Ein Gläschen Rotwein ab und zu scheint uns gut zu tun. Macht es uns aber gesünder, schlanker und sogar schlauer? Und wie ist das mit der Menge?

Mann trinkt Rotwein im Weingarten

Am 28. August wird international der „Tag des Rotweins“ gefeiert. Grund genug, sein Glas zu erheben und auf den heimischen Roten zu trinken.  Foto: Canva

Schon Wilhelm Busch wusste: Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben. „Rotwein und die Gesundheit“ ist ein beliebtes Thema. Eine Sucheingabe im  Internet wirft über acht Millionen Ergebnisse aus. Die gute Nachricht, und da scheinen sich vor allem Forscher einig zu sein: Ein mäßiger Konsum von Rotwein hat zahlreiche positive Effekte auf unsere Gesundheit. Wer Rotwein trinkt ist gesünder – das hat mit der Wirkung auf unser Darm-Mikrobiom zu tun. Das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen ist vermindert, was auf die enthaltenen Polyphenole zurückzuführen ist. Und noch ein besonderes Plus, das Forscher entdeckt haben: Rotwein trinken macht schlank und schlau. 

Darm gut – alles gut

Rotwein wirkt sich positiv auf unsere Darm-Mikroflora aus, senkt den Cholesterin-Spiegel und hilft uns sogar beim Abnehmen. Das zeigt die jüngste Studie von Dr. Caroline Le Roy vom King’s College London. Sie schreibt dem roten Rebensaft eine positive Wirkung auf das Mikrobiom (Gesamtheit aller Mikroorganismen im Darm) zu. Die Wirkung von Bier, Cider, Rotwein, Weißwein und Spirituosen auf das Darm-Mikrobiom von knapp 1.000 weiblichen Zwillingen aus Großbritannien, den USA und den Niederlanden wurde unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Bakterienbesiedlung des Darms der Rotweintrinkerinnen war im Vergleich zu jener der Nicht-Rotweintrinkerinnen vielfältiger. Das ist gut denn: Je artenreicher die Bakterienzusammensetzung im Darm, desto gesünder der Mensch.Verantwortlich dafür sind die in den Trauben enthaltenen Polyphenole. Sie haben eine schützende Wirkung auf den Organismus und dienen unseren Darmbakterien als Energiequelle. Die Polyphenole kommen aber auch in Beeren, Gemüse, Zitrusfrüchten oder Tee vor. Man muss also nicht zwangsläuftig ein Glas Rotwein trinken, wenn man seinem Darm etwas Gutes tun will. 

Rotwein verfügt im Gegensatz zu Weißwein noch über weitere zu den Polyphenolen gehörende Substanzen: die Anthocyane. Diese sekundären Pflanzenstoffe finden sich in allen blauen, roten und violetten Früchten und geben ihnen ihre Farbe. Anthocyane zählen zu den stärksten Antioxidantien und können die menschlichen Körperzellen daher vor freien Radikalen schützen. Dabei übertreffen sie in ihrer Wirksamkeit sogar das Vitamin C. Leider können nur etwa 1 bis 3 Prozent der aufgenommenen Menge vom Körper verwendet werden. Das relativiert den Nutzen zu einem großen Teil, insbesondere bei der Aufnahme über stark alkoholhaltigen Rotwein.

Trinken wir uns doch schlank

In Rotwein steckt besonders viel Resveratrol, ein pflanzlicher Abwehrstoff, der dabei hilft weißes Fettgewebe in braunes Fettgewebe umzuwandeln. Und braunes Fettgewebe kann der Körper viel leichter verbrennen als weißes. Somit unterstützt Rotwein den Prozess des Abnehmens wesentlich. Sogar in Richtung Alzheimer wird geforscht. Bei einer Studie im Mount-Sinai-Hospital in New York wurden Ratten erfolgreich mit Polyphenolen aus Rotwein gegen Alzheimer behandelt. Weiterführende Ergebnisse sind allerdings noch nicht bekannt. Zum Thema Rotwein und Intelligenz gibt es ebenfalls einige Studien. Man erklärt sich das Phänomen dass Weintrinker „intelligenter“ sind damit, dass der Wein den Blutfluss im Gehirn erhöht, woraus letztendlich die bessere Denkfähigkeit resultieren könnte.

Dr. Caroline Le Roy vom King’s College London rät zu einem mäßigen Konsum: “Obwohl wir einen Zusammenhang zwischen Rotwein und der Vielfalt der Darmflora beobachtet haben, scheint es ausreichend zu sein, Rotwein selten zu trinken, etwa alle zwei Wochen ein Glas.“ Gesundheit oder Genuss, das ist also hier die Frage. Unser Vorschlag: Trinken Sie das eine oder andere Glas ganz bewusst für Ihre Gesundheit. Und dann kommt der Genuss. 

Publiziert wurden die Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin „Gastroenterology“. Eine Folge-Studie soll überprüfen, ob der Rotwein-Effekt auch bei alkoholfreiem rotem Traubensaft nachzuweisen ist.