Wir lieben Forelle, Saibling und natürlich auch Karpfen. Allerdings haben wir ein Problem mit der Menge. Gibt es wirklich nicht genügend heimischen Fisch?

Forelle

Die mengenmäßig bedeutendste Fischart aus heimischer Aquakultur ist mit großem Vorsprung Regenbogen- bzw. Lachsforelle mit knapp 1.700 Tonnen. @Canva

31. Jänner war Fischerschöpfungstag. Das ist der Tag, an dem Österreichs Fischressourcen verbraucht sind und das Land für den Rest des Jahres auf Importe angewiesen ist. Die gute Nachricht: Der Fischerschöpfungstag wurde damit sechs Tage später erreicht als noch 2023. Die Nachfrage nach Fisch ist jedoch wie in den Jahren zuvor weiter leicht gestiegen. Was aber bleibt ist die Frage: Warum gibt es nicht mehr heimischen Fisch? Gerlinde Schmidsberger vom Österreichischer Verband für Fischereiwirtschaft und Aquakultur hat auf diese Frage mehrere Antworten. An oberster Stelle stehe leider die Bürokratie. “Da geht es um Wasserrecht, das vielfach nur für gewisse Jahre vergeben wird. Demgegenüber stehen hohe Investitionen,  die sich in kurzer Zeit amortisieren müssen. Die Inflation hat auch in der Fischzucht zugeschlagen, die erhöhten Strom und Futterpreise schlagen sich natürlich auf den Verkaufspreis nieder.”

Natürliche Feinde

Womit heimische Fischzüchter zu kämpfen haben sind auch die Prädatoren, also natürliche Feinde wie Fischotter, Fischreiher, Kormoran und sogar einige Entenarten. In derster Linie ist es aber der Fischotter. Der hat seinen Jagdtrieb, lässt vieles aber auch einfach übrig. Die Anwesenheit von Fischottern kann bei den verbleibenden Fischen Stress verursachen. Dies kann ihr Wachstum und ihre Entwicklung beeinträchtigen und sie anfälliger für Krankheiten machen. Wenn Fischotter in Teichen oder Tanks herumschwimmen, können sie Kot und andere Abfälle hinterlassen, was die Wasserqualität beeinträchtigen kann und zu Problemen wie Algenwachstum führen kann. „In einigen Regionen werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen von Fischottern auf Forellenzuchten zu minimieren, wie z.B. der Bau von Schutzvorrichtungen um die Teiche herum oder die Installation von elektrischen Zäunen, um die Fischotter fernzuhalten,“ erläutert Schmidsberger. „In jedem Fall ist der Fischotter aber ein sehr intelligentes Tier, das sich nicht leicht fangen lässt.“

Gesamtverbrauch steigt leicht an, Pro-Kopf-Verbrauch bleibt gleich

Mit einem Selbstversorgungsgrad von nur acht Prozent ist Österreich stark auf Importe angewiesen, um den Bedarf der Bevölkerung nach Fisch und Meeresfrüchten zu decken. Im Jahr 2022 stammten laut Statistik Austria 5.500 Tonnen aus einheimischer Erzeugung, die restlichen 92 Prozent wurden importiert. Die Einfuhrmengen steigen dabei konstant, in 2022 waren es über 77.000 Tonnen, für 2023 liegen noch keine Zahlen vor. Mit knapp 66.000 Tonnen verzehrter Menge ist die Nachfrage nach Fisch in Österreich leicht gestiegen. Der Pro-Kopf-Verbrauch bleibt jedoch praktisch gleich, was mit einem hohen Bevölkerungszuwachs im Jahr 2022 zu tun haben könnte. Er beträgt wie im Vorjahr sieben Kilogramm (7,3 kg in 2021 vs. 7,2 kg in 2022) – ein vergleichsweise niedriger Wert: Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in der EU ist fast doppelt so hoch. 

Im Jahr 2022 wurden nach Angaben von Statistik Austria etwa 4.700 Tonnen Fisch in österreichischen Aquakulturen gezüchtet. Das sind 85 Prozent der heimischen Gesamtproduktion, und vier Prozent weniger als im Jahr davor. Neben den Prädatoren machen auch Umweltfaktoren wie Hitze, Wassermangel oder Überflutung und damit verbundene Probleme mit der Wasserqualität laut Statistik Austria den Betrieben zu schaffen.

Die mengenmäßig bedeutendste Fischart aus heimischer Aquakultur ist mit großem Vorsprung Regenbogen- bzw. Lachsforelle mit knapp 1.700 Tonnen. Bachsaibling und Karpfen folgen mit rund 660 bzw. 560 Tonnen. Der Bedarf an Fisch kann damit bei Weitem nicht gedeckt werden. “Die heimischen Züchter kämpfen aber natürlich auch gegen billige Importware, schließlich sind unsere Fischzuchten klein und können preislich mit große Anlagen, wie es sie beispielsweise in der Türkei gibt, nicht mithalten,” erläutert Schmidsberger.

Die letzte Entscheidung liegt aber beim Konsumenten, also bei jedem von uns. Wer heimischen Fisch haben möchte, kauft diesen direkt bei der Fischzucht. Also “Ab Hof” oder online. In diesem Fall kommt der Fisch unter perfekter Einhaltung der Kühlkette bis zur Haustüre.