Unser Dilemma? Unser Kaufverhalten ist auf „Schönheit“ konditioniert. Damit kommen Äpfel mit Flecken und Dellen nicht in den Einkaufskorb. Oder doch?

Eva hat Adam mit einem makellosen roten Apfel verführt. Das Prinzip hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Es ist immer noch dieser perfekte, wohlgeformte rote Apfel, der uns im „Paradies Supermarkt“ auf die Probe stellt. Aber muss ein Apfel wirklich makellos schön sein? Natürlich nicht. Im Grunde wissen wir das. Es ist aber gar nicht so einfach, von unserem eingefahrenen Kaufverhalten abzuweichen. Warum sich für „krummes“ Obst und Gemüse entscheiden, wenn daneben hochpoliertes glänzt. Wir kaufen nicht, es sieht nicht hübsch aus. Macken und Dellen wirken abschreckend. Der Fokus liegt auf dem Aussehen, dem Geschmack und allen anderen Faktoren, die in diesem Moment ausgeblendet werden.

Alte Apfelsorten 

Sie überraschen schon mal mit ihren recht eigenwilligen Namen. Nach dem Sohn des österreichischen Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth benannt ist der Kronprinz Rudolf. Ein großer Name für einen kleinen Apfel mit seinem dunkelroten, frischen Bäckchen auf sattem Grün. Die Sorte ist spritzig, dabei aber süß und extrem saftig. Der Prinz ist für viele ein Muss für den perfekt ausgezogenen Apfelstrudel. Andere wiederum schwören auf den Elstar. Er ist der Liebling der Österreicher (im Beitrag „Fruchtige Leidenschaft“ zu lesen) und bereits über 100 Jahre alt. Den Boskoop kennen viele von uns noch aus Großmutters Garten. Der säuerliche Küchenapfel, der nach einem Ort in den Niederlanden benannt ist, wird bevorzugt für Apfelmus und Apfelkuchen verwendet. Schafsnasen gibt es mehrere, etwa die Rote oder Gelbe. Typisch ist ihre Form. Die großen Früchte sind kegelförmig, hoch und im Querschnitt kantig. Die Schale des klassischen Winterapfels ist dicker, das Fruchtfleisch fest. Auch perfekt für Apfelmus oder Kompott. Der Maschanzker kommt in geringen Mengen in Kärnten und in der Steiermark vor. Die Frucht schimmert goldgelb mit feinen orange-rosa Sprenkeln. Für viele der allerbesten Äpfel, um daraus eine echte kulinarische Rarität, den Maschanzker-Schnaps, zu brennen. Besonders hübsch anzusehen, grün mit roten Streifen, ist der Gravensteiner. Saftig mit herrlichem Apfelduft wird ihm nachgesagt, die köstlichste Apfelsorte überhaupt zu sein. Aber zu anspruchsvoll im Anbau, stoßempfindlich und nicht geeignet für längere Lagerung, spielt er heute wirtschaftlich keine Rolle mehr. Der süße Klapperapfel hat seinen Namen von den Kernen, die bei ihm lose im Gehäuse liegen. Schüttelt man den Apfel und hört genau hin, dann hört man ein Klappern. Die leuchtend hellgelben Früchte sind extrem süß, das Fleisch weiß, saftig und knackig. Vor allem Kinder mögen ihn.

Superfood versus genetische Verarmung

Viele Apfeltorten sind aufgrund ihrer Inhaltsstoffe, den Polyphenolen, sogar ein Geheimtipp für Allergiker. Sie stärken nachweißlich die Abwehrkräfte und beugen chronischen Krankheiten wie Rheuma vor. Im Supermarkt-Regal findet man diese „alten Sorten“ allerdings kaum noch. Polyphenole sorgen dafür, dass der Apfel sauer und herb schmeckt. Außerdem wird er an der Luft schneller braun. Eigenschaften, die im Handel weniger gefragt sind. Dort setzt man auf einheitliche Form und Größe, regelmäßig hohe Erträge, frühe Reife, süßen Geschmack, lange Lagerfähigkeit und lange Stängel, die die Ernte vereinfachen. Fast alle neuen Sorten des vergangenen Jahrhunderts gehen auf nur fünf Stammsorten zurück. Im Stammbaum ist jede zweite dieser Sorten der Golden Delcious vertreten. So kommt es, dass viele dieser Sorten das „Golden-Delicious Aroma“ haben. Die Geschmacksvielfalt bleibt natürlich dabei auf der Strecke. Neuere Sorten und Kreuzungen wie Braeburn oder Gala enthalten besonders viele Allergene.

Das Paradies heimische Gärten

Die Ernährung verursacht ein Drittel der persönlichen Umweltbelastungen. Denn jedes Nahrungsmittel verbraucht über seinen Lebensweg etliche Ressourcen, für Anbau, Verarbeitung und Transport. Deshalb: Kaufen Sie Äpfel lieber direkt vor Ort bei Hofläden, auf dem Wochenmarkt oder fragen Sie bei Obstbauern direkt nach. Auf vielen Streuobstwiesen und an Feldrändern biegen sich die Bäume gerade unter der Last der Äpfel. Fragen Sie nach wem die Bäume gehören, und ob Sie einige Äpfel pflücken dürfen! Und: Seien Sie neugierig beim Einkaufen, lassen Sie sich nicht von Oberflächlichkeiten täuschen.

Was heimische Produzenten aus Äpfeln machen …

 

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