Wussten Sie, dass in Japan die Frauen am 14. Februar leer ausgehen? Andere Länder, andere Sitten. Diese Weisheit trifft eben auch auf den Valentinstag zu.

14. Februar ist Valentinstag. Noch ist Zeit sich für ein Geschenk zu entscheiden. ©Unsplash

Der Tag, an dem die Liebe zelebriert wird, naht. So manchem Single graut ein wenig vor dem 14. Februar. Dieser Gedanke katapultiert mich direkt ins Land der aufgehenden Sonne. Denn in Japan gibt es eine spezielle Valentinsschokolade für einsame Herzen – die „Jibun-Choko“. Die kann man sich zu diesem Anlass ganz einfach selber schenken. Wie praktisch!  Ansonsten werden dort am Tag der Liebe nur die Männer beschenkt. Wie kommt’s? Ein Tokioter Süßwarenhersteller namens „Merry Chocolate Company“ lancierte in der 2. Hälfte der 1950iger-Jahre den Slogan „Einmal im Jahr gesteht die Frau dem Mann ihre Liebe.“ 

Alles dreht sich um den Mann

Dieser Slogan hatte zur Folge, man (Frau) stelle sich das einmal vor, dass die japanischen Damen noch heute, am 14. Februar leer ausgehen! Zudem müssen sie die Männer, oder besser gesagt „ihre Männerwelt“ beschenken. Und zwar traditionellerweise mit dunkler Schokolade. Am diesem Tag, einmal mehr, unterstreicht Japan seiner Vorliebe für ausgeprägte Verhaltensregeln und komplizierte Kulturknigge. Denn Mann ist nicht gleich Mann. Je nach seinem Status erhält er eine bestimmte, ihm zugedachte Art von Schokolade. Ist er Angebeteter, Favorit oder Partner, darf er sich über eine sehr exquisite, teure Schokolade freuen: die „Honmei-Choco”, was so viel bedeutet wie „die Schokolade der wahren Gefühle“. Es darf aber auch gerne ein kleines Extrageschenk, wie z. B. Schmuck dazugegeben werden. Unter Teenies gilt es als “Willst du mit mir gehen?”- Frage, wenn ein Mädchen seinem Schwarm (den es zuvor kaum anzusprechen wagte), eine honmei-Schokolade schenkt.

Wenn Schenken zur Pflicht wird

Die einfachere und weniger teure „Giri-Choko“ erhalten männliche Kollegen oder Vorgesetzte und eigentlich alle Männer, mit der die Dame Kontakt hat – Lehrer, Nachbar, aber auch Vater und Brüder. Hier ist natürlich keine „Liebe” im Spiel. Es handelt sich vielmehr um eine Art Pflichtgeschenk. Man bedankt sich für die gute Zusammenarbeit. Ein Dank, dessen Unterlassung ein Affront bedeuten würde. Wenn sie da nicht mitspielt, hat sie in Beruf und Karriere keine guten Karten. Der Grad an Beliebtheit eines männlichen Mitarbeiters lässt sich somit an der Fülle des schokoladigen Inhalts seiner Schreibtischschublade ermessen. Die Männer werden an dem Tag ganz schön verwöhnt – bekommen sie doch von jeder Frau ihres Umfelds Schokolade geschenkt.

Diese Pflicht, die Kollegen mit kleinen Geschenken zu erfreuen, beschränkt sich in Japan nicht nur auf den Valentinstag. Pflichtgeschenke sollten beispielsweise auch nach jedem Urlaub gemacht werden. Viele Japaner beklagen sich mittlerweile darüber und einige Unternehmen haben das Giri-Schenken zwischen Angestellten inzwischen untersagt. Weiters unterscheidet man die „Freun­din­nen-Scho­ko­la­de“  („Tomo-Cho­ko“) oder die „Scho­ko­la­de für den weib­li­chen Freun­des­kreis“ („Joshi­kai-Cho­ko“).

Der „Weiße Tag“ für die Damen

Nippons Töchter bekommen am 14. Februar von ihrem Liebsten also nichts geschenkt. Eine Fahrlässigkeit, die überdacht werden musste. Wahrscheinlich mehr aus kommerziellen als aus emanzipatorischen Gründen. So erfand man in den 70er-Jahren den „White Day“, den speziellen Valentinstag der Frauen. Genau einen Monat später müssen sich die Männer am „Weißen Tag“ ihrerseits mit Geschenken revanchieren. Besonders hoch im Kurs steht getreu der Bezeichnung dieses Tages weiße Schokolade. Aber auch andere weiße Süßigkeiten dürfen von den Männern verschenkt werden.

Auf die Menge kommt es an

Bei all der Schokoladeverschenkerei ist noch eine Sache überaus wichtig: Je mehr man bekommt, desto höher die Wertschätzung. So ein japanischer Gentleman lässt sich natürlich nicht lumpen. Deshalb revanchieren sich die Männer bei den Frauen mit ungefähr zwei- bis dreimal so vielen Geschenken. Im Endeffekt steigen die Frauen bei der ganzen Sache dann doch nicht so schlecht aus! Und auf einen Monat früher oder später kommt es auch nicht an. Wenn da am 14. Februar nur nicht der Stress mit all den Pflichtgeschenken für die Männerwelt wäre!

Selbst ist der Mann

Natürlich ist es nicht jedem Japaner vergönnt, eine Liebste sein Eigen zu nennen. Als moderner Mann macht er es den Frauen einfach nach: Er kauf sich, schlägt sein Herz nicht im Doppelpack, seine Schokolade selber, die sogenannte Ore-Choko. Mit „Ore“ spricht der japanische Mann über sich selbst, deshalb die Bezeichnung.

Das hört sich alles recht kompliziert an, oder? Wie schön, dass wir am Valentinstag aus Herzen und nicht aus Pflichtgefühl schenken. Für Inspirationen haben unsere Produzenten auf Bauernladen gesorgt.