Von 76 auf 117 ernährte Menschen – nur angemessene Lebensmittelpreise sichern das Fortbestehen unserer landwirtschaftlichen Familienbetriebe.

Vater und Tochter

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In den vergangenen Wochen und Monaten ist die lebhafte Diskussion um den „richtigen Preis“ für Lebensmittel noch intensiver geworden. Es wird über die Marktmacht des Handels und das Verramschen von Lebensmitteln diskutiert. Die Wertschätzung und die Zahlungsbereitschaft für das tägliche Brot (und die tägliche Milch! Und …) entscheiden schlussendlich darüber, wie viele Menschen in der Landwirtschaft tätig sein können. So entscheiden die Preise auch darüber, ob die im internationalen Vergleich kleinen österreichischen Familienbetriebe Zukunft haben.

Ein starker Strukturwandel

Tatsache ist, dass laufend landwirtschaftliche Betriebe ihre Pforten schließen müssen. Wie stark der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist, zeigt eine Zahl besonders klar auf. Mittlerweile ernährt ein landwirtschaftlicher Betrieb in Österreich 117 Menschen (siehe Grafik). Im Jahr 2000 betrug diese Zahl noch 76. Die Zahl der im INVEKOS (Integriertes Verwaltungs- und Kontrollsystem) gemeldeten Betriebe ist österreichweit von 2000 bis 2018 von 163.485 auf 110.384 gefallen (Grüner Bericht 2019), das entspricht einem Rückgang von 32,5 Prozent. In Oberösterreich beispielsweise hat sich die Zahl der im INVEKOS aktiven landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleichszeitraum 2000 bis 2018 von 33.957 auf 23.465 verringert, das ist ein Rückgang von „nur“ 30,9 Prozent und liegt somit sogar knapp unter dem bundesweiten Schnitt.

Damit ein landwirtschaftlicher Betrieb langfristig bestehen bleibt, muss ein vernünftiges Einkommen erwirtschaftet werden. Dafür braucht es einen entsprechenden Produkterlös. Dazu kommt: Die kleinteilige Landwirtschaft in Österreich weist selbstverständlich höhere Produktionskosten auf als zum Beispiel ostdeutsche Betriebe mit 2.000 Hektar Fläche. Die rückgängige Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, die steigende Produktivität und die steigende Bevölkerung erhöhen somit auch die Zahl an Menschen, die im Schnitt von einem Landwirt bzw. einer Landwirtin ernährt werden: Im Zeitraum von 2000 bis 2017 ist diese Zahl von 76 auf 117 gestiegen.

Grafik

Produktion und Versorgungsleistung der österreichischen Landwirtschaft (GE=Getreideeinheit) Quelle: Sinabell nach UBA, Statistik Austria, WIFO

Resümee: Bitte nicht knausern!

Trotz ihrer abnehmenden Anzahl schaffen es die österreichischen landwirtschaftlichen Familienbetriebe nach wie vor, die Eigenversorgung mit den wichtigsten Agrargütern aufrechtzuerhalten. Das bedeutet aber natürlich, dass die Betriebe im Schnitt größer werden und immer mehr Menschen versorgen. Um diesen Trend abzuschwächen oder aufzuhalten, ist die bewusste Entscheidung an der Supermarktkette entscheidend. Jeder Teil der Wertschöpfungskette braucht seinen berechtigten Anteil, der Landwirt als Garant für regionale Produkte, der Verarbeiter als qualitativer Dienstleister und der Handel. Darüber hinaus garantieren unsere Familienbetriebe umfangreiche Ökosystemleistungen und die Erholungslandschaft in Österreich. Wer beim Lebensmitteleinkauf allzu sehr knausert, darf sich demnach nicht wundern, wenn sich das für unsere Betriebe nicht mehr ausgeht …

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