Waschmittel aus Rosskastanien
Was man mit Rosskastanien alles machen kann? Basteln, dekorieren und natürlich auch die Wäsche waschen. Das wusste schon meine Oma.
Als Kinder sammelte ich kiloweise Rosskastanien und bastelte daraus einen ganzen Zoo (inklusive Besucher – also Kastanien Männchen). Meine Mutter machte eine hübsche Herbstdekoration. Meine Oma aber verarbeitete die jungen Kastanien zu Waschpulver. Und das verwendete sie das ganze Jahr über.
Die Rosskastanie gehört zu den Seifenbaumgewächsen und enthält in allen ihren Pflanzenteilen Saponine (Schaum bildende Stoffe). Zum Waschen werden jedoch die braunen, glänzend frischen Samen (Kastanie) verwendet, die jetzt im Herbst auf den Boden fallen.
Sie beinhaltet unter anderem Saponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Aescin, Aesculin, Allantoin, fettes Öl und in den Blüten verschiedene Cumarine. Saponine haben eine fungizide Wirkung (sie schützen die Pflanze vor Pilzbefall). Aescin dichtet die Blutgefäße ab und wirkt tonisierend, Aesculin wird als Sonnenschutzmittel eingesetzt, Gerbstoffe haben eine entzündungshemmende Wirkung und die Bitterstoffe wirken regenerierend. Allantoin lockert die Haut und hilft abgestorbene Hautzellen zu entfernen.
Unsere heimische Waschnuss
Mit einem Gehalt von acht bis fünfzehn Prozent Saponin hat unsere heimische Rosskastanie eine ähnliche Waschkraft wie die indische Waschnuss. In ihr konzentrieren sich waschfreundliche Substanzen, natürliche Aufheller und Wasserenthärter. Die Rosskastanie kann zwei bis drei mal zum Waschen verwendet werden, denn danach nimmt der Saponingehalt ab. Handelsübliche Waschmittel sind häufig Allergieauslöser und können die Umwelt nachhaltig belasten. Ein Rosskastanien Waschmittel hingegen ist umweltfreundlich und nachhaltig.
So wirds gemacht
Im September und Anfang Oktober Kastanien sammeln, noch frisch zerschneiden und mit einem leistungsstarken Mixer (oder Eis-Crusher) zerkleinern. Da die Kastanienschale sehr hart ist, muss sie vor einer Verwendung mit einem scharfem Messer unbedingt zerkleinert werden. Kastanien, die lange gelagert oder Ende Oktober gesammelt werden, eignen sich nicht mehr für ein Waschpulver da sie kaum zerkleinert werden können.
Die zerkleinerten Rosskastanien auf ein Backblech legen und bei 50 Grad Umluft (und einem Kochlöffel in der Tür um die Feuchtigkeit abzuleiten) ca. 2-3 Stunden trocknen, dazwischen jedoch immer wieder wenden. Danach auskühlen lassen und luftdicht in ein verschlossenes Glas füllen. Das Waschpulver ist mehrere Jahre bei Zimmertemperatur haltbar.
Flüssig oder Pulver?
Für einen Waschgang füllt man ca. 50 g getrocknetes Rosskastanienpulver in ein Stoffsäckchen oder in eine Socke, verschließt diese gut und gibt es direkt in die Waschtrommel. Bei hartem Wasser kann man noch 50 ml Apfelessig zur Wäsche hinzufügen. Nach der Wäsche den Socken oder das Stoffsäckchen einfach luftig trocknen und noch zwei- bis dreimal verwenden.
Falls Sie jedoch ein flüssiges Waschmittel bevorzugen, füllen Sie das getrocknete Rosskastanienpulver in ein hohes Gefäß und mixen es mit Wasser. Achtung, es kann sehr schäumen. (Auf 5g Pulver ca. 1 dl Wasser.)
Danach durch einen feinen Sieb gießen und die Flüssigkeit direkt in die Waschtrommel füllen. Die Kastanienrückstände können getrocknet werden und wie gewohnt ca. 2 -3 mal wieder verwendet werden.
Rosskastanien eignen sich hervorragend bei Baumwolle, Leinen, Wolle oder Seide. Bei Mikrofasern oder Funktionskleidung achten Sie bitte auf die Waschempfehlungen. Waschpflanzen sind für bunte Wäsche ideal, bei weißer Wäsche könnte ein leichter grauer Schimmer entstehen. Bei starker Verschmutzung empfiehlt sich pro Waschgang 2 oder 3 EL Waschsoda zusätzlich zu verwenden. Die optimale Waschtemperatur liegt bis 50 Grad, da bei hohen Temperaturen die Gerbstoffe der Pflanzen Flecken und Verschmutzungen eventuell fixieren könnte.
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