Den Bienen zur Ehre
Zum „Tag der Biene“ (17. Mai) haben wir beunruhigende Fakten aus aller Welt und eine begrüßenswerte und spannende heimische Initiative für Sie.
Eine (weitere) Konsequenz aus der Covid-19-Pandemie besteht in möglichen globalen Folgen für die Landwirtschaft. Anders als bei uns, wo lokale Bienenvölker die Felder und Obstplantagen bestäuben, geschieht dies andernorts durch eigene Bienentransporte. So gibt es beispielsweise in den Vereinigten Staaten Imker mit (Zehn-)Tausenden Bienenvölkern. Die müssen nun mitsamt ihren Hilfskräften ebenso wie die (LKW-)Fahrer in (Selbst-)Quarantäne, wodurch es zu möglicherweise fatalen Folgen bzw. Verzögerungen bei der Bestäubung kommt.
Der internationalen Vereinigung der Imker „Apimondia“ zufolge gibt es in den USA und Kanada aufgrund der Flugbeschränkungen auch Engpässe bei den normalerweise aus Australien, Neuseeland, Mexiko und Chile importierten Bienenvölkern. „Ein Drittel unserer Nahrung hängt von der Bestäubung der Bienen ab“, warnt der Apimondia-Repräsentant Norberto Garcia. Allein in den USA liegt die Größenordnung für Beeren, Brokkoli, Mandeln, Melonen etc. bei bis zu 15 Milliarden Euro. Die Mandelproduktion beispielsweise hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdoppelt – und damit natürlich auch der Bienenbedarf für die Bestäubung.
Das Problem besteht rund um den Globus. Auch das inzwischen mit einer Produktion von jährlich rund einer halben Million Tonnen Honig (was etwa einem Viertel der Weltproduktion entspricht) zum weltgrößten Honigproduzenten aufgestiegene China kämpft (auch) mit diesen Virus-Auswirkungen. Normalerweise sind die meisten der rund 250.000 Imker mit ihren Bienenvölkern in Lastwagen im gesamten „Reich der Mitte“ on the road. Dem „Economist“ zufolge legen die meisten chinesischen Imker im Jahr mehr als 3.000 km zurück, was durch die Ausgangssperren stark eingeschränkt wurde und wird – bekanntlich wurden kürzlich wieder mehrere Millionenstädte unter Quarantäne gestellt.
Insel der Seligen
In manchen europäischen Ländern können Imker mit ihren Bienenvölkern wandern. In Griechenland beispielsweise sind jedoch lange Distanzen verboten, was in Pandemie-Zeiten zum Hungertod für viele Bienen führen könnte. Das Vereinigte Königreich wiederum ergänzt die eigenen Bestände meist mit Bienenvölkern aus Südeuropa und kämpft mit Importschwierigkeiten.
Summa summarum ist Europa jedoch nicht so dramatisch betrofen wie die USA, sagte Stefan Mandl, Präsident des Erwerbsimkerbundes in Österreich, zum ORF. Hier gebe es nicht so eine Bestäubungsindustrie wie im Ausmaß der USA. Und für die heimischen Imker sei die aktuelle Situation überhaupt relativ „unproblematisch“, weil die Honigproduktion in Österreich kleinflächiger organisiert ist. Von knapp 30.000 Imkern lebt „nur“ etwa ein Hundertstel, also rund 300, im Vollerwerb von der Honigproduktion. Bis zu 50 Bienenvölker fallen unter „Liebhaberei“.
Die Wanderimker (im Unterschied zu den Standimkern) wechseln mit ihren Völkern von einem Nahrungsangebot zum nächsten, also etwa vom Raps zur Obstblüte und zur Akazie oder von niederen Tal- zu höheren Lagen. Reisebeschränkungen gibt es in Österreich dank eigenem Passierschein für Imker nicht, jedoch bei länderübergreifenden Bienentransporten: Jenen heimischen Imkern, die ihre Völker in Mittelitalien überwintern haben lassen, wurde empfohlen, dort zu bleiben.
Social Start-up Hektar Nektar sichert sich weiteres Investment
Weil die Bienenpopulation in Mitteleuropa im vergangenen halben Jahrhundert stark gesunken ist, haben die Brüder Mark und Martin Poreda (sie haben 2007 kununu gegründet) 2017 Hektar Nektar und damit den ersten (und inzwischen größten) digitalen Marktplatz für Bienenhandeln realisiert. 2018 initiierten sie Projekt 2028, mit dem sie Unternehmen, Privatpersonen und Imker zusammenbringen, um gemeinsam für den Schutz der Honig- und Wildbienen anzutreten. Jetzt hat sich mit dem Regauer Unternehmen FAIE ein neuer Investor Anteile am Social Start-up Hektar Nektar gesichert. „Mit der Initiative Projekt 2028 möchte Hektar Nektar die Bienenpopulation in Österreich und Deutschland innerhalb von zehn Jahren um zehn Prozent steigern“, kommentiert FAIE-Geschäftsführer Fritz Berger. „Diesen ambitionierten Weg wollen wir mitgehen. Wir sind sicher, dass unser Investment bei Hektar Nektar in besten Händen ist und Früchte tragen wird – im doppelten Wortsinn.“
Für die Poreda-Brüder sind die Ziele für die kommenden Monate klar: „Dass wir selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen weiteren Investor von uns überzeugen konnten, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Nun heißt es: Weiterhin mit ganzer Kraft für den Bienenschutz arbeiten. Unsere Bienen sorgen für volle Obst- und Gemüseregale und sind entscheidend für die Artenvielfalt von Fauna und Flora.“ Bisher konnte Hektar Nektar mit Projekt 2028 rund 20 Millionen Bienen in Österreich und Deutschland retten.
Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag: Summende Punktlandung
Hier gehts zu den heimischen Imkern auf bauernladen.at. Noch ein Tipp: Wenn Sie jemandem ein süßes und sinnvolles Geschenk machen möchten, gibt es den Bauernladen Gut-Schein. Damit kann man bei vielen unserer Imkerei direkt einkaufen.