Seit rund einem Jahr geht der Preis für Schweinefleisch immer tiefer in den Keller. Geht es noch weiter nach unten? Und das Tierwohl??

Schwein steckt Rüssel Richtung Kamera

Schweinefleisch darf kein Billig-Lockprodukt des Handels sein. Foto: Andrea Knura

(Auch) Die heimischen Schweinebauern erleben seit dem Beginn der Corona-Krise ihre wohl schwierigste Zeit. Dass die Preise für ihr Fleisch stark schwanken, sind sie an sich gewohnt, Stichwort „Schweinezyklus“.

Doch der aktuelle Preiseinbruch ist besonders dramatisch. Die Hauptgründe dafür sind zum einen der Absatzrückgang, weil Gastronomie und Hotellerie wegen der Pandemie geschlossen bleiben müssen. Wenn Gasthäuser und Kantinen wegfallen, wird das vom Heimkonsum bei weitem nicht kompensiert, so der Fachmann. Zum anderen dürfen deutsche Schweinefleischproduzenten wegen der Schweinepest nicht nach Asien verkaufen und bringen deshalb ihre Überproduktion zu billigsten Preisen auf den europäischen Markt. Gleichzeitig drängen auch US-amerikanische Produzenten mit Kampfpreisen auf den Markt.

Dabei ist die Talsohle wohl noch gar nicht erreicht. Ein österreichischer Schweinebauer muss für zumindest kostendeckende Produktion mit 170 Euro pro Schwein rechnen. Derzeit bekommen die heimischen Produzenten nur noch 140 Euro, das bedeutet somit einen Verlust von 30 Euro für jedes Tier, Preistendenz weiter fallend, Verlusttendenz weiter steigend. „Wir können aber nicht aufhören, weil wir einen Metzger im Ort haben“, klagt ein Schweinebauer sein Problem. „Und wenn der das Schwein nicht mehr von mir bekommt, muss er es sich irgendwann von irgendwo holen.“

Halbwegs solidarisch wäre der Lebensmitteleinzelhandel – im Klartext also: die marktbeherrschenden Supermärkte –, wenn sie in dieser enorm angespannten Preissituation die Spirale nach unten nicht noch zusätzlich befeuern würden. Allerdings gilt Schweinefleisch hierzulande bekanntlich als eines der besten Lockangebote, um Kunden anzulocken …

Wir wollen wissen, …

Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Die aktuellen Diskussionen rund um Schweinehaltung und Schlachthöfe in Österreich (und noch mehr in Deutschland) lassen immerhin erkennen, dass sich immer mehr Menschen dafür interessieren, woher ihr Schweinefleisch kommt und wie die Tiere gehalten werden. Trotzdem greifen viele weiterhin zu Billigprodukten.

Mehr als 37 Kilogramm Schweinefleisch isst jeder Österreicher durchschnittlich pro Jahr, das sind pro Tag beachtliche 100 Gramm Schweinefleisch. Vor allem wenn sich das Schweinefleisch in Schinken und Würsten „versteckt“, können die heimischen Konsumenten nicht erkennen, wo es herkommt. Denn in Schinken und Würsten muss das Schweinefleisch im Gegensatz zum verpackten Frischfleisch im Lebensmittelhandel nicht gekennzeichnet sein. Ob das Schwein in Österreich aufgezogen und geschlachtet, ob es in Bio- oder in konventioneller Haltung gelebt hat oder aus einem Tierwohl-Programm stammt, ist also (viel zu) oft nicht ersichtlich. Besonders bei Schweinefleisch ist dieser Umstand doppelt kritisch, da dieses wie oben erwähnt bevorzugt als Lockware zu billigen Preisen in den Supermärkten eingesetzt wird.

Wer also grundsätzlich das Billigste kauft, wenn es um Fleisch, Wurst oder Schinken geht, agiert gegen wichtige Werte, denn damit legt man Tierqual oder schlechte Arbeitsbedingungen für Verarbeiter in den Einkaufskorb legen! Deshalb wiederholt bauernladen erneut die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung.

… wo es herkommt

In der überwiegenden Mehrzahl sind die Schweinemäster in Österreich großteils noch bäuerliche Familienbetriebe, die in kleinen Einheiten produzieren. Und: Lohnniveau und Gehaltsbedingungen in heimischen Schlachthöfen liegen aufgrund der strengen österreichischen Arbeitsmarktregulierungen bedeutend höher als im umliegenden EU-Land.

Will man richtig „biologisch“ halten, muss das Futter zum Großteil aus biologischen Quellen stammen und die Schweine etwa doppelt so viel Platz wie in konventioneller Haltung bekommen. Ein Arge-Gentechnikfrei-Kontrollzeichen legt darüber hinaus fest, dass die Schweine nur mit gentechnikfreiem Futter versorgt werden. Außerdem gibt es noch diverse Tierwohlprogramme (Labels), deren Richtlinien über die gesetzlichen Tierwohl-Standards hinausgehen. 

Die beste Orientierungshilfe wäre jedoch eine durchgängige Kennzeichnung auf ALLEN Fleischprodukten und verarbeiteten Lebensmitteln!