Noch bevor eine Kuh wirklich krank ist, weiß der Bauer schon Bescheid. Die neue Technologie eines Grazer Start-Ups macht das möglich.

Zwei Kühe im Stall

©Pixabay

Ein „Kuh-Versteh-System“ des Jungunternehmens smaXtec animal care GmbH in der steirischen Landeshauptstadt soll genau das: Noch bevor sich eine Kuh krank fühlt bzw. erste klinische Symptome sichtbar werden, wird dem Landwirt bzw. bei uns unverändert respektablen Bauern eine Entscheidungsgrundlage für tierindividuelle Behandlung offeriert. Das bringt einen wertvollen Zeitvorsprung und dadurch „greifen“ präventive Maßnahmen zur Erhaltung der langfristigen Tiergesundheit und Leistung besser, Leidensdruck und Krankheitsverlauf werden deutlich reduziert und die kontinuierliche Milchleistung erhalten.

So funktioniert’s

Die innovative Messmethode mittels Bolus im Pansen der Kuh setzt durch die Früherkennung bis zu vier Tage vor dem Auftreten erster äußerlicher Anzeichen einen neuen Standard im Gesundheits- und Präventionsmanagement. Das smaXtec-System basiert auf der inneren Körpertemperatur und auf der Bewegungsaktivität und liefert die Daten zeit- und ortsunabhängig direkt auf das Smartphone des Bauern. Krankheitsverläufe von Fiebererkrankungen bzw. Euterentzündungen sowie Stoffwechselerkrankungen wie Milchfieber werden deutlich reduziert, daher sinkt auch der erforderliche Antibiotikaeinsatz.

Der smaXtec Bolus wird einmalig oral eingegeben. Er liegt in der Haube des Pansens und wird automatisch ausgelesen. Die Daten werden automatisch auf den smaXtec Server übertragen und dort analysiert. Im smaXtec Messenger, der Datenplattform, bekommt man alle Informationen auf einen Blick – zusätzlich werden bei Handlungsbedarf Benachrichtigungen versendet.

Handy-App im Stall

©smaXtec

Auf Basis der Daten des „Kuh-Versteh-Systems“ wird das Reproduktionsmanagement rund um Brunst und Abkalbung optimiert. Es werden auch brünstige Kühe mit wenig Brunst-Anzeichen erkannt, die Anzeige des bestmöglichen Besamungszeitpunkts hilft wesentlich, den Arbeitsalltag zu planen bzw. zu unterstützen. Der Bauer kann mit Push-Nachricht oder E-Mail rund 15 Stunden vor einer anstehenden Abkalbung informiert bzw. alarmiert werden, das bringt ausreichend Vorbereitungszeit, um die erforderlichen Maßnahmen zu treffen.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Entscheidungshilfe für die Einstellung der tierindividuellen und leistungsbezogenen Fütterung. Einen weiteren Nutzen generieren Milchviehhalter durch die laufende Erweiterung von Schnittstellen des smaXtec-Systems zu unterschiedlichen Herdenverwaltungsprogrammen und der daraus resultierenden Reduzierung des Arbeitsaufwandes durch doppelte Dateneingabe der smaXtec-Daten in beide Systeme. Aktuell verfügt smaXtec über Schnittstellen zu den Herdenverwaltungsprogrammen LKV Austria, HerdePlus, UniformAgri, QSX sowie VAS.

Hinter den Kulissen

Laut smaXtec-Gründer und -CEO Stefan Rosenkranz ist das System schon in 70 Ländern zugelassen und wird aktuell in mehr als zwei Dutzend Staaten über Europa hinaus u.a. nach Australien, Neuseeland, Israel, Südkorea und in die USA geliefert. Aktuell beschäftigt smaXtec rund 50 Mitarbeiter am Hauptsitz in Graz sowie im deutschen Tochterunternehmen. Das Unternehmen hat Ende des Vorjahres drei Millionen Euro Wachstumskapital lukriert und soll mit dem soeben bestellten zusätzlichen CEO Stefan Scherer weiter expandieren. „Unser Ziel ist es, dass in vier Jahren eineinhalb Prozent aller Milchkühe weltweit in kommerziell geführten landwirtschaftlichen Betrieben ihren Bedarf und ihr Wohlbefinden digital an „ihren“ Bauern kommunizieren“, wünscht sich Rosenkranz. „Gleichzeitig entwickeln wir das smaXtec-System permanent weiter, um unseren Technologievorsprung auszubauen.“