Acht von zehn lebensmittelbedingten Infektionen entstehen daheim. Das ist die wesentliche Erkenntnis zum ersten Welt-Lebensmittelsicherheitstag.

Lebensmittel Chemikerin Panthermedia

Nicht der Würschtlstand ist schuld, und auch nicht das Tschocherl nebenan. Acht von zehn Krankheiten, die von Lebensmitteln verursacht werden, haben ihren Ursprung in der eigenen Küche. Angst haben wir Europäer allerdings vor ganz anderen Dingen, wenn es um die Sicherheit unseres Essens geht. Im speziellen vor Insektizid-, Pestizid- oder Antibiotikarückständen und genmanipulierten Pflanzen. Und das Thema ist groß. Sehr groß sogar. Für 22 Prozent der EU-Bürger ist die Lebensmittelsicherheit die größte Besorgnis bei Kauf bzw. Auswahl von Produkten. Am stärksten berührt das Thema offenbar die Zyprioten (65 Prozent) und die Finnen (64 Prozent), am wenigsten tangiert es die Italiener (17 Prozent). Die Österreicher? Sehen das Thema relativ gelassen und rangieren mit 37 Prozent Interesse im unteren Mittelfeld. Das jedenfalls zeigte eine Eurobarometer-Umfrage unter 27.655 EU-Bürgern anlässlich des ersten Welt-Lebensmittelsicherheitstages.

Die Experten? Schütteln über unsere Bedenken den Kopf. Aus ihrer Sicht ist die Lebensmittelsicherheit in den westlichen Industriestaaten so hoch wie nie zuvor in der Geschichte. Substanzen, die in der Produktion von Lebensmitteln verwendet werden, würden einer ständigen Evaluierung und Re-Evaluierung unterliegen. Das gelte für Rückstände aus Pflanzenschutzmitteln und Umwelt-Kontaminanten genauso wie z. B. für Zusatzstoffe, die bei der Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden.

Ziemlich verschobenes Risikoverständnis?

Trotzdem erkranken jährlich weltweit rund 600 Millionen Menschen an lebensmittelbedingten Erkrankungen, 420.000 Personen sterben daran. Die Gründe sind allerdings andere, als diejenigen, die uns ängstigen. “An erste Stelle stehen die pathogenen Keime, etwa Salmonellen und Campylobacter. An zweiter Stelle stehen Fehl- und Überernährung. An dritter Stelle kommen die Mykotoxine, als Schimmelpilzprobleme”, sagt Ingrid Kiefer von der heimischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). “Schimmelpilze gehören zu den stärksten natürlichen Giften. Sie verursachen Erbgutschäden, Krebs, können die Nieren oder die Leber schwer schädigen.” Ergo sollten ‘Angeschimmelte’ Lebensmittel immer im Abfall landen. Denn eines ist klar: “Derjenige, der ein Lebensmittel in den Verkehr bringt, ist für die Sicherheit zuständig. Doch mit dem Kauf ist es dann jeder einzelne, der für die entsprechende Lagerung und Verarbeitung bis hin zur Küchenhygiene zu Hause zuständig ist”, so Kiefer. Die zugehörigen Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die meisten lebensmittelbedingten Erkrankungen werden heute durch Mikroorganismen wie Bakterien und Viren verursacht, weltweit und auch in Österreich. Hierzulande am öftesten durch Salmonellen- und Campylobacter.  Aber auch diese Infektionen werden weniger. Gab es 2006 noch 609 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche mit 2.350 registrierten Patienten waren es 2017 waren es noch 69 mit 227 Patienten.

“Kühl es, Trenn es, Wasch es, Check es, Koch es, Genieß es”

Was die Rückstände von Arzneimitteln oder Hormonen aus der Tierzucht betrifft, so nimmt Österreich seit 1998 am Tierarzneimittel-Kontrollprogramm der EU teil. Die Kontrolle auf Rückstände erfolgt auf Basis eines Nationalen Rückstandskontrollplans. 2018 wurden 757 Proben aus Lebensmitteln wie Kuhmilch, ‘Schafmilch, Ziegenmilch, Eier und Honig gezogen. Eine Kuhmilchprobe war mit einem Arzneimittel kontaminiert, ein Ei mit einem Parasitenmittel für Geflügel, zweimal enthielt Honig ein verbotenes Arzneimittel bzw. Pestizid-Rückstände. Und apropos Pestizide: Da zeigte das nationale Pestizidmonitorings für Österreich aus 2018: Von den 1.622 untersuchten Proben war mehr als die Hälfte rückstandsfrei, 45 lagen über dem Höchstwert. Die AGES konzentriert sich deshalb im Moment darauf, bei den Konsumenten Bewusstsein zu schaffen, dass auch sie selbst Verantwortung in Sachen Lebensmittelsicherheit tragen. Eine neue Infokampagne soll dabei helfen.

Tatsächlich sollten wir nicht vergessen, dass Fehler beim Transport und bei der Lagerung, aber auch Fehler bei der Zubereitung dazu führen können, dass ein sicheres Lebensmittel vorzeitig verdirbt oder im schlimmsten Fall die Gesundheit schädigt. Jetzt im Sommer ist übrigens insbesondere die Kühlkette ein Thema.

https://www.ages.at/themen/ages-schwerpunkte/sichere-lebensmittel/