrängen, drängen sich naturgemäß auch ihm und seinen Wissenschaftler-Kollegen auf. Sie lauten: “Sind Alternativen zu Palmöl nachhaltiger? Können wir die weltweit boomende Nachfrage nach pflanzlichem Öl mit Ersatzprodukten befriedigen und gleichzeitig Land- und Wasserressourcen schonen?”

Umweltplage Palmöl

Die Forscher haben versucht, Antworten zu finden, aber es gibt keine einfache Antwort, sagt Manoli. Schließlich findet sich Palmöl in Alltagsprodukten wie Shampoo, Kosmetik oder Biokraftstoff und Lebensmitteln wie Keksen oder Schokolade und dominiert die afrikanische, südamerikanische und asiatische Küche. Nichtsdestotrotz gibt es mögliche Alternativen: Kokos- oder Sojaöl, aber auch heimische Vertreter wie Sonnenblumen- oder Rapsöl. In Sachen Produktivität je Hektar ist Palmöl allerdings überlegen: “Um dieselbe Menge Öl zu erzeugen, braucht es vier- bis neunmal mehr Land als mit Palmöl.” Dagegen lässt sich schwer argumentieren. Aber beim Wasserverbrauch punkten bestimmt die Alternativen? Schließlich haben Manoli und seine Kollegen erst kürzlich gezeigt, dass örtliche Wasserressourcen mitunter stark unter Druck geraten und  in älteren Grossplantagen sogar mehr Wasser verdampft als in tropischen Regenwäldern – was zur Wasserknappheit in von Ölpalmen dominierten Lebensräumen führt. Die alternativen Pflanzenöle dagegen benötigen nur 30 bis 70 Prozent des Wassers, das die Ölpalme beansprucht. Manoli winkt ab: “Nimmt man den Wasserverbrauch pro kg produziertes Öl her, zeigt sich ein anderes Bild. Aufgrund des geringeren Flächenbedarfs bei Palmöl ist der niedriger ist als bei allen anderen Ölsorten.” Deshalb habe Biotreibstoff aus Palmöl neben solchem aus Rapsöl auch die beste Wasserbilanz.

Jahresertrag, Flächennutzung und Wasserverbrauch von Ölpalme und anderen Ölpflanzen. © Gabriele Manoli/ETH Zürich

Noch größere Umweltschäden durch andere Pflanzenöle?

Wir halten fest: Palmöl als Umweltplage zu verteufeln, wäre zu einfach, weil alle grossflächig angebauten Monokulturen die Umwelt zu belasten. Wie geht dann aber ein fairer Vergleich? Manoli sagt dazu: “Man darf nicht nur die veränderte Landnutzung wie die Rodung von Wäldern betrachten, sondern muss auch die zur Befriedigung des weltweiten Bedarfs benötigte Fläche berücksichtigen und wir müssen auch den (für Palmöl niedrigen) Bedarf an Pestiziden und Herbiziden sowie den (für Palmöl höheren) Wasserbedarf in die Gleichung aufnehmen.”

Der Ersatz mit heimischen Planzenölen könnte in noch größeren Umweltschäden enden, insbesondere bei Land- und Wasserressourcen.

Das Ergebnis dieser Gleichung erstaunt: “Wenn wir die Umweltbelastung am jeweiligen Ertrag messen, steht Palmöl eher besser da als andere Ölsorten.” Der Wissenschaftler setzt aber noch einen drauf: “Ein Boykott oder der Ersatz mit heimischen Pflanzenölen könnte in noch größeren Umweltschäden enden, insbesondere bei Land- und Wasserressourcen.” Deshalb plädieren die Forscher weiterhin für nachhaltig produziertes Palmöl: “Dank Verpflichtungen, keine Wälder mehr abzuholzen, wandern neue Plantagen nun auf andere Landflächen wie Weiden oder bereits früher gerodetes Land. Das senkt CO2-Emissionen und mindert den Artenverlust, während die ländliche Bevölkerung weiterhin ein Einkommen hat.” Allerdings sei es schwierig, nachhaltige Standards unter Kleinbauern einzuführen: “Viele können sich nicht einmal grundlegende Dinge wie Samen und Dünger leisten.” Was braucht es also neben der Förderung guter landwirtschaftlicher Praktiken? “Wirtschaftliche Anreize, um Kleinbauern in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu unterstützen.”