Allerweltskälber
Über 71 Prozent des in Österreich gegessenen Kalbfleisches stammt aus dem Ausland. Doch der Veränderungswille ist da. Ein Pilotprojekt zeigt vor, wie’s geht.
Das Kälbermast-Pilotprojekt und die 14-Tage Frage
Wie es auch gehen könnte, zeigt ein Pilotprojekt zur Vollmilch-Kälbermast. Im Kalbfleisch, das das “SalzburgerLand Herkunfts-Zertifikat” trägt, steckt ausschließlich heimisches Kalb. Es wird in Salzburg geboren, gemästet und geschlachtet. Hinter dem Pilotprojekt, das seit Mai 2019 läuft, steckt die Landwirtschaftskammer mit Unterstützung des Landes. Der regionale Projektpartner Ablinger schlachtet noch bis Ende März 150 Kälber von 29 Landwirten. Die höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein begleitet das Projekt wissenschaftlich. Quehenberger will dieses Fleisch auch Restaurants anbieten. “Nur eine verstärkte Nachfrage nach heimischen Kalbfleisch wird zu einer Mast im eigenen Land und dadurch zu weniger Exporten mit Nutzkälbern führen”, ist er sicher. Schwaiger fordert währenddessen eine Erhöhung des Transportalters von 14 auf 30 Tage. Damit dürfte er jetzt gute Chancen haben, wenngleich das Gesundheitsministerium auf europäisches Recht verweist. Zumindestens wird er bei den zuständigen Ministerien nicht mehr ausgelacht und damit konfrontiert, dass seine Forderungen nicht der Marktrealität entsprechen. Vor 10 Monaten war das noch so. Im Hinblick auf die Kontrollen könnten Live-GPS-Daten und Vorabinformationen über Transportrouten hilfreich sein.
Das 3-Punkte-Programm des Tierschutzvolksbegehrens
Auch Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens, macht sich Gedanken im Hinblick auf die Kälbertransportmisere. Er ist nicht gegen Verbote, meint aber, dass die alleine nichts verändern würden: “Die Kälber in den Transporten sind Symptome eines außer Kontrolle geratenen Systems. Sie werden als Abfallprodukt ins Ausland verramscht, weil es bei uns keinen Absatz gibt.” Was es seiner Meinung nach braucht? “Die Umsetzung unseres Drei-Punkte-Plans.” Was fordert das Volksbegehren? Erstens eine verpflichtende Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln in Gastronomie und öffentlichen Küchen sowie bei verarbeiteten Produkten im Handel. Außerdem zweitens eine Umschichtung der Fördergelder, Stichwort GAP-Reform, hin zu einer tier- und klimafreundlichen Landwirtschaft, sowie die Förderung der Vor-Ort-Schlachtung. Und drittens eine Bindung der öffentlichen Beschaffung an Tierwohlkriterien, so dass mit Steuergeld in Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeheimen nur Lebensmittel eingekauft werden, die heimischen Standards entsprechen.
http://www.tierschutzvolksbegehren.at
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