Der Bio-Fuchs ist vergeben
Wie kreativ unsere Biobetriebe sind, das beweisen einmal mehr die drei Erstplatzierten des gestern während der Bio Austria Bauerntage verliehenen Innovationspreises.
Der elfte Bio-Fuchs ging 2019 gleich an elf Bauern. Das passt irgendwie und hat seine Berechtigung. Denn wer sich so kreativ für eine stressfreie Schlachtung einsetzt, wie jene weststeirischen Landwirte, die den Verein “stressfrei.st” gegründet haben, dem gebührt ein Preis. So oder so ähnlich müssen das die Jury des Bio Austria Innovationspreises und die Besucher der heurigen Bio Austria-Bauerntage wohl gesehen haben. Schließlich haben sie sich dafür entschieden, das Leader-Projekt des Vereins namens “Initiative für die stressfreie Schlachtung” preiszukrönen. Einreicher Alois Kiegerl und seine Mitstreiter, allesamt im Bezirk Deutschlandsberg beheimatet, sammeln in ihrem Projekt Argumente, um ein Umdenken in der Politik zu erreichen. Sie tun aber noch mehr. So haben sie etwa eine Maschinenbaufirma für eine Kooperation gewonnen und eine Transportbox entwickelt und gefertigt. Die ermöglicht einen reibungslosen Schlachtvorgang auch im steileren Gelände, weil sie so leicht ist und mit einem PKW transportiert werden kann. Solche Initiativen sind gar nicht genug hervorzuheben, weil in Österreich das “Stressfreie Schlachten”, sprich das Schlachten der Tiere in ihrer gewohnten Umgebung, gesetzlich leider noch immer nicht geregelt ist. Weiterhin müssen sie lebend in einem Schlachthof ankommen. Unter den Biobauern gedeiht im Hinblick darauf längst Widerstand. Sie wollen auch den letzten Gang ihrer Tiere stressfrei und artgerecht gestalten und engagieren sich in immer mehr Initiativen für den respektvollen Umgang mit den Tieren bis zu deren Tod.
Die Silbermedaille ging heuer an ein nicht minder wichtiges Projekt, das sich mit muttergebundener Kälberaufzucht mit intensivem Kuhkontakt beschäftigt.
2. Preis: Muttergebundene Kälberaufzucht mit intensiven Kuh-Kalbkontakt
Am Biobauernhof der Familie Bernhofer aus Golling in Salzburg ist es selbstverständlich, dass die Kälber auch während der Melkzeit bei ihren Müttern saugen können. Mutter und Kalb sind dazu gemeinsam im Auslauf, erst danach wird die Mutterkuh im Melkstand fertig gemolken. Und auch außerhalb der Säugezeit sind beide in intensivem Kontakt. Die Mutterkühe können ihren Mutterinstinkt dank einer Außenbox mit Auslauf für die Kälber, der direkt an den Auslauf der Kühe grenzt, über den ganzen Tag ausleben. Die Sache ist auch technisch durchdacht, denn die Auslaufgröße kann mit schwenkbaren Panelltoren sehr einfach variiert werden. Will heißen: Während der Säugezeit wird der Auslauf vergrößert, danach wieder auf die normale Kälberauslauffläche verkleinert. Die Kühe können im Auslauf jederzeit nach ihren Kälbern schauen. Die Kälber haben so immer Kontakt zu ihrer Mutter und wachsen gleichzeitig mit gleichaltrigen Tieren auf. Eine Win-Win Situation, wie man sie besser nicht erfinden könnte.
3. Preis: Abkühlung für Milchkühe
Einem völlig anderen Problem hat sich Biobauer Johann Endfellner aus Seekirchen in Salzburg angenommen. Ihn haben die auch in unseren Breiten steigenden Sommertemperaturen und das damit einhergehende überhitzte Klima im Stall beschäftigt. Die Lösung, die er sich für seine Kühe ausgedacht hat, ist so einfach, wie genial. Er hat einen herkömmlichen Wassersprinkler für den Garten oberhalb des Wartebereiches vor dem Melkstand montiert. Den schaltet er ein bis zwei Stunden vor dem Melken ein. Wobei das Wasser dazu übrigens aus dem nahen Naturteich kommt. Auf diese Weise senkt er die Temperatur im Wartebereich und im Melkstand tatsächlich um einige Grade und reduziert damit auch gleich noch zusätzlich die Fliegenbelastung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Deutlich ruhigere Kühe und ein viel angenehmeres Melken. Um die österreichische Biolandwirtschaft muss einem angesichts solch kreativer Denker wohl nicht bange sein!
Über den Bio-Fuchs Im Rahmen der Bio Austria Bauerntage (heuer im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels) wird jährlich der Innovationspreis Bio Austria-Fuchs für hervorragende Projekte und Ideen in der Biolandwirtschaft vergeben – , 2019 zu elften Mal. Alle heimischen Biobauern können ihr Projekt im Vorfeld einreichen. Alle Einsendungen werden von einer unabhängigen Jury nach den Kriterien Kreativität, Beitrag zur Erhöhung des Tierwohls sowie Umsetzbarkeit und Nutzen für andere Biobauern bewertet. Die drei bestbewerteten Projekte können sich die Besucher in kurzen Videos ansehen. Sie ermitteln dann am Eröffnungstag auch das Gewinnerprojekt. http://www.bio-austria.at