“Sternenhimmel” im Weinkeller
Handwerk und Tradition spielen für Familie Zens im Weinbau eine wichtige Rolle. Viel Zeit verbringt der Wein im Natursandkeller, und da sind auch die Sterne.
„Wir bauen auf Erfahrung von mehreren Generationen auf und nutzen diese gekonnt, um Weine mit Charakter zu formen. Von kurzfristigen Trends lassen wir uns nicht beirren, Technik findet nur dort Einsatz, wenn wir überzeugt sind, dass diese unsere Weine im Ausdruck und der Qualität stützt,“ erläutert Michael Zens seine Weinbau-Philosophie. Doch was hat das nun mit einem Sternenhimmel im Weinkeller zu tun? Bevor dieses Rätsel aufgelöst wird, gibt es noch Einiges zu erklären.
Große Weine entstehen im Weingarten!
Getreu diesem Motto investiert Familie Zens viel Zeit und Handarbeit draußen in der Natur. Akribisch verfolgt Josef Zens dabei den Vegetationsverlauf, jeder Handgriff richtet sich nach den Bedürfnissen der Rebe und ihrem Wachstum. Mitunter ist dies ein Grund, warum jeder Jahrgang sein eigenes Profil entwickelt. Diese Vielfalt finden wir spannend, wir provozieren diese sogar bewusst, denn das „Normale“ ist nicht so unsere Sache, wie Michael Zens meint.
Im Weinkeller selbst herrscht technischer Minimalismus. Der durch das Terroir geprägte Wein wird somit nicht durch Technik verfälscht, sondern in seinem Profil geschärft. Auch der Begriff Terroir ist hier nichts Neues, bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat Josef Zens Senior auf den Rieden- und Einzellagenausbau gesetzt. Im Jahrgangsarchiv findet sich somit 50 Jahre Hundschupfen wieder, eine beachtliche Vertikale der bekanntesten Riede Mailbergs.
Traditionelle Presshäuser
Besucht man nun den Weinkeller, ist sofort der Begriff Handarbeit klar: In den drei typisch Weinviertler Presshäusern wird behutsam gewerkt, hauptsächlich ruht und reift der Wein jedoch. Michael Zens: “Dass wir nach wie vor die traditionellen Presshäuser und in den Sand gehauenen Keller nutzen, hat unterschiedliche Gründe: Einerseits möchten wir dieses einzigartige Kulturgut nicht nur erhalten, sondern auch beleben, andererseits finden wir in den Kellerröhren sehr gute Lagerbedingungen für unsere Weine vor, und das gänzlich ohne Energiezufuhr!” Nachhaltigkeit muss hier also gar nicht erst erfunden werden, sie wird schon lange gelebt.
Die längste Zeit, die der Wein bei uns am Weingut verbringt, lagert er im Natursandkeller. Die drei Kellerröhren wurden nach und nach in mühsamer Arbeit in den rohen Sandboden gehauen. Da kein Gewölbe aus Ziegeln benötigt wird, kann man den Schichtaufbau sehen, der hier in der Riede Hundschupfen vorherrscht! Der Sand, der sich hier abgelagert hat, stammt aus jener Zeit, als in Mitteleuropa die Paratethys das Land mit Wasser bedeckte, ein urzeitliches Meer. Blickt man an die Kellerdecke, erkennt man eine Vielzahl an Kalkeinschlüssen, Ablagerungen von Meeresgetier, das sich am Meeresboden und dieser Sandbank abgelagert hat.
Beim genauen Betrachten kann man sogar Seesterne erkennen – quasi ein “Sternenhimmel” im Weinkeller. Noch plastischer wird diese Vorstellung, wenn man während des Betrachtens ein Glas Wein in der Hand hält. Was wäre hier besser geeignet als ein Glas Grüner Veltliner Reserve aus der Riede Hundschupfen?
Apropos Hundschupfen
Die Riede Hundschupfen ist Mailbergs bekannteste Weinlage. Hier entstanden schon im 19. Jahrhundert Weine, welche Mailberger Winzer stolz auf der Weltausstellung präsentierten. Diverse Landessieger im 20. Jahrhundert zeugen vom Potential dieser Lage. Heute kann Familie Zens aus Erfahrung sagen, dass die sandigen Böden mit Südausrichtung im Mailberger Kessel eine spezielle Stilistik fördern – vielleicht sogar eine der spannendsten Terroir-Ausprägungen im Weinviertel!
In diesem Jahr haben wurde auch ein Neuzugang verzeichnet: Eine kleine Parzelle in der Riede Hundschupfen wurde erworben und mit Veltliner bepflanzt. Die Zeit ist also Reif, dass ein neuer Stern am Himmel aufgeht….