Es war ein langer harter Winter. Und der Frühling? Naja, ebenfalls bescheiden. Nach einem, für viele Imker schwierigem Honigjahr 2020, geht es so weiter?

Biene auf einem blühenden Weidenkätzchen

Das Sammeln von Pollen ist keine leichte Aufgabe. Danke Biene. ©Birgit Knura

Der 20. Mai ist weltweit der Tag der Bienen, was wir von bauernladen.at zum Anlass nehmen bei Imkern nachzufragen, wie es den Tieren geht. „Die Bienen hatten dieses Jahr leider einen miesen Start“, erzählt uns Simon Tötschinger aus Jois im nördlichen Burgenland. „Es hat zu viele kalte Tage und Regen im April gegeben.  Erst bei einer Lufttemperatur von 14 Grad verlassen die Bienen den Stock (mit Ausnahme ihrer Reinigungsflüge). Daher hatten sie heuer noch nicht viel Zeit zum Sammeln.“ Wenn es wärmer wird, das Blütenangebot im Frühling in der Natur zunimmt, dann tragen die Bienen neben dem ersten Nektar vor allem reichlich Pollen ein. Das Brutgeschäft wird bereits im Vorfrühling eingeleitet damit die Königin fleißig Eier legt.

Bienen brauchen Platz

Der Imker muss seine Völker „aufsetzen“, das heißt sie bekommen ein weiteres Stockwerk mit Waben, damit sich das Volk ausdehnen kann und Platz für die weitere Brut und die sich allmählich füllenden Honigwaben ist. „Normalerweise setze ich die leeren Honigrähmchen immer vor der Kirschblüte auf die Stöcke,“ erklärt Tötschinger. Dieses Jahr habe ich das witterungsbedingt aber erst Ende April, also nach der Kirschblüte getan.“

Waldhonig

Die Bienen sammeln neben Nektar den Honigtau, die kohlenhydratartige, süße Masse, die Blattläusen ausscheiden, und machen daraus den Waldhonig.

Jetzt hofft er auf die Akazie, denn sie ist eine der wertvollsten Trachtpflanzen für die Bienen und liefert einen besonders bekömmlichen Honig. Vor allem hoffen Imker nach diesem bisher durchwachsenen Frühling auf einen schönen, nicht zu heißen Sommer mit nicht allzu viel Regen, denn der streift den Nektar von den Pflanzen ab. Mit einer Rekordernte ist dieses Jahr wohl nicht zu rechnen“, meint Tötschinger,  „allerdings kann sich der feuchte Winter durchaus positiv auf die Entwicklung von Insekten wie Blattläusen, Blattflöhen und Zikaden und somit auf den Waldhonig auswirken.“

Den Winter „versüßen“

Vielerorts mussten Imker “zufüttern”, damit ihnen die Völker über den langen Winter nicht verhungern; Futtermangel kann für einige Völker im Vorfrühling des Bienenjahres zum Verhängnis werden, denn bei einem zu geringen Vorrat vom letzten Jahr verhungern die Völker kurz vor dem Start in das nächste Frühjahr. Bettina Machos Bienen (Bettina´s Honig) in Heidenreichstein in Niederösterreich haben ab Februar einen Zuckerteig erhalten – ein Gemisch aus Staubzucker, Honig und Wasser. Bettina hat sich vor acht Jahren mit „Haut und Haar“ den Bienen verschrieben. Wenn sie über die Bienen spricht, dann merkt man, wie stolz sie darauf ist, mit den Tieren arbeiten zu dürfen. Sie mag es, die Natur hautnah mitzuerleben, bei den Bienen zu sein, Honig zu schleudern, Rähmchen zu bespannen und die Wachsplatten einzulöten. Im Schnitt erhält sie von einem Volk 15 kg Honig. Sie betont, und das ist ihr wichtig: „Wir nehmen den Bienen nichts weg, sondern wir holen uns nur den Überschuss, den sie produzieren“.

Auch bei Peter Jelinek in Gumpoldkirchen, Imkerei am Anninger, sind die Bienen in diesem Jahr etwas später dran. ©Andrea Knura

Symbiose Landwirtschaft und Imkerei

Auch bei Maxis Imkerei haben wir nachgefragt, wie es seinen Bienen geht. Diese fliegen fleißig im Gebiet des UNESCO Welterbe Neusiedler See, Seewinkel. Bei Maksimilijan und Daniela Grgic wird ab August nicht mehr „geerntet“. Deshalb müssen sie auch während des Winters weniger zufüttern. Das reduziert nicht nur Arbeit und verringert die Kosten, sondern bringt auch weniger Ausfälle. Trotzdem ist eine regelmäßige Kontrolle der Bienen und ihres Futtervorrates natürlich wichtig. „Im Allgemeinen stehen Völker mit Honig aus dem Winter gut da“, sagt Maksimilijan Grgic. „Und auch die Zusammenarbeit mit den Bauern in unserer Gegend ist ganz wunderbar. Wir sind stolz auf diese Symbiose.“ Damit unterstreicht er die Tatsache, daß Landwirtschaft und Imkerei Hand in Hand gehen müssen. Viele Kulturen sind von der Bestäubung der Bienen abhängig und die Bienen sind in Folge ein Teil der Landwirtschaft.

Trend zum Imkern

Viele seiner Kollegen klagen aber über hohe Ausfälle. „Oft liegt die Schuld beim Imker selber“, erklärt Grgic. Gerade in diesem Zusammenhang weist er auf einen wichtigen Punkt hin: die Ausbildung der Imker. Das steigende Interesse an den Bienen, an und für sich gut, hat aber, so der Imker, durchaus auch seine negativen Seiten. “Auf einmal wollen alle imkern, und dazu braucht es eigentlich nur einige Ausbildungsstunden. Das ist zu wenig“, erklärt Grigci, „denn die Bienenzucht ist die schwierigste Zucht in der Nutztierhaltung, das geht in die Genetik..”

Warum nicht schon früher …?

Biene auf einer Blüte

Foto: Birgit Knura

Eigenartig liebe Bienen, dass man euch nicht schon viel früher mit einem Ehrentag bedacht hat, weiß man doch schon seit Langem, wie wichtig ihr für unser Ökosystem und die Wirtschaft seid. Anscheinend wurde uns erst mit der Erkenntnis, dass eure Population weltweit zurückgeht, die Dringlichkeit eures Schutzes bewusst.

Erst 2018 wurde der erste internationale Tag der Bienen von den Vereinten Nationen ausgerufen. Seitdem machen sich aber immerhin 115 UN-Mitgliedsstaaten für euch stark: Neben den EU-Staaten sind das auch die USA, Kanada, China, Russland, Indien, Brasilien und Australien. Zu Tun gibt es einiges, um euch unter die „‚Flügel zu greifen“. 

Pionier und Hofimkermeister

Der 20. Mai ist der Geburtstag von Hofimkermeister Anton Janša (1734-1773). Die Wahl des Bienen-Ehrentages führt uns in die Zeit der Monarchie zu Maria Theresia. Als Imkerpionier und erster Leiter der im Jahre 1769 von der Kaiserin gegründeten Imkerschule im Wiener Schloss Belvedere, war er zudem Verfasser zahlreicher Bücher über die Bienenzucht. 

Liebe Biene, wir wünschen Euch und allen Imkern einen guten Sommer mit ganz viel Nektar, Honigtau und Pollen.