Zehn Kilo Fisch isst jeder Österreicher jährlich. Aber nur knapp über ein halbes Kilo davon ist heimischer Fisch. Wir glauben: Da geht noch mehr.

Zwei Forellen auf einem weißen Teller mit Holzhintergrund

Heimischer Fisch hat faktisch nur Vorteile. Welches Lebensmittel kann das noch von sich behaupten? ©Unsplash

Wie hätten Sie denn gern Ihren Fisch? Frisch, mit kurzem Transportweg und einem äußerst vorteilhaften ökologischen Fußabdruck? Dann gibt es eine gute Nachricht für Sie: All das vereinen Fische aus heimischen Gewässern. Und mehr noch. Sie haben sogar die delikate Qual der Wahl: Darf’s eine Forelle sein, eine Lachsforelle? Haben Sie einen Gusto auf Saibling oder Karpfen? Alles da, was das kulinarische Herz begehrt. Und trotzdem kommt heimischer Fisch zu wenig auf unseren Teller, wie Helfried Reimoser, Geschäftsführer des steirischen Teichwirte- und Fischzüchter-Verbandes vorrechnet: „Zwar ist der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch zuletzt von 8,5 auf rund zehn Kilo gestiegen, davon sind aber nur 0,6 Kilogramm heimische Fische.” In anderen Worten liegt der Eigenversorgungsanteil bei nur sechs Prozent. Oder im Umkehrschluss importieren wir 94 Prozent unseres Fisches: meist Meeresfische, oft solche von großen Fischfarmen, wie Lachse, afrikanische Warmwasserwelse bekannt auch als Clarias, oder auch Pangasius, bekannt als Hai-Wels, oft auf den Speisekarten nur als Wels bezeichnet.

Warum weniger Meer Gerechtigkeit bringt

Doch 90 Prozent der Meeresbestände sind heute schon überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt. Was passiert also, wenn wir genau so weiter machen und auch künftig fast nur Meeresfische auf den Tellern der Industrieländer landen? Der Worst Case sieht so aus: 2050 können sich Millionen Menschen auf der Südhalbkugel, etwa im Senegal oder in Indonesien, den Fisch als Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. Das sagen nicht wir, sondern prognostizieren Forscher in der Studie „Überfischt und unterversorgt“  Sie sagen auch, dass sich die jährliche Fangmenge noch steigern lässt, bis 2050 auf 137 Millionen Tonnen. Aber der gefangene Meeresfisch landet eben nicht mehr dort, wo die Menschen ihn zum Überleben brauchen. Im Senegal oder in Indonesien etwa decken die Menschen bis zu 40 Prozent ihrer Aufnahme an tierischem Eiweiß durch Fisch ab. Auch andere westafrikanische Länder wie Guinea und Ghana sowie südostasiatische Staaten wie Malaysia, Myanmar und Bangladesch sind besonders abhängig vom Fisch.

Ökosystem heimischer Teich

Die Vielfalt fehlt, wenn man überwiegend heimischen Fisch konsumiert, sagen Sie? Weit gefehlt. In unseren Teichen bilden verschiedene Fischarten eine vielfältige Gemeinschaft. Karpfen finden sich da, Störe, Amure, Schleien und Raubfische wie Hechte, Welse und Zander. Forellenzüchter halten in kaltem Wasser Forellen, Lachsforellen, Bachforellen, Saiblinge und ähnliche Arten. Und weil gerade Aschermittwoch ist, noch ein Wort zum erwähnten Karpfen: Die fressen neben im Teich vorkommenden Futter wie Plankton und Insekten auch Gerste und Kernölkuchen (Presskuchen von der Kernölherstellung). Sie verbringen nach der Teichzeit zusätzlich zwei Wochen in der Frischwasserhälterung, wodurch das Fleisch fester wird und somit einen Qualitätsschliff erhält. Karpfen haben mit zwölf Prozent einen ähnlichen Fettgehalt wie die begehrten Lachsforellen. Und noch etwas: Der Karpfen hat sogar das Zeug zum Weltkulturerbe.

Aber ist in Österreich wirklich alles paletti?

Die Antwort ist ja, aber… Hinter dem “aber” stecken possierliche Tierchen wie Fischotter. Die zählen zu den Fischräubern und richten Schaden in mehrfacher Millionenhöhe an, so die heimischen Teichwirte. Die wollen ihre Teichflächen eigentlich ausweiten und den heimischen Anteil von derzeit sechs auf zwölf Prozent steigern. Doch dieses Vorhaben gestaltet sich genau deswegen nicht ganz einfach. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher spricht von einer “grenzenlosen Überpopulation”, die einen zügigen Ausbau verhindert, weil unter solchen Voraussetzungen nur sehr verhalten investiert werde. Vor allem Fischotter stehen im Visier der Teichwirte. Alleine in den steirischen  Gewässern sollen sie jährlich rund 1.000 Tonnen Fische plündern und einen Schaden von rund zehn Millionen Euro verursachen. Daneben fallen heimische Fische auch Kormoranen und Reihern zum Opfer. Die Teichwirte fordern daher seit langem, den Bestand der derzeit geschützten Fischräuber zu reduzieren. Dann wird’s auch was mit noch mehr heimischen Fischen, sagen sie.

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