Ein Riesenschnitzel um zwofuffzig
Eine aktuelle Kundenakquisitionsaktion eines Möbelhauses (!) mit (viel zu) billigen Lebensmitteln zeigt einen weiteren schweren Fehler im System.
Vorweg: Bauernladen hat grundsätzlich nichts gegen Möbelketten. Eigentlich auch nicht gegen Möbelketten, die ihre ursprüngliche Geschäftsidee ein wenig ausweiten … Das ist eben so in der freien Marktwirtschaft, und wir wollen die Möbelkette auch beim Namen nennen (und damit WIEDER ein wenig Werbung machen), im Vorjahr hatte XXXLutz die Idee, eines der immerhin 155 Restaurants als „Stand-Alone“ zu positionieren. In der Mariahilfer Straße 121 im sechsten Wiener Bezirk eröffnete vor etwa einem halben Jahr das erste, vom Möbelverkauf abgekoppelte Flag-ship-Restaurant mit beachtlichen 285 Sitzplätzen, mit trendigem Interieur, einem eigenen Lounge- und Barbereich – und mit der „österreichischen XXXLutz-Küchenlinie“ mit Klassikern wie Palatschinken oder auch leichten Salaten.
So weit, so gut. Einer der oben angeführten „Klassiker“ war und ist logischerweise auch das – eben – „klassische“ Wiener Schnitzel. Und ab hier hat Bauernladen doch etwas „dagegen“, nämlich gegen die aktuelle Aktion von XXXLutz: Seit einigen Tagen gibt es gegen Vorlage eines entsprechenden Gutscheins (der nicht eben schwer zu bekommen ist und der auch in allen anderen XXXLutz-Restaurants gelten soll) ein Riesenschnitzel um sage und schreibe 2,50 Euro. „Wir wollen die österreichische Alternative zu Mäci und Co. sein“, kommentierte XXXLutz-Unternehmenssprecher Thomas Saliger diese Aktion. „Unser Konzept mit lifestyliger Atmosphäre gepaart mit Austro-Soulfood und günstigen Preisen ist wirklich aufgegangen“, so der XXXLutz-Unternehmenssprecher.
Fleisch als Lockmittel
Mit Verlaub, Herr Saliger, „aufgegangen“ oder vielmehr geplatzt ist hier vor allem der Versuchsballon einer unmoralischen Marketing-Aktion. Wir kennen die genaue Kalkulation Ihres Restaurantteams rund um Betriebsleiter Michael Schürausz nicht (und wollen sie eigentlich auch gar nicht kennen), aber der vielzitierte (hoffentlich) „gesunde Menschenverstand“ sagt uns, dass 2,50 Euro für ein Schnitzel – noch dazu ein „riesiges“ – wohl gerade die Grundkosten für die „trendige“ Lokalität und die Mitarbeiter decken können. Wenn überhaupt. Das Schnitzel selbst würde dann wohl – Daumen mal Pi – genau NULL Euro kosten dürfen, wenn überhaupt – wenn nicht XXXLutz sogar noch für jedes einzelne Schnitzel – und sei es noch so riesig – d’raufzahlt, nur um es den sicherlich darob durchaus erfreuten Konsumenten servieren zu dürfen.
Bauernladen kann das nicht besser kommentieren als es Veronika Weissenböck von Vier Pfoten getan hat: „Wir erleben hier eine regelrechte Verramschung von Lebensmitteln! Wenn Nahrung nichts mehr wert ist und jeder Respekt vor tierischen Produkten fehlt, dann fällt das letztendlich auf uns alle zurück. Es ist absurd, Fleisch als Lockmittel zu verwenden. Wir sollten es gerade jetzt besser wissen: Im Zuge der Corona-Krise haben wir gesehen, welche furchtbaren Auswirkungen die billige Produktion von Fleisch auch auf die Gesundheit haben kann.“
Übrigens: Beim Fleisch für das Aktions(riesen)schnitzel handelt es sich um Huhn und Schwein aus Österreich, hat XXXLutz-Sprecher Saliger im „Ö1“-Mittagsjournal beteuert. „Da kann man guten Gewissens bei uns in die Restaurants gehen und bekommt da wirklich ordentliche Qualität zu einem klar sehr günstigen und manchmal nicht nachvollziehbaren Preis. Sie müssen immer eine Gesamtbetrachtung anstellen, weil die Leute dann ja auch Getränke konsumieren. Also in Summe rechnet es sich, sonst würden wir es nicht machen und vor allem, da geht es ja auch immer ein bisschen um Kundenbindung.“ Außerdem wurde bekanntlich die Mehrwertsteuer gesenkt „und diesen Mehrwertsteuervorteil geben wir jetzt dann einmal in den nächsten Tagen einfach einmal so an unsere Kunden weiter“.
Tierleid, Naturzerstörung und Bauernsterben landen bei der Aktion jedoch mit – auf jedem einzelnen Teller.
Und das ist der (schwere) Fehler im System.