Lebens(t)raum Streuobstwiese
„Jede Streuobstwiese ist wie eine Arche für alte Obstsorten. Hier findet sich jene Vielfalt, die uns immer mehr abhanden zu kommen droht“.
Andreas Panhuber ist Gründer der Streuobstwerkstatt in Oberösterreich, das mit 1,2 Millionen Streuobstbäumen auf rund 15.000 Hektar Fläche das Streuobst-Bundesland Nummer eins ist. Die Obstgärten rund um die Bauernhöfe sind prägend für das Landschaftsbild in allen vier Vierteln des Landes. Für viele Pflanzen- und Tierarten sind die oft extensiv bewirtschafteten Flächen ein wichtiger Lebensraum. “Streuobstwiesen sind keine großen Flächen, manchmal sind es sogar nur ein paar Bäume wunderbar alter Sorten.” Und das macht das Unternehmen auch schwierig und zu einem Herzensprojekt. “Erst durch die Geschmacksvielfalt des Streuobstes ist es möglich, klar bessere und hochwertigere Lebensmittel als es die Industrie mit billigem Importobst macht, herzustellen. Streuobstwiesenobst wie Äpfel, Birnen, Nüssen, Kirschen, Zwetschken und Beeren unserer Nasch- bzw. Naturschutzhecken liefern uns die Vitamine und den einzigartigen Geschmack für unsere Saft, Most, Essig, Schokolade, Honig, Tee, Senf, Glühmost, Dörrobst!”
Land der Streuobstwiesen
Der Begriff Streuobstwiese bezeichnet eine traditionelle Form des Obstbaus und umfasst alle Anpflanzungen von hochstämmigen Obstbäumen, deren Unterwuchs als Mähwiese oder Viehweide genutzt wird. Streuobstwiesen bereichern das Landschaftsbild und sind ein artenreicher, vom Menschen geschaffener Lebensraum. Die Blüten im Frühjahr werden von verschiedenen Insekten bestäubt. Der große Insektenreichtum ist die Nahrungsgrundlage für viele heimischen Vogelarten. Das ganze Jahr über verzaubern Streuobstwiesen unsere Landschaften, liefern vitaminreiches Obst und schützen den Boden. Sie zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe und Naturschutz pur.
Josef Limberger / Naturschutzbund OÖ
Streuobstwiesen sind eine der vielfältigsten Lebensräume, beherbergen bis zu 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten sowie zahlreiche vom Aussterben bedrohte Obstsorten und sind daher ein Hotspot für Biodiversität. „Es hat daher oberste Priorität, die noch verbleibenden Obstbäume zu schützen, das Obst zu nützen und Wertschöpfung für die Landwirte, die Streuobstwiesen bewirtschaften, zu generieren“, erklärt Andreas Panhuber, der auch Leiter der Initiative „Streuobstwiesen Schützen & Nützen“ ist.
Warum ist die Initiative so wichtig? Von den ca. 3.000 Obstsorten in Österreich sind mittlerweile eine Vielzahl in ihrem Bestand bedroht. Besonders gefährdet sind alte, oft nur regional verbreitete Sorten. Auch sind mittlerweile schon rund zwei Drittel aller Fluginsekten und ein Drittel der Brutvögel verschwunden. Vor 1960 gab es in Österreich noch ca. 35 Millionen großkronige Obstbäume. Heute sind nur mehr ca. 4,5 Mio. Bäume vorhanden und der Rückgang hält an. Die Streuobstbäume sind oft überaltert, in einem schlechten Zustand, wenig gepflegt und es fehlt an Nachpflanzungen.Um diesen Aspekten entgegenzuwirken ist es wichtig zu handeln um die Biodiversität, den Naturschutz und die kleinstrukturierte Landwirtschaft zu unterstützen.
Hand in Hand für die Erhaltung der Streuobstwiesen
„Die Streuobstwerkstatt gibt es seit 2019. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt hat, gemeinsam mit regionalen Landwirten aus Oberösterreich den Biodiversitäts-Hotspot Streuobstwiese nachhaltig zu fördern und zu erhalten“, erklärt Panhuber. Um diese Zielsetzung zu erreichen, werden Landwirte die Streuobstwiesen bewirtschaften, durch die Streuobstwerkstatt unterstützt. Bedeutet, Produkte von rund 30 Landwirten aus OÖ, werden unter der Bio-Premium Marke Streuobstwerkstatt vertrieben. Ein Beispiel. Ein Bäuerin hat auf ihrer Wiese drei Kirschenbäume und selbst keine Verwendung mehr für das Obst. Streuobstwerkstatt erntet die Kirschen und lässt sie von einem Partner zu einer besonderen Schokolade verarbeiten.
„Wir garantieren, dass unsere Produkte aus zertifizierter biologischer Landwirtschaft bzw. Produktion kommen, in jedem Produkt ist Obst von der Streuobstwiese drinnen (mit Ausnahme von Honig) und bei allen Produkten ist der regionale Hersteller angeführt, denn jeder Konsument hat das Recht zu wissen, wo die Produkte hergestellt werden“, so Panhuber abschließend.
PS: In den vergangenen Monaten. wurde eine eigene Produktlinie speziell für Green-Meetings entwickelt. Biozertifiziert. Nachhaltig produziert.